Montag, 9. Januar 2023

153 Es como una manzana verde, pero con muchos sabores

HAPPY NEW YEEAARRR!!!!!!

Und ja, mit dem alten Jahr ging auch meine Reise zu Ende - leider. 

Hier also meine kleine Review zu Ecuador:

Ich muss sagen, ich war erstmal nicht so begeistert, als ich in Quito aus dem Flugzeug stieg. Es war nämlich arschkalt. Ich hatte während meinen Aufenthalten in der Karibik ein bisschen vergessen, dass die ecuadorianische Hauptstadt auf rund 3000 Metern Höhe liegt und das spürt man/frau halt. Kleidertechnisch war ich nicht sonderlich gut vorbereitet, und interessanterweise sind es die Häuser dort auch nicht so, jedenfalls fehlte es überall an Heizungen. 
Also war Schichtenlook angesagt. Sah scheisse aus und hielt auch nicht ganz so warm wie erwünscht, aber ich will mich ja nicht beschweren. 



Einmal der Mittelpunkt der Welt sein
Anyway. 
Quito ist nichtsdestotrotz (komischstes Wort ever - noch komischer als "komischstes") eine sehr schöne Stadt. Viele koloniale Gebäude, Kirchen und Marktplätze, die Atmosphäre schien mir sehr entspannt. Ich blieb länger als ursprünglich geplant, weil ich mich so wohl fühlte. Um so verwunderter war ich, als mir der Hostelbesitzer mitteilte, dass er bereits ab 18.30 Uhr die Tür zusperre und ich doch dann auch nicht mehr auf den Strassen unterwegs sein sollte, da zu gefährlich. 
Ich hielt mich nicht wirklich daran, denn was soll ich schon so früh am Abend in meinem Zimmer machen, ist ja totlangweilig. Passiert ist mir nie etwas, zum Glück. 

Natürlich ist in Quito ein Besuch bei der Mitad del Mundo, also am Erdmittelpunkt, ein Muss. Es ist eine ziemlich unspektakuläre gelbe Linie, die genau auf dem Äquator (jetzt wissen wir auch, warum das Land so heisst wie es heisst) liegen soll - es faktisch aber nicht tut. Aber das ist mir zu wissenschaftlich. Gibt gute Fotos das Ganze, das reicht mir schon 😝 Einmal der Mittelpunkt der Welt sein, halt!

Aber eben, das Klima... ich brauchte wieder Wärme, deshalb beschloss ich, in den Nordosten Ecuadors zu reisen, nach Cuyabueno in den Regenwald. Drei Nächte in einer Urwald-Lodge, die nur per Boot zu erreichen ist - ich sag euch, das ist nicht nur klimatisch ein Traum! Allerdings hatte ich in meiner Euphorie ganz vergessen, dass es im Regenwald kein wifi gibt, weshalb mich einige Leute in der Heimat schon für tot hielten, da mein Mitteilungsbedürfnis plötzlich abbrach. Tut aber auch mal gut, so ein bisschen digitales Detox. 

Ohne wifi und ohne Mann
Anstatt TikToks zu schauen, verbrachte ich die Tage mit viel Boot fahren, exotische (und sehr giftige!) Tiere bestaunen und durchs Gehölz laufen. Dabei wurde ich auch immer mal wieder nass - der Regenwald machte seinem Namen alle Ehre. Wir waren eine coole Truppe, rund fünf Pärchen, eine Französin und ich. Es hatte noch eine zweite Reisegruppe in unserer Lodge, die war offenbar nicht so cool wie wir. Denn eines schönes Tages überlegte sich ein Krokodil im Fluss, deren Boot anzugreifen, worauf es kenterte und sämtliche Insassen an Land schwimmen mussten, das Krokodil schön hinterher. Ich habe das zerbissene und zerbeulte Ruder gesehen, mit dem sie es in die Flucht schlagen konnten. Obwohl das Ganze echt nicht lustig ist, ist es lustig - versteht ihr, was ich meine? 😎

Ich möchte meinen Urwaldtrip auch gleich noch zum Anlass nehmen, um das Thema "alleinreisende Frau" aufzugreifen. Von uns gibt es ja wirklich genug auf dieser Welt, und ja, wir suchen uns das selbst aus. So einige Männer finden das aber immer noch seltsam und können sich einfach nicht vorstellen, dass wir uns tatsächlich alleine zurechtfinden können. Und nicht auf der Suche sind nach ihnen. 
So geschehen also auch im ecuadorianischen Regenwald. Als der Guide und ich mal zufällig etwas weiter weg vom Rest der Gruppe im Wald standen, nutzte er die Gelegenheit gleich aus, um sich über meinen Zivilstand zu erkundigen. Und sich mir anzubieten, denn ich wolle ja sicher einen Ehemann.


