Sonntag, 13. August 2023

156 Der Alptraum vom missratenen Haarfön

Wie war euer Sommer? 
Also, er dauert ja noch an, zum Glück, sprich, nimmt gerade einen neuen Anlauf. Ich habe ihn bisher sehr genossen. Auch ohne Ferien, denn ich habe gerade den Job gewechselt und bin mich immer noch am Eingewöhnen und Behaupten in der Probezeit. Aber keine Angst, es läuft gut und ich bin happy. Auch mit den derzeitigen Temperaturen über 30 Grad, die sind genau mein Geschmack. Sexuell läuft es auch top - hahaaaa, ich weiss genau, dass einige von euch jetzt hellhörig geworden sind 😝😝 Ihr Grüsel! Die Klickzahlen sind gerade in die Höhe geschnellt, nur wegen der einschlägigen drei Buchstaben 😅 Die ziehen einfach immer! Leider aber ist das heute nicht das Thema, sorry! Vielleicht später mal. Alles in allem kann ich euch einfach sagen: Sommer 2023, I love you!

Und ooooohhh maaaaann, dieser Sommer hatte ja auch soooo spannend begonnen! 

Ich spreche vom U-Boot Titan, dass auf dem Weg runter zur Titanic implodiert ist. 

Das Meer ist geil - und creepy
Ja, tatsächlich, ich habe das sehr intensiv verfolgt. Denn etwas müsst ihr über mich wissen: Ich liebe das Meer. Genauer gesagt, alles was unter der Meeresoberfläche ist. Noch genauer: Alles, was einem da unten so richtig Schiss macht. Grosse Haie. Giftige Fische. Schiffswracks. U-Boote. Die absolute Dunkelheit. Die Tatsache, dass es unter Wasser keinen Sauerstoff gibt. Und der Druck auf den Körper zunimmt. 
Ich verfüge ja seit mehr als 20 Jahren über einen Tauchschein. Gehe ich tauchen? Nein. Weil ich mir jedes Mal fast in die Hosen mache vor Angst. Nicht wirklich vor den Viechern. Aber das Wissen, dass ich von einer Sauerstoffflasche auf meinem Rücken abhängig bin, macht mich wahnsinnig. Ich stelle mir Ertrinken unglaublich schrecklich vor, aber offenbar sei es gar nicht so schlimm... hab ich von meinen geliebten True Crime-Serien gelernt. 

Also, das Meer ist geil, aber sowas von creepy!

Damit zurück zur Titan. 
Sorry, ich wäre ja die ERSTE gewesen, die mit einem U-Boot runter zur Titanic wäre, hätte mir das ein spendabler Millionär offeriert! Oder in den Marianengraben, zu den gigantischen Megalodons und Riesenkraken! 
Aber seit der Titan: Nä-ähh!!! 

Eine halbe Million für einen hässlichen Fön
Erstens habe ich nicht mal gewusst, dass es überhaupt möglich ist für Privatpersonen, zur Titanic runterzutauchen. Ich dachte, dass sei einzig der Wissenschaft vorenthalten.
Ok, wie immer ist mit Geld ja alles möglich, das hätte mir eigentlich schon vorher bewusst sein müssen. 

Zweitens: Habt ihr euch dieses Ding mal genau angekuckt?? Das ist winzig! Nicht mal anständig sitzen kann man/frau dort drin. Pardon, aber für eine halbe Million Dollar pro Ticket will ich gefälligst einen Stuhl, das ist ja wohl das Mindeste! Und sowieso: Ein U-Boot, dass ganze vier Kilometer in die Tiefe taucht, kann doch nicht aussehen wie ein missratener Haarfön! Ich habe Videoaufnahmen gesehen von ehemaligen Passagieren, die ihre Reise dokumentiert haben, und da wird zum Einsteigen einfach mal schnell vorne die Nase abgeschraubt und dann wieder drangemacht. Das sieht für mich als Laien ziemlich undicht aus. Wie gesagt: Die Titan muss ganz schön viel Druck aushalten, 4000 Meter unter der Wasseroberfläche. Ich darf mit meinem mickrigen Open Water-Ausweis ja gerade mal 20 Meter runtertauchen, und ich finde das schon eine ziemliche Herausforderung, vor allem für mein Trommelfell. Und darum stelle ich mir ein U-Boot, dass zur Titanic runtertaucht, eigentlich auch eher so ein bisschen vor wie dasjenige in "Roter Oktober" oder "Das Boot". Einfach massiv. Mit doppelt und dreifach gesicherten Luken. 
Und so einer superdigitalen Kommandozentrale mit ganz vielen Knöpfen, Schiebern und Bildschirmen. KEIN Joystick, ok? Das ist nicht Super Mario, das ist the real shit!! Da unten in der Tiefe ist niemand, der dir helfen kann, wenn dieser verdammte Joystick einen Wackelkontakt hat!
Und bitte mit einem grösseren Fenster oder mehreren! Habt ihr das Mini-Loch vorne bei der Titan gesehen? Da siehst du ja gar nichts! Du tauchst vier Stunden runter und schwebst dann vor dem Wrack der Titanic - aber musst zuerst noch mit allen anderen Passagieren um den Logenplatz rangeln! Und wie gesagt: Für 500'000 Dollar. Nein, danke!

Ein PLOPP!! und alles ist vorbei
Aber ja, was verstehe ich schon von Physik und vor allem von U-Booten. Gut, seit der Titan ein bisschen mehr. Offenbar können U-Boote ja nicht sinken, sie würden auftreiben, wenn der Motor ausfallen würde, wenn ich das richtig verstanden habe. Das wäre natürlich aber auch nicht ideal, wenn der Druck nicht ausgeglichen werden kann. Ich erinnere mich düster an meinen Tauchkurs am Great Barrier Reef von vor 20 Jahren, wo wir beim Auftauchen jeweils minutenlang an der Ankerkette ausharren mussten, während uns die Quallen in aller Ruhe zerstochen haben - yep, mein Wetsuit hatte leider kurze Hosen. 

Ja, und jetzt weiss ich auch, was eine Implosion bedeutet. Dass es bei zu viel Druck rundherum einfach irgendwann PLOPP!!!!! macht und dann auch ein U-Boot wie eine Cola-Büchse zusammengepresst wird. Und damit natürlich auch alles, was in ihm drin ist. In einer Millisekunde ist alles vorbei. 
Ich habe online x Animationen gesehen, die gezeigt haben, was bei einer Implosion mit menschlichen Körpern passiert. Es gab verschiedene Versionen: Die Körper würden sich bei so viel Druck komplett verflüssigen. Oder: Nur noch die Haut und die Kleider bleiben übrig. Oder: Die Körper werden in unzählige Teile zerfetzt. Auf jeden Fall geht es so schnell, dass Schmerzen kein Thema sind.
Trotzdem: Jede Version finde ich extrem eklig. Und noch ekliger ist, das darüber schon überall diskutiert wurde, während noch gar nicht klar war, was mit der Titan überhaupt passiert ist. Sprich: Auch die Angehörigen, die oben auf dem Schiff vielleicht noch ein bisschen Hoffnung hatten, haben diese Diskussionen im Netz wahrscheinlich gelesen und die Animationen dazu gesehen. "Wie ist mein Mann, mein Sohn gestorben?"

Kucken ist wichtiger als Mitgefühl
Was für eine grässliche Vorstellung! Ein Alptraum! Ein Alptraum mit hässlichem Haarfön! Hoffentlich hatten sie kein wlan dort auf dem Atlantik. Aber spätestens an Land prasselten dann all diese Infos auf sie ein. 
Die Welt ist wirklich ein unsensibler Ort. Es geht immer nur darum, die Neugierde und Sensationslust aller Unbeteiligter zu befriedigen. Aber diejenigen zu schützen, die von einer Katastrophe wirklich betroffen sind, daran denkt eigentlich niemand.
Und ja, ich muss mich da auch selber an der Nase nehmen, denn mich interessiert es ja auch, was mit einem verschwundenen U-Boot so alles passieren kann. 

Wo es allerdings dann aufhört: Wenn wir das Handy draufhalten, während jemand gerade von einem Hai gefressen wird. So geschehen auch in diesem Sommer in Ägypten. Wahrscheinlich habt ihr die Aufnahmen auch gesehen. Der ganze Strand war gesäumt von Schaulustigen, und der arme Typ im Wasser schrie verzweifelt nach seinem Vater, während der Hai immer wieder angriff. Meiner Meinung nach dauerte es echt viel zu lange, bis endlich mal jemand mit einem Boot zu ihm rausfuhr. Natürlich war es zu spät. 
Aber ja, die Frage ist: Was würde ich selber machen, wenn ich am Strand Zeugin eines solchen Vorfalls würde? Wegschauen? Selber in ein Boot springen und rausfahren? Zur betroffenen Person rausschwimmen und dabei riskieren, selber zu sterben?

Ich weiss es wirklich nicht.



Der Tod ist der Tod
Würden wir übrigens auch filmen, wenn vor uns ein auf dem Meer ein Boot mit Flüchtlingen untergehen würde? Oder würden wir alles daran setzen, um zu helfen?
Weil, die toten Flüchtlinge wurden in den Medien nicht so diskutiert wie die Millionäre in der Titan. Wie sie gestorben sind und ob sie gelitten haben, fragt sich irgendwie niemand. 
Wahrscheinlich, weil sinkende Flüchtlingsboote schon langsam zum Alltag gehören. Es ertrinken halt mehr Syrerinnen und Afghanen als dass sie von einem Hai gefressen werden. Oder im einem Haarfön zur Titanic runtertauchen. Das macht es zwar nicht weniger schrecklich, aber weniger sensationell. 

Ich finde alle Opfer komplett unnötig: Menschen, die auf der Flucht ums Leben kommen. Menschen, die in einer überteuerten Blechbüchse implodieren. Und Menschen, die von Raubtieren gefressen werden. Was sie verbindet: Sie haben sich alle wissentlich in Gefahr begeben. Der Unterschied: Einige von ihnen hatten einfach keine andere Wahl. 
Aber der Tod ist der Tod, und für die Hinterbliebenen immer eine Katastrophe. Hier sind wir alle gleich. Also zollen wir bitte allen Toten den selben Respekt. 

Ok, nicht ganz allen, vielleicht. Es gibt schon ein paar Menschen auf dieser Welt, die keinerlei Respekt verdienen.
Und nein, ich spreche jetzt nicht von meinem Ex. Aber ihr wisst, was ich meine.

