Sonntag, 4. September 2022

150 Sommerpause als Goldfisch

Tadaaaa!!!
Der Sommer haut langsam ab, und jetzt komme ICH wieder! Freut ihr euch?

Ich habe mal so eine traditionelle Sommerpause gebraucht. Ich habe einfach nur gearbeitet, viel getanzt, noch mehr Süsses gefressen, meine Garderobe aufgepeppt (noch nie so viel Geld für Kleider ausgegeben wie in diesem Jahr!!), angefangen, Russisch zu lernen und bin sogar schon als "Olga" in einem kleinen Theater aufgetreten (ich hatte ca. zehn Sätze, die kann ich aber bis heute nicht wirklich richtig aussprechen oder mir ihre Bedeutung merke), meine neue Wohnung mit einer Feier eingeweiht, bin an den Wochenenden in Europa herumgetingelt und habe einfach versucht, den ganzen Scheiss seit meiner Trennung aus dem Kopf zu kriegen und wieder Mensch zu werden.

Spoiler Alert: Es ist mir nicht gelungen.

Ich bin offensichtlich austauschbar
Meine Laune fährt immer noch Silverstar im Europapark. Mein Schlafbedürfnis ist immer noch 23 Stunden am Tag. Meine Aufmerksamkeitsspanne ist immer noch die eines Goldfisches (nicht, dass ich wüsste, an was sich ein Goldfisch alles erinnert, aber ich habe einfach das Gefühl, dass es in so einem Aquarium eh besser wäre, wenn man/frau nicht so viel denken kann). Mein Selbstwertgefühl ist immer noch nicht auffindbar.

Aber macht euch keinen Kopf: Das wird schon wieder. Ich merke, dass es bergauf geht - wenn auch nur langsam und stockend. Aber das Herz ist halt ein Arschloch. Oder eher das Hirn, meint meine Therapeutin. 
Auch um den Latino müsst ihr euch keinerlei Sorgen machen: Er ist direkt von unserer Wohnung zu einer neuen Frau gegangen. Es geht ihm BLENDEND, wie ich zwar erst ein halbes Jahr später dank Social Media erfahren habe (note to my Ex: Wenn du mich schon überall sperren musst, dann mache es bitte auch richtig, so bei allen Profilen und so)! Ich freue mich für ihn - NOOOOOTTT!!!! Aber es wäre ja auch schlimm gewesen, wenn er jetzt ALLEINE an die Hochzeit in Spanien hätte gehen müssen, zu der eigentlich ICH mit eingeladen gewesen wäre. Und ALLEIN zurück in das schöne Hotel in Lugano, zu dem ICH ihn damals zum Geburtstag eingeladen hatte. Auf den Bildern sehe ich auch, dass sich nicht mal die Frühstücksgewohnheiten geändert haben, seit ich weg bin. Oder die T-Shirts. Der Lifestyle bleibt also der selbe, nur heisst die Frau jetzt anders und ist 10 Jahre jünger. 

Anyway.




Goldfische machen keine Ferien
Meine Sommerpause ist nun also hier vorbei - wobei mein Sommer eigentlich erst noch kommt. Denn ich werde gleich länger verreisen, ganze neun Wochen, ätschibätsch! Wohin genau, werdet ihr erfahren, wenn ich dort bin und hier über meine Erlebnisse berichte. Und das wird wahrscheinlich gar nicht so langweilig, denn ich bin ja nicht gerade bekannt für mein wahnsinnig bürgerliches, traditionelles und problemloses Dasein. 
Ich bin die Dramaqueen der Clique. Das Haar in der Suppe. Der Knitter in der Bluse. 

Aber ich weiss nicht, ob es an meinem derzeitigen psychischen Zustand oder einfach an meinem Alter liegt, denn es ist mir noch nie so schwer gefallen, eine Reise vorzubereiten!
Ok, "Vorbereiten" können wir das eh nicht nennen, ich bin ja sowieso eher die Spontane, die einfach irgendwo aus dem Flugzeug steigt und dann mal schaut, wie es weiter geht. Und das klappt meistens ganz gut, aber manchmal ist es eben schon notwendig, gewisse Dinge vor Abflug zu klären und gegebenenfalls zu buchen.

Ist mir irgendwie nicht gelungen, sogar das war mir zu anstrengend, Goldfische können definitiv keine Ferien organisieren. Jetzt gehe ich halt einfach mal und schaue. Die very basics stehen, so viel schief gehen sollte also eigentlich nicht - HAHA, wenn ich mir die vergangenen 44 Jahre meines Lebens anschaue, weiss ich allerdings, dass das auch entgegen jeder Logik noch passieren kann!!

Naja, ich lasse mich einfach überraschen.