Ich weiss, ihr seid jetzt enttäuscht zu hören, dass ich sein Angebot ausgeschlagen habe. Wie übrigens auch einige Male in Kuba und Panamá. Sorry, keine Traumhochzeit in Weiss!

Aber der Guide war darüber gar nicht mal so traurig. Als ich nämlich abreiste, wurde ihm bewusst, dass die Französin nun alleine im Zimmer war (wir hatten uns eins geteilt). Also bot er ihr ganz selbstlos eine entspannende Rückenmassage an, wie sie mir später mal per Whatsapp mitteilte.

Überraschung: Auch sie lehnte ab. 

Und die Moral der Geschicht: Reisen geht auch wunderbar ohne starken Mann an seiner Seite. Ich jedenfalls hab den Weg noch immer allein gefunden.

Gut, ich habe mich auch sehr oft verirrt, aber das ist Teil des Abenteuers.

Kartoffelsuppe und Coiffeur vor dem Highlight
Jetzt aber weiter mit Ecuador.
Nach dem Urwald blieb ich wieder den Städten treu. Baños - sehr touristisch, aber auch sehr schön, umgeben von grünen Bergen. Ich hab mir dort Wasserfälle angesehen und sehr viel gegessen. Übrigens hab ich mich in Ecuador glaub ich am anständigsten ernährt auf meiner gesamten Reise. Es ist auch dort wie wohl in ganz Lateinamerika nicht ganz so einfach für VegetarierInnen, aber ich empfehle das Nationalgericht Locro: Kartoffelsuppe mit Käse und Avocado. Und Humitas, so eine Art süssliche Polenta im Maisblatt serviert. 


Dann Cuenca. Wirklich malerisch, mit 56 Kirchen, wenn ich mich richtig erinnere. Dort ging ich das erste Mal seit meinem Aufbruch in Tsüri mal wieder zum Coiffeur. Und liess mir die Nägel machen. Ich lieh mir ein Velo aus, um die Stadt besser erkunden zu können. Und ins Kino (SMILE, kann ich allen empfehlen, die so gerne Horror haben wie ich). Und bereitete mich so auf das Highlight vor, den Part meiner Reise, auf den ich mich eigentlich am meisten gefreut hatte:

Galápagos. 

Nach rund anderthalb Stunden Flug ist man/frau in einer komplett anderen Welt. Das wird einem schon am winzigen Flughafen von Santa Cruz klar, einer der Hauptinseln der Galápagos: Nach einem kurzen Spaziergang über das Rollfeld wird in ein Bus gestiegen, dann in ein Boot (das Gepäck dabei aufs Dach geschnallt, ich frag mich, wie die das bei einem Sturm machen) und wieder in einen Bus. Dann steht einem die Inselwelt offen. Vom Städtchen Puerto Ayora aus gehen sämtliche Schiffe und Touren los, und das Angebot ist schier unerschöpflich.
Und übrigens auch SAUTEUER!!! Galápagos ist wirklich once in a lifetime, denn danach musst du anschaffen gehen. Unglaublich, die Preise dort!

Eine Schifffahrt, die ist lustig
Vor allem für die Kreuzfahrten - aber leider ist das wirklich das absolut Geilste, das es auf dieser Inselwelt zu machen gibt, und ich lege das wirklich allen ans Herz. Auf diese Weise können all die kleinen Inseln und unzähligen Sehenswürdigkeiten am schnellsten und bequemsten erreicht werden, und es ist auch immer gleich ein Guide mit dabei. Das ist viel praktischer, als mehrere einzelne Touren zu buchen. Ausserdem ist das Leben an Bord auch ganz lustig - obwohl ich sagen muss, dass ich mir natürlich nur die Holzklasse geleistet habe, last minute, und auch nur drei Nächte. Trotzdem habe ich ein Vermögen ausgegeben, aber naja, eben, once in a lifetime. Ich teilte mir eine Kajüte so gross wie eine Schuhschachtel mit einer jungen Engländerin. Wenn eine von uns auf die Toilette wollte, musste die andere quasi aus dem Zimmer, weil die Badezimmertüre praktisch den gesamten Raum ausfüllte. Und ich lag übrigens oben - ich weiss heute noch nicht, wie ich es geschafft habe, bei diesen Wellengängen teils nicht aus dem Bett zu fallen nachts. Aber ich fand es eigentlich noch beruhigend, so hin und her geschaukelt zu werden, ich schlief tief und fest wie ein Baby in seiner Wiege. 