So, ich fasse zusammen: MEIN Sommer war bisher gut. Aber meinen Traum von einem Tauchgang in einem U-Boot lege ich bis auf Weiteres auf Eis - ausser, das U-Boot hat James Cameron persönlich gebaut. Ich liebe Haie immer noch, bin mir aber bewusst, dass sie mich nicht lieben. Als Schwimmerin bin ich Gast in ihrem Reich, nicht umgekehrt. 
Und Krieg ist einfach scheisse 😡

Ich wünsche euch trotzdem noch einen schönen Rest des Sommers und bis zum nächsten Mal!

S.E.X.
Funktioniert einfach immer! 😂


Montag, 29. Mai 2023

155 Toxisch positiv oder wenn einfach mal etwas scheisse ist

Hello, hello, da bin ich wieder... 
Ich hoffe, ihr nehmt mir meine Pause nicht übel, aber sie war nötig. Ich bin nämlich gerade sehr damit beschäftigt, mich neu zu erfinden.

Oder vielleicht sollte ich eher sagen, mich zu FINDEN. Und gleichzeitig zu verändern. Stillstand ist ja bekanntlich der Tod. Und ich werde immer sehr nervös, wenn sich gerade nichts bewegt im Leben,

Deshalb habe ich mir  einen neuen Job geangelt, der bald anfängt. Immer noch "etwas mit Medien", keine Angst. Ich operiere nicht plötzlich Herzen oder so.

Weiter habe ich ein neues Logo, wie euch hoffentlich schon aufgefallen ist! Chat GPT sei Dank 😀Und ein nigelnagelneues Instagram-Profil. Frau Bitterbös goes Influencer, frau_bitterboes! Merci fürs Followen und Herzchen geben und so! 💖

Ich bin im Bünzlitum angekommen
Dann war ich auch noch zurück in Ecuador für einige Wochen. Nicht nur wegen der atemberaubenden Landschaften und Vulkane, sondern auch wegen eines Mannes. Ich musste dann aber feststellen, dass das Ganze mich komplett überfordert: Ich nach Ecuador oder er in die Schweiz oder wir beide nach sonst irgendwo hin - es gibt irgendwie keine befriedigende Lösung. Einerseits habe ich mit Schrecken festgestellt, dass ich tatsächlich schon so alt bin, dass ich mich freiwillig für meine Pensionierung interessiere, oder besser gesagt, für das Geld, mit dem ich dann nach dem Rentenalter 75 leben werde. Andererseits komme ich auch gar nicht mit dem Gedanken klar, dass eine erwachsene Person finanziell von mir abhängig sein könnte. Mir kommt tatsächlich ein bisschen die Spucke hoch, wenn ich wieder merke, wie grauenhaft bünzlig ich geworden bin, UÄÄHH!!! Aber da ich leider nie gross erben werde wie andere in diesem Land, bleibt mir wohl nichts anderes übrig...

Aber vielleicht kennt sich ja jemand von euch besser aus mit binationalen, SEHR Fernbeziehungen und kann mir Tipps geben. Mein Mail findet ihr unten. Oder ihr schreibt mir eben auf Insta, ha! Oder schön oldschool über Facebook... 


Das ist jetzt scheisse - nichts anderes
Und dann habe ich auch noch festgestellt, dass ich doch unter einer Allergie leide. 
Ich bin allergisch gegen toxic positivity.

Kennt ihr das? Ein neues Modewort, aber ich finde, es trifft die Sache ganz gut. 

Eine positive Einstellung im Leben ist sicher sehr hilfreich, das will ich gar nicht abstreiten. Auch wenn es einem, oder jedenfalls mir, manchmal ziemlich schwer fällt.
Aber es gibt eben meiner Meinung nach auch ein Zuviel an Positivität - oder Positivismus oder wie heisst das laut Duden jetzt genau?
Egal.
Jedenfalls denke ich, dass es einfach Situationen gibt im Leben, in denen man/frau seine negativen Gefühle zulassen muss. Und einfach mal klar ist: Das ist jetzt scheisse, nichts anderes. Da muss ich jetzt nicht noch die silver lining suchen am Horizont oder irgendeine grosse Lehre, die ich daraus ziehen kann - nein, es ist scheisse, es tut weh, es ist unfair, es macht dich aggressiv, und DAS IST JETZT EINFACH SO, BASTA!!!!! Diese beschissenen Gefühle wollen raus und verarbeitet werden, und erst danach kehrt der Optimismus wieder zurück. Oder vielleicht auch nicht, niemand kann einen dazu zwingen. 

Und das ist eben genau das Problem bei der toxischen Positivität: Dass einem das Gefühl gegeben wird, es darf einem gar nicht erst schlecht gehen. 

Bist du ein Orakel oder was?
"Ist doch nicht so schlimm!"
"Das kommt schon wieder!"
"Alles wird gut!"
"Das musste halt so sein, wenigstens bist du nicht krank!"
"Schau doch mal in anderen Ländern, denen geht es viiiiieeeelll schlechter als dir! Und die beschweren sich auch nicht!"
"Der oder die hat dich ja eh nicht verdient!"
"Du findest ganz sicher ganz schnell wieder einen Job!"

Ja, das mag alles gut gemeint sein und teils auch der Wahrheit entsprechen (mein Ex hat mich tatsächlich nicht verdient, null!). Aber soll es mir nur wegen dieser paar Sätze jetzt wieder tipptopp gehen oder was? Und überhaupt: Woher willst du denn wissen, dass das schon wieder kommt? Dass alles gut wird? Arbeitest du nebenbei als Orakel oder was? Wer gibt dir das Recht, mir Hoffnung zu machen, obwohl du genau so wenig weisst wie ich, was die Zukunft bringt? Und übrigens: Was nicht schlimm für dich ist, ist für mich vielleicht der Weltuntergang und umgekehrt. Und nein, ich vergleiche mich ganz sicher nicht mit Leuten im Sudan oder in Afghanistan und auch nicht mit solchen mit Krebs oder Muskelschwund, weil die haben wirklich ganz andere Probleme, und ich wäre ein richtig gewissenloses Arschloch, wenn es mir deswegen psychisch gleich wieder besser ginge: "Ha, lieber die als ich, puh, nochmal Glück gehabt!" Aber ich vergleiche mich mit Leuten, die zum Beispiel in einer ähnlichen Situation sind, einen ähnlichen Background haben, gleiche Chancen und Lebensumstände. 

Da drüber kann man/frau sich ja auch wieder endlos streiten: Sollen wir uns jetzt vergleichen oder nicht? Meiner Meinung nach ist das schier unmöglich, sich NICHT zu vergleichen, da müssten wir ja den ganzen Tag mit geschlossenen Augen durch die Welt tappen. Aber ich bewundere und beneide Menschen, die von sich behaupten, sie vergleichen sich nie mit anderen, was andere haben/können/machen/wollen sei ihnen völlig egal, sie mögen ihnen alles gönnen. 

Ich glaube, mir sind andere Menschen eben einfach nicht egal, deshalb schaue ich interessierter hin. Aber vielleicht irre ich mich ja... 

"Wer leidet, ist selber schuld!"
Jedenfalls stelle ich in meinem Umfeld immer mehr fest, wie gewisse Leute ihre negativen Gefühle einfach verdrängen oder überspielen mit "Aber das macht ja nichts, der/die andere ist eh ein Tubel, das kommt schon alles wieder gut!".
Wie gesagt: Natürlich ist es kontraproduktiv zu denken, dass das Leben jetzt vorbei ist, wenn etwas sehr Unerfreuliches passiert. Aber ich bin überzeugt, dass wir uns in solchen Situationen vor allem auch fragen müssen: Wieso fühle ich mich jetzt genau so wahnsinnig scheisse? Weshalb zieht es mich so runter? Sind wirklich nur die anderen schuld oder kann ich selbst etwas ändern? Wie lasse ich das Geschehene so gut wie möglich hinter mir, damit es mich später nicht noch einmal einholt und ich ein verbittertes Arschloch werde deswegen??
Und dafür gilt es, den negativen Gefühlen eben genau nachzuspüren und sie nicht einfach zu verdrängen mit einem aufgesetzten Lächeln.

Oder verdrängen zu lassen von Leuten, die der Meinung sind, dir hat es doch gut zu gehen, das seidoch überhaupt nicht schlimm. "Wenn du leidest, bist du aber echt selber schuld, du Vollidiot!" Oder noch schlimmer: "Es nervt, dass es dir immer noch schlecht geht!"

Ok, um fair zu sein: Der letzte Satz hat durchaus seine Berechtigung, wenn es sich um Dinge handelt, die der oder die Betroffene selber entscheiden und ändern kann. Natürlich, dem geht oft ein längerer Prozess voraus, ich behaupte nicht, dass das einfach ist (und ich weiss es sicher aus eigener Erfahrung). Aber es gibt wirklich Grenzen. Wenn mir eine Freundin seit 7 Jahren vorheult, wie doof ihr Job ist oder ein Freund sich zum 2380233458033. Mal über seine ach so dumme Frau beschwert, dann muss ich echt auch mal sagen: KÜNDIGE DOCH ENDLICH UND LASS DICH SCHEIDEN, DU HAST ES IN DER HAND!!!! Dann versauen sich diese Leute mit ihrem Gemotze und Geheule wirklich selber das Leben und machen alle um sich rum sauer. 

Negative Gefühle sind voll ok
Aber es passieren halt auch Dinge im Leben, die wir nunmal nicht steuern können:
Ein geliebter Mensch stirbt.
Ein geliebtes Tier stirbt.
Einem wird der Job gekündigt.
Einem wird eingebrochen.
Man/frau wird sitzengelassen.
Beste Freunde hintergehen einen.
Das Haus brennt ab.
Und so weiter.




Und dann ist es ok, wenn wir down sind und das auch sagen und diese Gefühle verarbeiten und nicht gute Miene zum bösen Spiel machen. Ausserdem lasse ich mir ganz sicher nicht von anderen Leuten vorschreiben, wie ich mich zu fühlen habe. Wenn ich damit gerade eure #Mindfulness und #Selflove störe: Sorry, not sorry! 
Ich denke, das ist auf Dauer auch gesünder, als wenn das Negative im Leben einfach immer ausgeblendet wird und gewisse Menschen einfach weitermachen, als sei nichts passiert. Da staut sich doch irgendwas an, das irgendwann mal ausbricht wie ein Vulkan in Ecuador. 