Im Alter wird der Rucksack voller
Auch meinen grossen Rucksack zu packen, war eine Tortur. Der war garantiert noch bei keiner Reise so voll wie dieses Mal. Aber voran liegt das? Bin ich damals in Brasilien, Japan oder Südafrika eigentlich nackt rumgelaufen oder was? War ich in meinen jüngeren Jahren einfach viel unbekümmerter?
Ich kann mich wirklich nicht erinnern. Aber es waren wahnsinnig harte Entscheidungen dieses Mal: Das blaue oder violette T-Shirt? Und wieviele Trägershirts? Wieviele Shorts? Bin ich überhaupt noch im Alter für Shorts? Der Rock hat auch einen gewagten Schlitz, stört das dort vielleicht jemanden? Und ist es überhaupt warm genug für so Zeugs...? 
(zum 70. Mal die Klimatabellen an den verschiedenen Destinationen googlen)
Hmmm, was Langärmliges braucht es auch noch. Aber diese Bluse ist mir also zu edel, wenn die verloren geht...! Also doch wieder der alte Hoodie wie seit zehn Jahren...
Dann noch das schwierigste Thema überhaupt: SCHUHE!! Wieviele Paar Sandalen? Absatz oder nicht? Brauchen die Turnschuhe ein bisschen Profil? Ich bin ja zu faul zum Wandern, aber was, wenn mich mal jemand dort einen Vulkan raufzwingt oder so? Dann werden sie auch noch dreckig, also lieber keine weissen... 
Und wieso bringe ich mein Necéssaire eigentlich nicht mehr zu?? Mache ich dort eine Kosmetikschule auf oder was?? Aber ohne diese Haarprodukte werde ich einfach scheisse aussehen! Und jetzt habe ich doch erst meine ganzen 2342893802 Muttermale checken lassen, da braucht es jetzt einfach drei Flaschen Sonnencrème Faktor 50!!

Dann habe ich dieses Mal auch noch meine Packmethode angepasst: Neu habe ich alle Kleidungstücke zusammengerollt, anstatt sie gefaltet zu stapeln wie im Kleiderschrank. Ich weiss nicht, ob das von dieser Marie Condo kommt oder so, ich hab mich zwar nie mit ihr befasst, aber es reden gerade alle davon, dass Kleider gerollt weniger knittern und handlicher verstaut werden können. 
Finde ich jetzt nicht so, ich habe komplett den Überblick verloren, was Hose und was Shirt ist, aber egal.  Und den Rucksack bringe ich auch kaum zu, also könnt ihr schon mal sicher sein, dass ich keine Souvenirs mitbringen werde - ausser Geschlechtskrankheiten, natürlich.
Sorry, kleiner Scherz am Rande! 😝😋

Eine Blutvergiftung zum Abschied
Godzilla ist übrigens bereits in ihren eigenen Ferien, in der Tierpension. Nach langem Hin und Her schien mir das einfach die beste Lösung und die einzige, die mir einen halbwegs ruhigen Schlaf gewährt. 
Wobei, als ich sie in der Pension abgab, fand sie das gar nicht lustig. Sind ja schliesslich auch noch andere Tiere dort, und die Queen duldet ausser Menschen keine anderen Lebewesen in ihrem Hofstaat! Sie hat also mächtig gefaucht, sich geweigert, aus der Transporttasche zu kommen und mich zum Abschied noch so richtig kräftig gebissen.
Wahrscheinlich werde ich nun irgendwo am Meer an einer Blutvergiftung sterben, aber hey, ich verdiene es auch!

Ich heule seither Wasserfälle - nicht, weil mir die Hand so weh tut, sondern weil ich mich wie die hinterletzte F* fühle, die ihr Tier einfach irgendwo abgibt, um eine hedonistische Reise zu tun! 
Dummerweise waren diese neun Wochen bereits geplant, bevor Godzilla überraschend in mein Leben trat - durch wen, muss ich ja hier nicht nochmal extra erwähnen. 

Sheba-Suppe ist der Shit!
Egal, ich will das schwarze Biest ja wirklich nicht missen, ich liebe niemanden so heiss auf dieser Welt wie diese Katze!! Und es zerreisst mir das Herz, wenn ich daran denke, dass sie jetzt zwei Monate lang keine Mäuse und Vögel mehr erlegen und heimbringen kann (um sie dann mitten in der Wohnung verrotten zu lassen - wobei, eine Maus hat sie nicht mal getötet, die hat dann eine Woche bei uns gelebt und uns jede Nacht terrorisiert, bis es mir gelungen ist, sie einzufangen), sich nicht mehr auf mein Gesicht legen kann, wenn ich am (sehr frühen!) Morgen auch nach dem fünften Weckversuch nicht aufstehen mag, nicht mehr auf meinem Schoss schlafen kann, wenn ich auf dem WC hocke, nicht mehr in sämtliche Parterrewohnungen eindringen und es sich auf den dortigen Sofas gemütlich machen kann (danke nochmals, liebe Nachbar*innen für das Verständnis!) und garantiert keine Sheba-Katzensuppe mit Pouletstückli zu Fressen kriegt, ihre absolute Leibspeise (in 30 Sekunden runtergeschlürft - machen die da Catnip rein oder was??). 

Ich werde also noch sehr oft weinen in den kommenden neun Wochen, das weiss ich jetzt schon. Und das Gefühl haben, dass ich ihr Glöckchen höre (sozusagen Phantom-Bimmeln). Ich hoffe aber, ich werde mindestens genau so viel lachen. Und ihr auch, wenn ihr es dann lest.
Und nur lest. Der Podcast geht weiter - und klingt ganz neu, wie ihr in der aktuellen Ausgabe hört (wäre auch mal noch der Moment, ihn zu abonnieren!). Aber für mein Mikrofon ist nun wirklich kein Platz in meinem Rucksack. 

P.s.: Ich weiss schon, ihr fragt euch innerlich alle: "Und der viel jüngere Lover??" - ist Geschichte. Ich bin eben doch nicht pädophil...