Essen an Bord bei voller Fahrt war aber nicht sehr angenehm. Wenn du beim Gang zum Buffet viermal in den Tisch, in die anderen Leute oder die Wand knallst, dann wird dir irgendwann so richtig schlecht. 
Ach, und in der Dusche war das Wasser braun (vom Rost, wurde mir versichert), und wurde nie richtig warm, und leider war ich nicht in der heissen Jahreszeit auf den Galápagos. Ihr kennt ja meine Aversion gegen kaltes Wasser auf der Haut, ich habe also sehr gelitten.
Und noch mehr in meinem (auch viiieeelll zu teuer!!!) geliehenen und etwas zerlöcherten wet suit beim Schnorcheln. Das Meer war zwar wunderschön türkisblau, aber SOOOO VERDAMMTSCHEISSEHUERESIECHARSCHKALT, dass ich mich den Haien schon bald freiwillig zum Frass vorgeworfen hätte, weil mir dieser Tod als angenehmer erschien als zu erfrieren. 

Pleite, aber happy
Aber hey, ich will mich wirklich nicht beschweren, denn trotz Frieren, leerem Konto und blauen Flecken sind die Galápagosinseln einfach das pure Paradies! Kein Wunder, hat es Darwin dort so gut gefallen und kam er dort zum Schluss, dass nur die Fittesten überleben.
Haie, Iguanas, Schildkröten, Flamingos, Boobies (das sind die Vögel mit den blauen Füssen und die heissen wirklich so), Pelikane, Seelöwen (die dort wirklich an jeder Ecke rumliegen, auch auf dem Trottoir und auf den Parkbänken), Krabben, Fische - you name it, alles gibt es dort und in unglaublichen Mengen. Dazu sind auch die verschiedenen Inseln komplett unterschiedlich: Mal gibt es Strand mit rotem Sand, mal Buschlandschaft, mal Lavaformationen. 
                                      



Kurz gesagt: Es gab keinen besseren Abschluss für meinen Lateinamerika-Trip als diesen. Und zum Glück war es der Abschluss, denn wäre ich gleich zu Beginn auf die Galápagos, hätte ich den Rest der Reise canceln müssen, weil ich pleite gewesen wäre (ich erläutere jetzt hier die Trinkgeld-Policy auf den Kreuzfahrtschiffen nicht noch näher, weil ich niemanden abschrecken möchte - aber hey, PUTA MADRE??!!). 
Aber wirklich wahnsinnig vielfältig, dieses Ecuador. Koloniale, sehr katholische Städte, Regenwald, Berge, Vulkane, Strände, Inseln - ein Einheimischer hat es mir so zusammengefasst: "Ecuador ist wie ein grüner Apfel, aber mit vielen Geschmäckern" ("Es como und manzana verde, pero con muchos sabores"). 

And finally: Godzi!
Obwohl ich mit meinem Rucksack gerne noch weitergezogen wäre, war ich jetzt bereit für Godzilla. Und ich bin der kleinen schwarzen Bitch wirklich sehr dankbar, hat sie mir es nicht übel genommen, dass ich sie in die Tierpension abgeschoben hatte. Sie war ja sooooooo happy, als ich sie in unserer Wohnung aus der Transporttasche befreite - und brachte mir zum Dank gleich drei tote Vögel an einem Tag nach Hause. 

Tja, nun bin ich also wieder hier. Und deshalb normalisiert sich auch der Blog wieder. Die nächste Ausgabe kommt auch wieder als Podcast, ich verspreche es. 

Und der nächste Flug nach Ecuador ist übrigens auch schon wieder gebucht. Nein, nicht nochmal auf die Galápagos, habe ich im Lotto gewonnen oder was? Der Grund ist ein anderer, aber dazu später mehr. Vielleicht. 

Falls ihr individuelle Reisetipps braucht, etwa, wie ihr nicht vom staatlichen Bus stehengelassen werdet, keine Bustickets auf windigen Fähren verliert und dann doppelt zahlen müsst und nicht von Typen geghostet werdet, die drei Chihuahuas zu Hause haben und euch noch eine Geburtstagsparty in Buenos Aires versprechen - I'm here. 

P.s.: Humitas wäre jetzt geil...