Wieso haben wir eigentlich so ein Problem mit negativen Gefühlen? Wieso sind sie so verpönt? Schwierige und doofe Situationen lassen uns doch wachsen, unsere Gefühle machen uns interessant, aber eben nicht nur die positiven. Mann, wie langweilig wäre das, wenn wir uns beim Kafitrinken nur noch erzählen könnten, wie toll wir sind, wie super unsere Beziehungen laufen, wie im Job alles stimmt, wie wir am Morgen nur immer grandios gelaunt aufstehen, wie das Portemonnaie nur immer voll ist und uns nie etwas wehtut! 

Lasst mich wissen, was ihr darüber denkt.

Mit Mäusen im Bett
Und in der Zwischenzeit geniessen wir das wunderschöne Wetter! Endlich ist Frühling!!!
Godzilla spürt ihn auch: Leider nicht so, wie ihr jetzt denkt, sie ist eh kastriert. Aber dank der kleinen schwarzen Bitch lerne ich die gesamte stadtzürcher Fauna kennen. Ich wusste gar nicht, dass wir so viele unterschiedliche riesige und sehr hässliche Käfer haben in unseren Büschen. Eidechsen scheinen auch weit verbreitet zu sein. Irgendwelche Nachtfalter ebenso. Und natürlich Mäuse. 
All diese Viecher platziert sie mir auf meinem Bett, während ich friedlich schlafe. Lebend. Also, die Viecher leben, und ich natürlich auch.
Einmal kam es vor, dass ich die selbe Maus fünfmal wieder hinaus in den Garten warf, und Godzi sie mir fünfmal wieder zurückbrachte. All dies morgens zwischen drei und vier Uhr. 
Ich bin wirklich wahnsinnig gut ausgeschlafen und das blühende Leben. Kein Wunder, muss ich dauernd beschissene Gefühle zulassen und vearbeiten!

Ich scherze 😅 Natürlich liebe ich meine Godzi, meine Maunzi, meine Maunzilla, mein kleines flauschiges Ekel mehr als mich selber, so dass ich ihr alles verzeihe... 😍 Und das ist jetzt gar nicht toxisch positiv gemeint, sondern positiv positiv.

Hopp, und jetzt ab auf Social Media!

Instagram: frau_bitterboes (und Godzi hat auch eins: godzillacatfluencer 😜)
Facebook: Frau Bitterbös
E-Mail: fraubitterboes@yahoo.com



Sonntag, 26. Februar 2023

154 An das Arschloch in meinem Schlafzimmer

Liebe/r Einbrecher*in oder liebe einbrechende Person (damit sich der/die Betreffende auch wirklich angesprochen fühlt)

Ich weiss nicht, in was für einer Situation du dich befindest. Aber sie kann nicht sehr schön sein, wenn du eines schönen Tages oder Abends (die Polizei behauptet ja, es sei in der Dämmerung gewesen) einen Stein aus meinem Vorgarten nehmen und damit mein Schlafzimmerfenster einschmeissen musst. Noch heute finde ich übrigens gelegentlich klitzekleine Scherben in irgendeiner Ritze meines Bettes, das war eine ganz schöne Sauerei. 

Der Stein des Anstosses flog durch eine Dreifach-Verglasung
Anyway.
Dir muss es ziemlich scheisse gehen. Das Schmuckkästchen, dass du geplündert hast auf meiner Kommode, war wahrscheinlich mehr wert als viele der H&M-Ohrringe, die du dort raus- und dann mitgenommen hast. Einfach, damit du das weisst. Aber du hast es vorgezogen, das Kästchen in sämtliche Einzelteile zu zerlegen und quer im Raum zu verteilen. Wenigstens dieses bisschen Anstand hättest du noch haben können, und nicht noch zusätzlich ein Chaos veranstalten. Aber du hattest es offenbar sehr pressant. 
Warum eigentlich? Offenbar hat ja niemand in meiner Nachbarschaft den Stein gehört, obwohl er eine Dreifach-Verglasung durchdrungen und ein Loch hinten in meine Wand geschlagen hat. Es drohte also keine Gefahr. Haben offenbar grad alle Fernsehen geschaut zu der Zeit, in der du dein "Geschäft" erledigt hast. Oder waren einfach zu faul, um kucken zu gehen. "Wow, die im Parterre hat jetzt aber ein grosses Glas fallengelassen - egal."

Der emotionale Verlust tut mehr weh
Trotzdem, liebe einbrechende Person: Ich glaube nicht, dass du mit deiner Beute irgendwo reich wirst.  Wie gesagt: Das meiste davon ist Kitsch.
Allerdings waren auch ein paar Perlen darunter, deren Verlust mir niemand mit Geld aufwerten kann. Denn es geht dabei um etwas viel Wichtigeres, um Emotionen - ich weiss, sowas kennst du nicht, aber glaub mir, es ist etwas sehr Schönes und Trauriges zugleich: 

Du hast mir nämlich tatsächlich meine liebsten Erinnerungsstücke an meine Eltern selig gestohlen:
  • Ihre Eheringe
  • Den Verlobungsring meiner Mutter (oder ich glaube jedenfalls, dass er das ist)
  • Den speziellen Fliegenpilz-Ring meiner Mutter, den sie wahrscheinlich von meiner Oma geerbt hatte, und der mir schon einmal auf wunderliche Weise abhanden kam und dann auf noch wunderlichere Weise den Weg wieder zu mir zurück fand
  • Die Armbanduhr meines Vaters
  • Den goldenen Anhänger mit Geburtsdatum und Sternzeichen meines Opas



Ja, das Bild ist ironisch gemeint, im Fall. 
Und ja: Ich habe eine Versicherung, die mir den Schaden zahlt. Den finanziellen, den emotionalen kann eben niemand mit Geld begleichen. 

Der Profiler sah nicht aus wie im Fernsehen
So sehr es mir leid tut, dass du offenbar mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hast, liebe einbrechende Person, so wenig kann ich dir das verzeihen.
Obwohl dank dir mitten in der Nacht zwei sehr junge, sehr durchtrainierte Polizisten zu mir nach Hause kamen, um den Schaden zu begutachten (und in meinem Abstellraum nachzuschauen, ob du dich nicht doch dort versteckt hattest). 
Und obwohl ich das erste Mal in meinem Leben einen Profiler bewundern durfte, der aber gar nicht so spektakulär aussah wie in den Krimis, sondern eher so wie ein Hausmeister mit Putzwägelchen. Und der mir schon beim Eintreten in meine Wohnung völlig desillusioniert klar machte, dass es eher unwahrscheinlich sei, dich anhand DNA-Spuren oder Fingerabdrücken zu identifizieren. Denn wahrscheinlich wurdest du noch nie erwischt und bist ergo noch in keiner Datenbank registriert. Ganz zu schweigen davon, dass du wahrscheinlich bereits die Grenze überquert hättest. 

Ja, die Profis wissen eben, wie du und deinesgleichen funktionieren, ich bin ja nicht das erste Opfer dieser Art. Der Profiler sollte Recht behalten. 

NIEMAND. FÄSST. GODZILLA.AN!!!!!
Tja, und obwohl mir der Verlust der Andenken an meine Familie wirklich sehr, seeeeehr weh tut - am meisten sauer gemacht hast du mich damit, dass du meine Katze in die oberste Schublade meines Kleiderschrankes gesperrt hast!!!

WAS FÜR EIN ABARTIGES ARSCHLOCH MACHT DENN SOWAS???

Du kannst von mir aus in meinem Schlafzimmer wühlen, so viel du willst, aber du lässt ganz bestimmt deine Finger von Maunzilla (so nenne ich Godzilla zur Zeit - ihr könnt mich übrigens gerne für die Erfindung von Kosenamen buchen, ich bin sehr kreativ)!! Dafür würde ich dir wirklich gerne eine in die Fresse hauen - verzeih mir, dass ich so dreist bin, aber du bist es ja auch. Wahrscheinlich muss ich dir noch dankbar sein, dass du meine Katze nicht auch noch mitgenommen hast. Und das bin ich dir, tatsächlich. 

Ich hoffe allerdings, Godzi hat nur kurz vor deiner Begegnung mit dir wieder mal eine Maus gefressen und dich daraufhin gebissen, dann kriegst du jetzt nämlich eine schöne Blutvergiftung. Ich gäbe mich aber auch schon mit einem juckenden Ausschlag im Genitalbereich zufrieden!!

Armut zeigt sich nicht nur finanziell
Also, werde glücklich mit meinem Schmuck. Aber ehrlich gesagt weiss ich, dass du das ganz sicher nicht wirst. Und das ist ein bisschen Genugtuung für mich.

Liebe Grüsse

Deine Frau B.

P.s.: Godzilla geht es tipptopp. Sie hat zwar elendiglich geschrieen im Schrank, als ich sie wohl nach Stunden dort entdeckte. Und sie hat mir in ihrer Verzweiflung die Schublade zerkratzt. Nicht, dass dich sowas interessieren würde, ich weiss schon. Aber eben, es gibt sowas, das nennt sich "Emotionen". Das ist das Wertvollste, das wir haben können im Leben. Und du hast das nicht, was dich schon mal zu einem sehr armen Menschen macht, Schmuck hin oder her. 

Ich könnte dir sonst noch ein paar Ex-Freunde von mir vorstellen, die haben das mit den Emotionen auch nicht so. Ihr wärt ein tolles Team! 

Anyway.

Good luck!




Montag, 9. Januar 2023

153 Es como una manzana verde, pero con muchos sabores

HAPPY NEW YEEAARRR!!!!!!

Und ja, mit dem alten Jahr ging auch meine Reise zu Ende - leider. 

Hier also meine kleine Review zu Ecuador:

Ich muss sagen, ich war erstmal nicht so begeistert, als ich in Quito aus dem Flugzeug stieg. Es war nämlich arschkalt. Ich hatte während meinen Aufenthalten in der Karibik ein bisschen vergessen, dass die ecuadorianische Hauptstadt auf rund 3000 Metern Höhe liegt und das spürt man/frau halt. Kleidertechnisch war ich nicht sonderlich gut vorbereitet, und interessanterweise sind es die Häuser dort auch nicht so, jedenfalls fehlte es überall an Heizungen. 
Also war Schichtenlook angesagt. Sah scheisse aus und hielt auch nicht ganz so warm wie erwünscht, aber ich will mich ja nicht beschweren. 



Einmal der Mittelpunkt der Welt sein
Anyway. 
Quito ist nichtsdestotrotz (komischstes Wort ever - noch komischer als "komischstes") eine sehr schöne Stadt. Viele koloniale Gebäude, Kirchen und Marktplätze, die Atmosphäre schien mir sehr entspannt. Ich blieb länger als ursprünglich geplant, weil ich mich so wohl fühlte. Um so verwunderter war ich, als mir der Hostelbesitzer mitteilte, dass er bereits ab 18.30 Uhr die Tür zusperre und ich doch dann auch nicht mehr auf den Strassen unterwegs sein sollte, da zu gefährlich. 
Ich hielt mich nicht wirklich daran, denn was soll ich schon so früh am Abend in meinem Zimmer machen, ist ja totlangweilig. Passiert ist mir nie etwas, zum Glück. 

Natürlich ist in Quito ein Besuch bei der Mitad del Mundo, also am Erdmittelpunkt, ein Muss. Es ist eine ziemlich unspektakuläre gelbe Linie, die genau auf dem Äquator (jetzt wissen wir auch, warum das Land so heisst wie es heisst) liegen soll - es faktisch aber nicht tut. Aber das ist mir zu wissenschaftlich. Gibt gute Fotos das Ganze, das reicht mir schon 😝 Einmal der Mittelpunkt der Welt sein, halt!

Aber eben, das Klima... ich brauchte wieder Wärme, deshalb beschloss ich, in den Nordosten Ecuadors zu reisen, nach Cuyabueno in den Regenwald. Drei Nächte in einer Urwald-Lodge, die nur per Boot zu erreichen ist - ich sag euch, das ist nicht nur klimatisch ein Traum! Allerdings hatte ich in meiner Euphorie ganz vergessen, dass es im Regenwald kein wifi gibt, weshalb mich einige Leute in der Heimat schon für tot hielten, da mein Mitteilungsbedürfnis plötzlich abbrach. Tut aber auch mal gut, so ein bisschen digitales Detox. 

Ohne wifi und ohne Mann
Anstatt TikToks zu schauen, verbrachte ich die Tage mit viel Boot fahren, exotische (und sehr giftige!) Tiere bestaunen und durchs Gehölz laufen. Dabei wurde ich auch immer mal wieder nass - der Regenwald machte seinem Namen alle Ehre. Wir waren eine coole Truppe, rund fünf Pärchen, eine Französin und ich. Es hatte noch eine zweite Reisegruppe in unserer Lodge, die war offenbar nicht so cool wie wir. Denn eines schönes Tages überlegte sich ein Krokodil im Fluss, deren Boot anzugreifen, worauf es kenterte und sämtliche Insassen an Land schwimmen mussten, das Krokodil schön hinterher. Ich habe das zerbissene und zerbeulte Ruder gesehen, mit dem sie es in die Flucht schlagen konnten. Obwohl das Ganze echt nicht lustig ist, ist es lustig - versteht ihr, was ich meine? 😎

Ich möchte meinen Urwaldtrip auch gleich noch zum Anlass nehmen, um das Thema "alleinreisende Frau" aufzugreifen. Von uns gibt es ja wirklich genug auf dieser Welt, und ja, wir suchen uns das selbst aus. So einige Männer finden das aber immer noch seltsam und können sich einfach nicht vorstellen, dass wir uns tatsächlich alleine zurechtfinden können. Und nicht auf der Suche sind nach ihnen. 
So geschehen also auch im ecuadorianischen Regenwald. Als der Guide und ich mal zufällig etwas weiter weg vom Rest der Gruppe im Wald standen, nutzte er die Gelegenheit gleich aus, um sich über meinen Zivilstand zu erkundigen. Und sich mir anzubieten, denn ich wolle ja sicher einen Ehemann.


Ich weiss, ihr seid jetzt enttäuscht zu hören, dass ich sein Angebot ausgeschlagen habe. Wie übrigens auch einige Male in Kuba und Panamá. Sorry, keine Traumhochzeit in Weiss!

Aber der Guide war darüber gar nicht mal so traurig. Als ich nämlich abreiste, wurde ihm bewusst, dass die Französin nun alleine im Zimmer war (wir hatten uns eins geteilt). Also bot er ihr ganz selbstlos eine entspannende Rückenmassage an, wie sie mir später mal per Whatsapp mitteilte.

Überraschung: Auch sie lehnte ab. 

Und die Moral der Geschicht: Reisen geht auch wunderbar ohne starken Mann an seiner Seite. Ich jedenfalls hab den Weg noch immer allein gefunden.

Gut, ich habe mich auch sehr oft verirrt, aber das ist Teil des Abenteuers.

Kartoffelsuppe und Coiffeur vor dem Highlight
Jetzt aber weiter mit Ecuador.
Nach dem Urwald blieb ich wieder den Städten treu. Baños - sehr touristisch, aber auch sehr schön, umgeben von grünen Bergen. Ich hab mir dort Wasserfälle angesehen und sehr viel gegessen. Übrigens hab ich mich in Ecuador glaub ich am anständigsten ernährt auf meiner gesamten Reise. Es ist auch dort wie wohl in ganz Lateinamerika nicht ganz so einfach für VegetarierInnen, aber ich empfehle das Nationalgericht Locro: Kartoffelsuppe mit Käse und Avocado. Und Humitas, so eine Art süssliche Polenta im Maisblatt serviert. 


Dann Cuenca. Wirklich malerisch, mit 56 Kirchen, wenn ich mich richtig erinnere. Dort ging ich das erste Mal seit meinem Aufbruch in Tsüri mal wieder zum Coiffeur. Und liess mir die Nägel machen. Ich lieh mir ein Velo aus, um die Stadt besser erkunden zu können. Und ins Kino (SMILE, kann ich allen empfehlen, die so gerne Horror haben wie ich). Und bereitete mich so auf das Highlight vor, den Part meiner Reise, auf den ich mich eigentlich am meisten gefreut hatte:

Galápagos. 

Nach rund anderthalb Stunden Flug ist man/frau in einer komplett anderen Welt. Das wird einem schon am winzigen Flughafen von Santa Cruz klar, einer der Hauptinseln der Galápagos: Nach einem kurzen Spaziergang über das Rollfeld wird in ein Bus gestiegen, dann in ein Boot (das Gepäck dabei aufs Dach geschnallt, ich frag mich, wie die das bei einem Sturm machen) und wieder in einen Bus. Dann steht einem die Inselwelt offen. Vom Städtchen Puerto Ayora aus gehen sämtliche Schiffe und Touren los, und das Angebot ist schier unerschöpflich.
Und übrigens auch SAUTEUER!!! Galápagos ist wirklich once in a lifetime, denn danach musst du anschaffen gehen. Unglaublich, die Preise dort!

Eine Schifffahrt, die ist lustig
Vor allem für die Kreuzfahrten - aber leider ist das wirklich das absolut Geilste, das es auf dieser Inselwelt zu machen gibt, und ich lege das wirklich allen ans Herz. Auf diese Weise können all die kleinen Inseln und unzähligen Sehenswürdigkeiten am schnellsten und bequemsten erreicht werden, und es ist auch immer gleich ein Guide mit dabei. Das ist viel praktischer, als mehrere einzelne Touren zu buchen. Ausserdem ist das Leben an Bord auch ganz lustig - obwohl ich sagen muss, dass ich mir natürlich nur die Holzklasse geleistet habe, last minute, und auch nur drei Nächte. Trotzdem habe ich ein Vermögen ausgegeben, aber naja, eben, once in a lifetime. Ich teilte mir eine Kajüte so gross wie eine Schuhschachtel mit einer jungen Engländerin. Wenn eine von uns auf die Toilette wollte, musste die andere quasi aus dem Zimmer, weil die Badezimmertüre praktisch den gesamten Raum ausfüllte. Und ich lag übrigens oben - ich weiss heute noch nicht, wie ich es geschafft habe, bei diesen Wellengängen teils nicht aus dem Bett zu fallen nachts. Aber ich fand es eigentlich noch beruhigend, so hin und her geschaukelt zu werden, ich schlief tief und fest wie ein Baby in seiner Wiege. 

Essen an Bord bei voller Fahrt war aber nicht sehr angenehm. Wenn du beim Gang zum Buffet viermal in den Tisch, in die anderen Leute oder die Wand knallst, dann wird dir irgendwann so richtig schlecht. 
Ach, und in der Dusche war das Wasser braun (vom Rost, wurde mir versichert), und wurde nie richtig warm, und leider war ich nicht in der heissen Jahreszeit auf den Galápagos. Ihr kennt ja meine Aversion gegen kaltes Wasser auf der Haut, ich habe also sehr gelitten.
Und noch mehr in meinem (auch viiieeelll zu teuer!!!) geliehenen und etwas zerlöcherten wet suit beim Schnorcheln. Das Meer war zwar wunderschön türkisblau, aber SOOOO VERDAMMTSCHEISSEHUERESIECHARSCHKALT, dass ich mich den Haien schon bald freiwillig zum Frass vorgeworfen hätte, weil mir dieser Tod als angenehmer erschien als zu erfrieren. 

Pleite, aber happy
Aber hey, ich will mich wirklich nicht beschweren, denn trotz Frieren, leerem Konto und blauen Flecken sind die Galápagosinseln einfach das pure Paradies! Kein Wunder, hat es Darwin dort so gut gefallen und kam er dort zum Schluss, dass nur die Fittesten überleben.
Haie, Iguanas, Schildkröten, Flamingos, Boobies (das sind die Vögel mit den blauen Füssen und die heissen wirklich so), Pelikane, Seelöwen (die dort wirklich an jeder Ecke rumliegen, auch auf dem Trottoir und auf den Parkbänken), Krabben, Fische - you name it, alles gibt es dort und in unglaublichen Mengen. Dazu sind auch die verschiedenen Inseln komplett unterschiedlich: Mal gibt es Strand mit rotem Sand, mal Buschlandschaft, mal Lavaformationen. 
                                      



Kurz gesagt: Es gab keinen besseren Abschluss für meinen Lateinamerika-Trip als diesen. Und zum Glück war es der Abschluss, denn wäre ich gleich zu Beginn auf die Galápagos, hätte ich den Rest der Reise canceln müssen, weil ich pleite gewesen wäre (ich erläutere jetzt hier die Trinkgeld-Policy auf den Kreuzfahrtschiffen nicht noch näher, weil ich niemanden abschrecken möchte - aber hey, PUTA MADRE??!!). 
Aber wirklich wahnsinnig vielfältig, dieses Ecuador. Koloniale, sehr katholische Städte, Regenwald, Berge, Vulkane, Strände, Inseln - ein Einheimischer hat es mir so zusammengefasst: "Ecuador ist wie ein grüner Apfel, aber mit vielen Geschmäckern" ("Es como und manzana verde, pero con muchos sabores"). 

And finally: Godzi!
Obwohl ich mit meinem Rucksack gerne noch weitergezogen wäre, war ich jetzt bereit für Godzilla. Und ich bin der kleinen schwarzen Bitch wirklich sehr dankbar, hat sie mir es nicht übel genommen, dass ich sie in die Tierpension abgeschoben hatte. Sie war ja sooooooo happy, als ich sie in unserer Wohnung aus der Transporttasche befreite - und brachte mir zum Dank gleich drei tote Vögel an einem Tag nach Hause. 

Tja, nun bin ich also wieder hier. Und deshalb normalisiert sich auch der Blog wieder. Die nächste Ausgabe kommt auch wieder als Podcast, ich verspreche es. 

Und der nächste Flug nach Ecuador ist übrigens auch schon wieder gebucht. Nein, nicht nochmal auf die Galápagos, habe ich im Lotto gewonnen oder was? Der Grund ist ein anderer, aber dazu später mehr. Vielleicht. 

Falls ihr individuelle Reisetipps braucht, etwa, wie ihr nicht vom staatlichen Bus stehengelassen werdet, keine Bustickets auf windigen Fähren verliert und dann doppelt zahlen müsst und nicht von Typen geghostet werdet, die drei Chihuahuas zu Hause haben und euch noch eine Geburtstagsparty in Buenos Aires versprechen - I'm here. 

P.s.: Humitas wäre jetzt geil... 




Sonntag, 20. November 2022

152 Nuestro país es para todos

Ständig unterwegs, schlechtes oder nicht vorhandenes wlan, Schreiben auf dem ipad ist nicht so geil und einfach kein Bock auf nix, nur das Leben geniessen.

Das sind meine Ausreden, warum ich mich erst jetzt wieder melde. Aus Panamá. Also, da bin ich auch schon wieder weg, aber in diesem Post geht es jetzt um meinen Trip durch Panamá. Dorthin bin ich nach meinem Kuba-Aufenthalt geflogen - übrigens am Tag, an dem Hurrikan Ian in der Karibik auffuhr. Mein Flieger war der letzte, der noch abheben durfte, worüber ich nicht ganz unglücklich war. Für die Zurückgebliebenen war es nämlich nicht ganz so lustig, und manchmal frage ich mich, warum solche Naturkatastrophen auch immer diejenigen treffen müssen, die es sonst schon nicht einfach haben im Leben. 
                                
       


Erst ein bisschen "Heimweh"
Aber ich landete also in Panamá City, der Hauptstadt. Und am Flughafen fing es schon mal gut an, als der Typ, der meine Papiere checkte, mich total sorgenvoll fragte, was ich denn ganze ZWEI WOCHEN in Panamá machen wollte? Ich so: "Na, Sie machen mir jetzt aber nicht grad Lust auf Ihr Land!"- Er: "Doch doch, es ist schön hier, aber grad so lange... Sie kommen von Havanna, sind Sie Kubanerin?"- Ich: "Sie halten gerade meinen SCHWEIZER PASS in Ihrer Hand..." 

Egal.

Also, ich bin keine Kubanerin, weder im Pass noch äusserlich, und Panamá City ist auch ganz anders als Havanna. Es gibt dort nämlich LÄDEN, und ganz heimlich hatte ich mich mega darauf gefreut!! Ich konnte wieder einkaufen, was ich wollte, und mich endlich wieder meiner geliebten Völlerei widmen! Das hatte zur Folge, dass ich mich während meines gesamten Panamá-Aufenthaltes nur von Snacks (ich hatte vergessen, wie selten geil Cheetos sind, trotz der roten Finger hinterher, mit den man/frau Kleider, Handtücher und Bettwäsche rot einfärbt) und Süssigkeiten ernährte, weil ich in jeden Supermarkt ging, an dem ich vorbeikam. Ein Restaurant sah ich selten von innen, und wenn, dann auch nur um fettige Pommes oder Burger in mich reinzustopfen, weil ich doch tatsächlich ganze drei Wochen zuvor auf Fastfood und Konsum hatte verzichten müssen. 

Ansonsten aber ich muss ich sagen, dass ich in den ersten Tagen in Panamá irgendwie Kuba vermisste. Ich musste mich erst wieder an blitzblanke Hochhäuser gewöhnen (irgendwie haben Ruinen doch mehr Charme). Dann das panamensische (panamaische? panamesische?) Klima: Feuchtwarm. Meine frisch gewaschene Wäsche sollte auf der ganzen Reise nicht mehr richtig trocken werden und irgendwie fühlte sich die Haut immer so klebrig an. Wohingegen das kubanische Wetter perfekt für mich war: Heiss wie Sau 24 Stunden lang, du trittst auf die Strasse und schon hast du x Schweissflecken - ich liebe es!
Ah, und Heisswasser in der Dusche: In Kuba überall selbstverständlich. In Panamá nicht, wie ich leider feststellen musste. Und wer mich kennt, weiss: Lieber würde ich in ein Wespennest beissen als kalt zu duschen! Auch nicht in der Wüste bei 78 Grad! Geht einfach nicht, ich würde sofort an einem Herzinfarkt sterben. 

Panamá ist Party Place
Und deshalb muss ich gestehen, dass mich Panamá City erstmal irgendwie nicht so überzeugte und ich deshalb kaum das Hostel verliess. 
Ok, auch, weil dieses über eine sehr geile Rooftop-Bar mit toller Aussicht auf die Skyline der Stadt verfügte, gebe ich zu. Und hier wurde mir auch klar, was für eine Art Touristen Panamá hauptsächlich anlockte: Hippe, schöne Menschen um die 20, die gerne surfen und Party machen. Mit viiiieeeeel Alkohol. Diesen versuchte ich als alte, langweilige Schachtel nun für den Rest meiner Reise auszuweichen.

Ach, einmal verliess ich das Hostel übrigens doch noch, um mir kurz den Panamakanal anzuschauen und dort stundenlang zu warten, bis das Schiff endlich die Schleuse passierte (muss irgendwie ein furchtbar langweiliger Job sein, Panamakanal-Kapitän, aber unglaublich gut bezahlt, wie ich mitbekam).

Danach zog es mich schnell weiter an die südliche Pazifikküste, weil ich die Isla de Coiba sehen wollte - ich liebe Inseln und ich liebe Boote und Schnorcheln. Dafür musste ich aber zuerst irgendwie sechs Stunden Bus fahren, und zwar mit Dauerbeschallung aus einem Fernseher, der in Dauerschlaufe 80er-Jahre-Musikvideos von sehr schnulzigen Latino-Popsongs zeigte. Hat sich aber gelohnt, vor Coiba haben wir sogar Delfine gesehen. Und die weissen Sandstrände waren auch der Hammer, THE BEACH lässt grüssen. Das "Heimweh" nach Kuba war verflogen.


Kotz-Kafi für hunderte Franken
Als nächstes ging es weiter ins Landesinnere, nach Boquete, zu Panamás wunderschönen grünen Bergen. 
Dort war es allerdings so arschkalt, dass ich mir einen Alpaka-Pulli und gefütterte Leggings kaufen musste. Ausserdem regnete es ununterbrochen, weshalb ich leider die Wasserfälle und Aussichtspunkte dort nicht richtig erkunden konnte.

Haha, ich bin so eine gute Lügnerin! 😜

Ich meine, das Wetter war wirklich scheisse, aber ganz ein bisschen kam es mir auch gelegen, denn wer mich kennt, weiss: Ich hasse ja Wandern! Rumlaufen ja, das kann ich stundenlang und mache ich auch überall. Aber so richtig Wandern, bergauf und so, mit Wanderschuhen und schwerem Rucksack und Schwitzen und Wasserflasche dabei - nein, danke. Deshalb und natürlich hauptsächlich wegen dem Regen hab ich mir in Boquete nur eine Kaffeeplantage angesehen und weiss jetzt den Unterschied zwischen Arabica- und Robusta-Bohnen - hab ihn aber auch schon wieder vergessen. 
In Panamá wird übrigens der teuerste Kaffee der Welt angepflanzt, Geisha heisst er. Dafür blättern offenbar Asiaten gerne mal ein paar hundert Dollar hin pro Tasse, ich kann euch aber sagen: Er schmeckt zum Kotzen!


Schlimmer als die 20-jährigen!
Also schnell wieder ans Meer, in den Norden Panamás, zurück in meine geliebte Karibik! 
Und die enttäuscht einfach nie: Bocas del Toro, Leute, das ist mal ein Paradies! Also, nicht auf der Hauptinsel, wo einen an jeder Ecke eine Disco oder Bar erwartet, wo einem vor allem am Wochenende reihenweise betrunkene StudentInnen entgegentorkeln und sehr laute Salsa- oder Hitparaden-Musik entgegendröhnt. 
Aber ich empfehle euch eine der kleineren Inseln und ein Zimmer direkt am Meer - das ist wirklich der Himmel auf Erden! In Ruhe in der Hängematte fläzen, während unter einem bunte Fische hindurchschwimmen (und den Kompost fressen, der einfach ins Meer gekippt wird), was will Mensch denn mehr? 

Ich hielt es so fast eine ganze Woche aus, im wunderschönen Hostel einer Französin. Ich machte  da eigentlich nichts als einfach nur Sein. 
Bis ich am Wochenende ein schlechtes Gewissen bekam und dachte, ich müsse ja doch mal kurz zurück in die Zivilisation. Also nahm ich ein Taxiboot auf die Party-Hauptinsel und traf mich dort mit einem Brasilianer, den ich zuvor beim Taco-Essen kennengelernt hatte. Einen Gin Tonic wollte ich mir genehmigen und dann zurück in mein schönes Bett über dem Wasser, weeeiiit weg von der feiernden Jugend, die sich ja noch austoben muss, was ich in meinem Alter ja nicht mehr nötig habe.

Ähä.

Aus einem Gin Tonic wurden mindestens sieben, irgendwann konnte ich nicht mehr zählen. Und am nächsten Morgen wachte ich in einem Hostel auf, das nicht meines war, auf der falschen Insel, nicht in meinem bequemen Doppelbett, sondern in einem vollbesetzten 10er-Schlag, neben dem Brasilianer. Ein Bild für die Götter! Mit über 40 Jahren nochmal so einen Absturz durchzugeben, schlimmer als die 20-jährigen Surfer, die ich wohlgemerkt bisher für ihr Benehmen eher mitleidig belächelt hatte, so im Stil: "Hach, so herzig, bin ich echt au mal so peinlich gsi?", ist wirklich eine ganz grosse Leistung 😂
Die fremden Leute im Zimmer fanden es aber nicht mal komisch, dass im einen Bett jetzt plötzlich zwei Personen lagen, und die eine davon in einem eleganten roten Kleid, das sie sich extra für den Ausgang angezogen hatte, wahrscheinlich hatten sie hier schon so einiges erlebt. Beim Verlassen des unbekannten Hostels fand ich noch meine Unterhose neben der Tür - egal, ich will es gar nicht wissen 😆

Ich hab's nicht so mit Bussen
Jedenfalls hatte ich mein Frühstück bei der Französin verpasst, und da ich gerade ihr einziger Gast war, würde das auffallen. Auf dem Taxiboot zurück nach Hause (die Haare in alle Richtungen, das Makeup verschmiert und die Unterhose in der Bauchtasche) überlegte ich mir deshalb passende Ausreden - aber die Französin erwartete mich bereits mit einem breiten Grinsen am Steg und da war mir klar: She knows 😎 Sie sagte nur, sie hoffe, ich hätte eine tolle Nacht gehabt, weil sie nämlich schon, ihr Liebhaber sei zu Besuch gewesen - na, zum Glück war ich nicht zu Hause 😁                   
              

Und damit endete mein Aufenthalt in Panamá. Ich nahm das Boot zurück aufs Festland (und auf der sehr rasanten Fahrt war es so windig, dass mein Ticket für den Nachtbus davonwehte und ich mir nochmal ein neues kaufen musste - 17 Dollar futsch, juhe! Aber seit Kuba weiss ich ja, dass ich es mit Bussen nicht so habe...) und fuhr nach Panamá City zurück an den Flughafen. 

Mein Fazit: Panamá ist wunderschön, vor allem die Karibikinseln. Ganz klar Lateinamerika, mit Salsa an jeder Ecke, Männern, die einem hinterherpfeifen und einer Menge Lebensfreude und Gastfreundschaft ("Nuestro país es para todos", "Unser Land ist für alle da", wie es mir ein Einheimischer zusammenfasste), aber historisch bedingt auch ziemlich amerikanisch geprägt, was den Charme irgendwie ein bisschen schmälert - trotz Gin Tonics, haha! 

In Ecuador war er dann wieder da, auch ganz ohne Alkohol. Ihr werdet es erfahren, im nächsten Post. 

Hasta muy pronto!

Mittwoch, 5. Oktober 2022

151 No hay nada, pero hay todo

Kuba.

Ich hätte ja nicht gedacht, dass mich ein Land mal noch so an meine Grenzen bringen würde. Immerhin habe ich jetzt doch auch schon mehr als 50 gesehen. Aber nach drei Wochen auf dieser Insel bin ich irgendwie immer noch völlig ausser Atem - dabei bin ich ja schon längst in Panamá!

Von Anfang an.

Natürlich wusste ich, dass Kuba jetzt nicht so die easypeasy-Backpacker-Feriendestination sein würde. Das politische System dort ist - sagen wir es mal so - anders. Mir war klar, dass ich als alte Kapitalistin nicht einfach in einen Supermarkt würde gehen können. Und dass es kaum Wifi geben würde, davor wurde ich auch gewarnt. Ist übrigens auch der Grund, warum ich erst jetzt zum Schreiben komme.
Kuba hat aber vor allem seit der Pandemie und der sehr fragwürdigen Währungsrefom im letzten Jahr zur Zeit noch ganz andere Probleme: Eine heftige Wirtschaftskrise mit zünftigen Versorgungsproblemen plus regelmässigen Stromausfällen.

Und das hatte ich wohl etwas unterschätzt.


Euro, Pesos, Dollar - was denn jetzt??
Als ich in Havanna ankam, wollte ich eigentlich sofort wieder kehrt machen. Zum einen hatte ich mir die Stadt nicht ganz so heruntergekommen vorgestellt, und ich wohnte tatsächlich inmitten von Ruinen. Zum anderen war es über 30 Grad heiss, aber niemand konnte mir sagen, wo ich eine Flasche Wasser herbekommen würde. Eben, Supermärkte in dem Sinn gibt’s ja nicht. Ok, in einem Restaurant könnte man/frau Wasser kaufen, aber dort ist es sauteuer - und ich rede hier von Preisen, die sogar Tsüri-Tuss*innen aus der Fassung bringen. Ich bin sicher so eine Stunde durch die Strassen geirrt, bis ich völlig entnervt einfach einen Einheimischen fragte, der mich dann zu so einem kleinen Stand irgendwo hinter Mauern versteckt lotste, an welchem tatsächlich Getränke verkauft wurden - auch zu eher Schweizer Preisen, aber das sollte die Normalität bleiben, wie ich bald merkte. Einfach so zum Vergleich: Ein Kubaner, eine Kubanerin verdienen im Schnitt so 30 bis 40 Euro pro Monat, und zwar auch als Ingeneurinnen und Anwälte. Das hat zur Folge, dass sie trotz Universitätsabschluss zum Beispiel Taxi fahren müssen. Die Fahrt in einem Sammeltaxi von Havanna nach Trinidad kostet schon so 35 Euro pro Person. Aber eben, bei den Preisen im Land reicht das dann trotzdem nirgends hin. 

Der totale Braindrain: Kuba bildet die Elite des Landes aus, die kann ihre Diplome aber gar nie anwenden, weil sie sonst verhungert.

Und übrigens: Ja, tatsächlich, auf Kuba kann oder muss sogar fast alles mit Euro bezahlt werden, so seltsam dass auch klingen mag, europäisches Geld in der Karibik. Aber das ist die begehrteste Währung der Kubanerinnen und Kubaner. Den kubanischen Peso braucht es auch noch, allerdings ist dieser ausserhalb des Landes wertlos und kann auch nicht umgetauscht werden. Reisende müssen also immer zwei Währungen mit sich tragen, manchmal sind zudem plötzlich auch noch US-Dollar begehrt. Zum Beispiel sind in den staatlichen Supermärkten (ja, die gibt’s, wenn man sucht, da dürfen auch Ausländerinnen rein und können mit Karte bezahlen, aber eigentlich gibt es dort nicht viel Interessantes für uns und wir haben auch nicht so grosse Geduld, ewig lange Schlange zu stehen) die Preise sämtlicher Artikel (und das sind leider nicht grad viele) in US-Dollar angegeben. Und was noch viel mehr irritiert: Die Produkte sind um einiges teurer als in Zürich! 20 Dollar für eine grosse Büchse Bohnen, are you serious?? Die Einheimischen bezahlen in den Supermärkten allerdings auch nicht direkt mit Dollar, sondern mittels ihrer virtuellen Währung, die der Staat im letzten Jahr einführte.

Für die OP selber das Skalpell mitbringen
Ja, ich weiss, es wird immer verwirrender, aber hasta la vicoria siempre. Die Kubaner haben mir gegenüber selber geseufzt und gemeint, ich dürfe keine Logik erwarten.

Bei einer Kubareise also bitte drei verschiedene Währungen im Portemonnaie haben. Und bitte alles Geld bar einführen, aus den Automaten der Insel kommt zur Zeit nichts raus. Ich habe nicht nur EINEN völlig entnervten Reisenden getroffen, der erst vor Ort gemerkt hat, dass seine Kreditkarten auf Kuba gar nichts bringen…


Dazu kommt, dass es im Land eigentlich gar nicht so wahnsinnig viel gibt, für das man/frau sein Geld ausgeben könnte.
Besonders erschreckend fand ich das bei den Apotheken, an denen ich vorbeikam: Die waren so ziemlich leer. Ähnlich muss es in den Spitälern aussehen, was mich am meisten erschreckte (zum Glück musste ich dieses Mal in keins, ich bin ja sonst ziemlich gut darin, im Ausland krank zu werden). Ich habe eine Kubanerin kennengelernt, die zur Zeit gegen Brustkrebs kämpft. Für ihre OP muss sie sämtliche Medikamente, Anästhetika, Handschuhe, Skalpelle etc. selber besorgen, weil das medizinische Personal mit leeren Händen dasteht.

Um Gottes Willen, ich würde mich dort wohl nicht freiwillig unters Messer legen!! Wie krass ist das denn??

Dabei war Kuba einst berühmt für sein einzigartiges Gesundheitssystem. Die Ärztinnen und Ärzte sind ganz sicher immer noch unübertroffen - aber viele schmeissen hin, weil sie ja keine Infrastruktur haben, mit der sie arbeiten können.

Kein Netflix and Chill a lo cubano
Auch wer Essen an jeder Ecke vermutet, hat Pech. Einheimische werden vom Staat noch mit ein paar Lebensmitteln unterstützt (die aber sicher nicht satt machen), für die TouristInnen bleiben eigentlich nur die Restaurants. Diese haben selten eine so grosse Auswahl wie bei uns. Und wenn es ans Bestellen geht, gibt es plötzlich die Hälfte des kleinen Menüs auch schon nicht mehr. Ausserdem waren sie mit Vegetarierinnen wie mir öfters überfordert. Gemüse ist nicht gerade viel vorhanden, oft nur Gurke und Avocado - ich HASSE Gurke! „Ich nehm sonst einfach Bohnen“ - „Die sind uns beim letzten Stromausfall verdorben.“
Mir hat aber eh schon der Fakt den Appetit verdorben, dass die meisten Kubanerinnen und Kubaner selber nicht in Restaurants essen können, weil das viel zu teuer für sie ist. Bei dem Gedanken fühlte ich mich so mies, dass ich öfters lieber hungerte. Frühstück bekam ich immer in den Casas particolares (sehr viele Früchte, Kafi, oft etwas Käse und Brot, wenn welches erhältlich war), aber bei Zmittag und Znacht winkten sie jeweils alle ab: Sie hätten zur Zeit einfach nicht genug, um den Gästen weitere Mahlzeiten zur Verfügung stellen zu können. Ab und zu knurrte mir also der Magen, wenn ich abends zu Bett ging. Und ehrlich gesagt, wollte ich mich manchmal so vor dem Einschlafen gerne noch bei einem Film am iPad mit Schoggi und Chips vollstopfen, aber in Kuba kannst du Netflix and Chill einfach vergessen - es fehlt sowohl an Knabbereien als auch an funktionierendem Internet. Ich hatte ja ganz auf das Wifi an öffentlichen Plätzen und in den Casa particolares gesetzt. Tja, hätte ich nur gewusst, dass diese zwar vorhanden sind, aber oft zeitlich begrenzt und wahnsinnig schlecht funktionierend. Bei Stromausfall dann auch gar nicht, natürlich. 

Und ach ja, glaubt ja nicht, eure Travel Apps funktionieren dort - spätestens bei der Bezahlung hört‘s auf. Da ich aber immer sehr spontan reise und meine Unterkünfte gerne on the go organisiere, war ich somit ein bisschen fucked. Oder auch nicht, denn die eine Casa organisierte mir jeweils die nächste in der nächsten Stadt und so weiter. Sie kennen sich untereinander, ich konnte somit zwar nicht selber aussuchen, wurde aber auch nie enttäuscht.
Win-win.

Beim staatlichen Bus persona non grata
Ach ja: Casas particolares, das sind sozusagen die kubanischen AirBnBs: Kubanische Familien stellen Reisenden Zimmer in ihren Häusern zur Verfügung, mit Erlaubnis der Regierung. Ich fand das eigentlich super, die Häuser sind nämlich oft superschön und mit tollen Dachterrassen - Zeugnisse aus besseren Zeiten. Auch waren die Gastgebenden immer superfreundlich und engagiert.
Hotels hingegen sind staatlich. Ich habe sie gänzlich ausgelassen. Spätestens, nachdem mir der staatliche Bus mal den Zutritt verwehrt hatte. Dreieinhalb Stunden habe ich auf ihn gewartet, um von Santa Clara nach Varadero zu gelangen. Pünktlichkeit geht anders, aber das Busunternehmen Viazul warnt einen wenigstens vor und beordert einen schon 90 Minuten vor geplanter Abfahrt am Terminal ein. Ich hatte brav am Vortag ein Ticket am Schalter gekauft und mich an alle Anweisungen gehalten - nur hatte ich nicht mitgekriegt, dass ich mich gefälligst bei Eintreffen am Terminal im Büro zum Einchecken zu melden hätte. Hat mir niemand so gesagt, aber Viazul findet es gar nicht lustig, wenn man sich nicht ans Protokoll hält. Ich wurde aus dem Terminal gewiesen, und mir wurde auch klar gemacht, dass meine 13 Euro fürs Ticket jetzt leider verloren seien, adiós amiga! 
Da beschloss ich, diesem Staat kein Geld mehr zuzustecken, sondern es lieber bei der Bevölkerung direkt auszugeben - sprich, ein viel zu teures Taxi zu nehmen (Inlandflüge sind zur Zeit übrigens gar nicht mehr erhältlich, die Regierung hat sie seit der Pandemie nicht mehr aufgenommen - zu teuer).


Aber diese Art zu reisen, also in Taxi colectivos („Das ist ein Lada aus dem Jahr 1972, haben uns die Russen überlassen - spürst du, wie es zittert, wenn wir 100 fahren?“) und in Casa particolares, hat wenigstens den grossen Vorteil, Land und Leute besser kennenzulernen. Ich habe nicht nur einmal mit den Einheimischen bei einem Cafecito über ihre schwierigen Verhältnisse lamentiert (dass ich die Sprache kann, sollte mir noch öfters auf meiner Reise zu Gute kommen). Und dabei wird auch gleich klar: Sehr viele sehen als einzige Lösung nur noch, ihr Land zu verlassen. Traurig, aber verständlich.

Auch das ist für Kubanerinnen und Kubaner kein leichtes Unterfangen, da sorgt die Regierung schon dafür. Sie brauchen praktisch überall ein Visum, was nicht leicht zu bekommen ist. Und zusammen mit mit einem Flugticket sehr viel kostet, ZU viel bei diesen niedrigen Löhnen. 

„Ich muss dich heiraten wollen!“
Mierda, jetzt habe ich mich ewig lange über die Schwierigkeiten in Kuba ausgelassen und wahrscheinlich jeder und jedem von euch einen möglichen Besuch des Inselstaates verdorben!

Nein, geht hin!!

Es ist anders und braucht ein bisschen Vorbereitung, aber ich hatte trotz aller „Strapazen“ eine richtig geile Zeit!



In Havanna habe ich mich nach dem ersten Schock so richtig verliebt. Es gibt wirklich sehr viele schöne Ecken, und der Sonnenuntergang am Malecón, der Strandpromenade, ist unübertroffen! Und meine Woche Salsakurs war auch ein super Erlebnis - ich habe zwar noch nie so viel geschwitzt in meinem Leben. Teils, weil der Lehrer aus mir absolutem Greenhorn wohl eine Showtänzerin machen wollte („Tanzen ist Verführung! Du musst mich mit deinem ganzen Körper verführen, bis ich dich heiraten will! Wo schaust du hin, halloooo? Der Blick ist beim Tanzen auch wichtig! Mehr Hüfte! MEHR! MEEEEEHHHRRR!!!“), teils, weil bei den häufigen Stromausfällen auch die Ventilatoren nicht mehr gingen. 
Überhaupt bin ich wahnsinnig neidisch, wie verdammt gut sich die Kubanerinnen und Kubaner bewegen können. Ich bin einmal an eine Party gegangen, und habe mich bei diesem Anblick kaum getraut, überhaupt vom Stuhl aufzustehen. Und während mir zu Hause Salsamusik so richtig auf den Sack geht, beschreibt sie dort das Lebensgefühl der Menschen einfach perfekt. Sie dröhnt deshalb auch aus jeder zweiten Wohnung, und es hat mich jedesmal zum Lächeln gebracht, wenn ich vorbeiging - während ich meine Nachbarn zu Hause bei so einer Dauerbeschallung wohl sofort anzeigen würde. Fröhlichkeit und Zürich passen halt einfach nicht zusammen, haha!

Piña Coladas nach Ches Grab
Ich habe auf Kuba so viele freundliche, lustige und aufgestellte Menschen getroffen, die trotz ihrere teils hoffnungslosen Situation ihren Humor und ihre Hoffnung nicht verlieren! „No hay nada, per hay todo“, hat mir mal jemand gesagt: Auf Kuba hat es nichts, aber alles. Treffender könnte ich es nicht zusammenfassen. Vom kubanischen Mindset könnten wir depressiven und sozial komplett gestörten WestlerInnen noch eine grosse Scheibe abschneiden.
Ok, auch auf Kuba gibt es natürlich Arschlöcher. Ich beziehe mich hier auf die Bossbitch am Busterminal, die mich nämlich ziemlich absichtlich hatte auflaufen lassen. Aber das war eine Ausnahme.

Und auch, wenn die Armut im Land wirklich gross ist - in Kuba konnte ich überall in der tiefschwarzen Nacht mit dem Handy in der Hand und meinem Geld im Rucksack durch die Strassen irren und nach dem Weg fragen, ohne Angst haben zu müssen, überfallen zu werden - ja, ich habe wirklich in jeder Stadt nicht mehr nach Hause gefunden, Strassenlaternen wären auch mal was. Strassenlaternen mit Strom noch viel mehr.

Natürlich habe ich nicht nur nette Einheimische, sondern auch viele nette andere Reisende getroffen - einem möchte ich besonders danken für die Piña Coladas und die Pizzas in Santa Clara, nachdem wir beide nach dem Besuch an Ches Grab das Bedürfnis hatten, unseren Frust über den Kommunismus irgendwie wegzuspülen.


Und dann auch noch Ian…
Und Kuba ist auch einfach eine Schönheit! Die karibischen Strände mit ihrem weissen Sand und dem kristallblauen (ist Kristall überhaupt blau?) Wasser, die grünen Tabakfelder, die unberührten Naturschutzgebiete mit ihren Wasserfällen (nach drei Stunden auf einem Pferd tun einem am nächsten Tag übrigens Muskeln weh, von denen man gar nicht wusste, dass man/frau sie hat), die bunten Häuser in den Städten (und Che Guevaras Antlitz an jeder Ecke. Ich habe die Einheimischen gefragt, warum er eigentlich die grössere Ikone sei als Fidel Castro - Che war ja nicht mal Kubaner, sondern Argentinier. Und er war sogar Fidel irgendwann zu krass, weswegen er Kuba verlassen musste. Die Antwort: „Naja, Che ist doch einfach viel hübscher als Fidel“). Das alles lohnt sich, um auch mal ein bisschen länger nach Wasser zu suchen. 


Ich war ja vorgängig gewarnt worden, ich reise genau zur Hurrikan-Saison in die Karibik. Naja, dachte ich, wird ja wohl nicht grad einer kommen.

Falsch gedacht.

Natürlich kam einer, genau an dem Tag, an dem ich Kuba verliess. Mein Flug war der letzte, der noch termingerecht starten konnte. Arschloch Ian hat danach auf der Insel ganz schöne Verwüstungen hinterlassen, und die Menschen hatten danach noch weniger Strom und Wasser.

Ein Grund mehr, mich schlecht zu fühlen. Ich kann einfach kommen und gehen, wohin und wann immer ich will. Mein Pass und Budget erlauben mir das. Die Kubanerinnen und Kubaner sitzen aber praktisch auf der Insel fest und müssen alles erdulden, was ihnen Natur und Regierung antun. Natürlich hoffe ich fest, dass sich die Situation so bald wie möglich verbessert - und hoffentlich ohne Tote.

So oder so: Ich kehre sicher nochmals zurück. 

Aber jetzt bin ich eben in Panamá. Da ist es anders und doch irgendwie auch nicht. Mehr davon im nächsten Post.

Hasta luego!



Sonntag, 4. September 2022

150 Sommerpause als Goldfisch

Tadaaaa!!!
Der Sommer haut langsam ab, und jetzt komme ICH wieder! Freut ihr euch?

Ich habe mal so eine traditionelle Sommerpause gebraucht. Ich habe einfach nur gearbeitet, viel getanzt, noch mehr Süsses gefressen, meine Garderobe aufgepeppt (noch nie so viel Geld für Kleider ausgegeben wie in diesem Jahr!!), angefangen, Russisch zu lernen und bin sogar schon als "Olga" in einem kleinen Theater aufgetreten (ich hatte ca. zehn Sätze, die kann ich aber bis heute nicht wirklich richtig aussprechen oder mir ihre Bedeutung merke), meine neue Wohnung mit einer Feier eingeweiht, bin an den Wochenenden in Europa herumgetingelt und habe einfach versucht, den ganzen Scheiss seit meiner Trennung aus dem Kopf zu kriegen und wieder Mensch zu werden.

Spoiler Alert: Es ist mir nicht gelungen.

Ich bin offensichtlich austauschbar
Meine Laune fährt immer noch Silverstar im Europapark. Mein Schlafbedürfnis ist immer noch 23 Stunden am Tag. Meine Aufmerksamkeitsspanne ist immer noch die eines Goldfisches (nicht, dass ich wüsste, an was sich ein Goldfisch alles erinnert, aber ich habe einfach das Gefühl, dass es in so einem Aquarium eh besser wäre, wenn man/frau nicht so viel denken kann). Mein Selbstwertgefühl ist immer noch nicht auffindbar.

Aber macht euch keinen Kopf: Das wird schon wieder. Ich merke, dass es bergauf geht - wenn auch nur langsam und stockend. Aber das Herz ist halt ein Arschloch. Oder eher das Hirn, meint meine Therapeutin. 
Auch um den Latino müsst ihr euch keinerlei Sorgen machen: Er ist direkt von unserer Wohnung zu einer neuen Frau gegangen. Es geht ihm BLENDEND, wie ich zwar erst ein halbes Jahr später dank Social Media erfahren habe (note to my Ex: Wenn du mich schon überall sperren musst, dann mache es bitte auch richtig, so bei allen Profilen und so)! Ich freue mich für ihn - NOOOOOTTT!!!! Aber es wäre ja auch schlimm gewesen, wenn er jetzt ALLEINE an die Hochzeit in Spanien hätte gehen müssen, zu der eigentlich ICH mit eingeladen gewesen wäre. Und ALLEIN zurück in das schöne Hotel in Lugano, zu dem ICH ihn damals zum Geburtstag eingeladen hatte. Auf den Bildern sehe ich auch, dass sich nicht mal die Frühstücksgewohnheiten geändert haben, seit ich weg bin. Oder die T-Shirts. Der Lifestyle bleibt also der selbe, nur heisst die Frau jetzt anders und ist 10 Jahre jünger. 

Anyway.




Goldfische machen keine Ferien
Meine Sommerpause ist nun also hier vorbei - wobei mein Sommer eigentlich erst noch kommt. Denn ich werde gleich länger verreisen, ganze neun Wochen, ätschibätsch! Wohin genau, werdet ihr erfahren, wenn ich dort bin und hier über meine Erlebnisse berichte. Und das wird wahrscheinlich gar nicht so langweilig, denn ich bin ja nicht gerade bekannt für mein wahnsinnig bürgerliches, traditionelles und problemloses Dasein. 
Ich bin die Dramaqueen der Clique. Das Haar in der Suppe. Der Knitter in der Bluse. 

Aber ich weiss nicht, ob es an meinem derzeitigen psychischen Zustand oder einfach an meinem Alter liegt, denn es ist mir noch nie so schwer gefallen, eine Reise vorzubereiten!
Ok, "Vorbereiten" können wir das eh nicht nennen, ich bin ja sowieso eher die Spontane, die einfach irgendwo aus dem Flugzeug steigt und dann mal schaut, wie es weiter geht. Und das klappt meistens ganz gut, aber manchmal ist es eben schon notwendig, gewisse Dinge vor Abflug zu klären und gegebenenfalls zu buchen.

Ist mir irgendwie nicht gelungen, sogar das war mir zu anstrengend, Goldfische können definitiv keine Ferien organisieren. Jetzt gehe ich halt einfach mal und schaue. Die very basics stehen, so viel schief gehen sollte also eigentlich nicht - HAHA, wenn ich mir die vergangenen 44 Jahre meines Lebens anschaue, weiss ich allerdings, dass das auch entgegen jeder Logik noch passieren kann!!

Naja, ich lasse mich einfach überraschen.

Im Alter wird der Rucksack voller
Auch meinen grossen Rucksack zu packen, war eine Tortur. Der war garantiert noch bei keiner Reise so voll wie dieses Mal. Aber voran liegt das? Bin ich damals in Brasilien, Japan oder Südafrika eigentlich nackt rumgelaufen oder was? War ich in meinen jüngeren Jahren einfach viel unbekümmerter?
Ich kann mich wirklich nicht erinnern. Aber es waren wahnsinnig harte Entscheidungen dieses Mal: Das blaue oder violette T-Shirt? Und wieviele Trägershirts? Wieviele Shorts? Bin ich überhaupt noch im Alter für Shorts? Der Rock hat auch einen gewagten Schlitz, stört das dort vielleicht jemanden? Und ist es überhaupt warm genug für so Zeugs...? 
(zum 70. Mal die Klimatabellen an den verschiedenen Destinationen googlen)
Hmmm, was Langärmliges braucht es auch noch. Aber diese Bluse ist mir also zu edel, wenn die verloren geht...! Also doch wieder der alte Hoodie wie seit zehn Jahren...
Dann noch das schwierigste Thema überhaupt: SCHUHE!! Wieviele Paar Sandalen? Absatz oder nicht? Brauchen die Turnschuhe ein bisschen Profil? Ich bin ja zu faul zum Wandern, aber was, wenn mich mal jemand dort einen Vulkan raufzwingt oder so? Dann werden sie auch noch dreckig, also lieber keine weissen... 
Und wieso bringe ich mein Necéssaire eigentlich nicht mehr zu?? Mache ich dort eine Kosmetikschule auf oder was?? Aber ohne diese Haarprodukte werde ich einfach scheisse aussehen! Und jetzt habe ich doch erst meine ganzen 2342893802 Muttermale checken lassen, da braucht es jetzt einfach drei Flaschen Sonnencrème Faktor 50!!

Dann habe ich dieses Mal auch noch meine Packmethode angepasst: Neu habe ich alle Kleidungstücke zusammengerollt, anstatt sie gefaltet zu stapeln wie im Kleiderschrank. Ich weiss nicht, ob das von dieser Marie Condo kommt oder so, ich hab mich zwar nie mit ihr befasst, aber es reden gerade alle davon, dass Kleider gerollt weniger knittern und handlicher verstaut werden können. 
Finde ich jetzt nicht so, ich habe komplett den Überblick verloren, was Hose und was Shirt ist, aber egal.  Und den Rucksack bringe ich auch kaum zu, also könnt ihr schon mal sicher sein, dass ich keine Souvenirs mitbringen werde - ausser Geschlechtskrankheiten, natürlich.
Sorry, kleiner Scherz am Rande! 😝😋

Eine Blutvergiftung zum Abschied
Godzilla ist übrigens bereits in ihren eigenen Ferien, in der Tierpension. Nach langem Hin und Her schien mir das einfach die beste Lösung und die einzige, die mir einen halbwegs ruhigen Schlaf gewährt. 
Wobei, als ich sie in der Pension abgab, fand sie das gar nicht lustig. Sind ja schliesslich auch noch andere Tiere dort, und die Queen duldet ausser Menschen keine anderen Lebewesen in ihrem Hofstaat! Sie hat also mächtig gefaucht, sich geweigert, aus der Transporttasche zu kommen und mich zum Abschied noch so richtig kräftig gebissen.
Wahrscheinlich werde ich nun irgendwo am Meer an einer Blutvergiftung sterben, aber hey, ich verdiene es auch!

Ich heule seither Wasserfälle - nicht, weil mir die Hand so weh tut, sondern weil ich mich wie die hinterletzte F* fühle, die ihr Tier einfach irgendwo abgibt, um eine hedonistische Reise zu tun! 
Dummerweise waren diese neun Wochen bereits geplant, bevor Godzilla überraschend in mein Leben trat - durch wen, muss ich ja hier nicht nochmal extra erwähnen. 

Sheba-Suppe ist der Shit!
Egal, ich will das schwarze Biest ja wirklich nicht missen, ich liebe niemanden so heiss auf dieser Welt wie diese Katze!! Und es zerreisst mir das Herz, wenn ich daran denke, dass sie jetzt zwei Monate lang keine Mäuse und Vögel mehr erlegen und heimbringen kann (um sie dann mitten in der Wohnung verrotten zu lassen - wobei, eine Maus hat sie nicht mal getötet, die hat dann eine Woche bei uns gelebt und uns jede Nacht terrorisiert, bis es mir gelungen ist, sie einzufangen), sich nicht mehr auf mein Gesicht legen kann, wenn ich am (sehr frühen!) Morgen auch nach dem fünften Weckversuch nicht aufstehen mag, nicht mehr auf meinem Schoss schlafen kann, wenn ich auf dem WC hocke, nicht mehr in sämtliche Parterrewohnungen eindringen und es sich auf den dortigen Sofas gemütlich machen kann (danke nochmals, liebe Nachbar*innen für das Verständnis!) und garantiert keine Sheba-Katzensuppe mit Pouletstückli zu Fressen kriegt, ihre absolute Leibspeise (in 30 Sekunden runtergeschlürft - machen die da Catnip rein oder was??). 

Ich werde also noch sehr oft weinen in den kommenden neun Wochen, das weiss ich jetzt schon. Und das Gefühl haben, dass ich ihr Glöckchen höre (sozusagen Phantom-Bimmeln). Ich hoffe aber, ich werde mindestens genau so viel lachen. Und ihr auch, wenn ihr es dann lest.
Und nur lest. Der Podcast geht weiter - und klingt ganz neu, wie ihr in der aktuellen Ausgabe hört (wäre auch mal noch der Moment, ihn zu abonnieren!). Aber für mein Mikrofon ist nun wirklich kein Platz in meinem Rucksack. 

P.s.: Ich weiss schon, ihr fragt euch innerlich alle: "Und der viel jüngere Lover??" - ist Geschichte. Ich bin eben doch nicht pädophil...