Sonntag, 10. Mai 2020

121 Corona macht tot

Wir wollen alle nicht, dass sich dieses scheiss Virus verbreitet, klar.
Allerdings frage ich mich, welches Risiko höher ist: An Corona zu sterben oder an Einsamkeit?

Ich rede nicht von mir, macht euch keine Sorgen.
Ich rede von all den alten, (chronisch) kranken Menschen, die keinen Besuch mehr erhalten dürfen. Zu Hause oder noch schlimmer, in Spitälern und Heimen. Meiner Meinung nach ist das Folter. Auch wenn ich verstehe, dass für sie eine grössere Gefahr besteht als für andere. Und sie eine potenzielle Gefahr für andere sind. 

Trotzdem ist es für mich eben auch ein Abwägen der Risiken. Und was da jetzt gerade geschieht, ist nicht menschenwürdig. Besuch dürfen solche Leute erst erhalten, wenn sie im Sterben liegen. Wie beschissen ist DAS denn?? Vorher sind sie es nicht wert genug oder was??

Und ich weiss, wovon ich spreche: Meine Mutter musste so sterben. Nur, weil eine Pflegefachperson sich nicht an die Anweisungen hielt, durfte ich in letzter Minute an ihrer Seite sein. Denn: Zu Corona-Zeiten abzuleben, ist offenbar schon nicht gern gesehen, noch weniger erwünscht ist es aber, sich zu erlauben, mitten in der Nacht zu sterben. Dann schlafen eben die Chefs und können die benötigte Erlaubnis für die Lockerung der Besuchsregeln nicht geben. Not kidding!! 
Aber eben, es gibt noch Menschen mit gesundem Verstand, zum Glück. Ein kleiner, aber nötiger Trost in diesen schwierigen Zeiten. Denn niemand, wirklich niemand, sollte diesen letzten Schritt auf diese Weise alleine gehen müssen.


Nein, meine Mutter starb nicht an Einsamkeit oder Corona. Dafür hat der Krebs schon gesorgt. Aber dass die letzten Wochen noch beschissener für sie waren als sonst schon, dafür hat das Virus gesorgt - und die Entscheidung des Bundes, Spitäler und Heime abzuschotten. Ich arbeite auch im Gesundheitsbereich und verstehe die Angst und den Wunsch, die Schwächsten schützen zu wollen. Aber vielleicht macht genau das ihnen das letzte bisschen Leben, das sie noch haben, noch mehr zur Qual. 

Ich habe auch keine Lösung für das Problem, ich bin weder Infektio- noch Virologin (im Gegensatz zu vielen aus meiner social media-Community, die plötzlich alle genau wissen, wie man sich in dieser Krise zu benehmen hat - danke, aber dass ich zu Hause bleiben soll, sagt mir schon der Bund, und nur auf den höre ich übrigens, auch wenn mir nicht alles gefällt. Und dass das Virus vielleicht nur eine Erfindung ist oder mit Yoga, Desinfektionsmittelspritzen oder Sperma geheilt werden kann, das wissen wir leider nicht so genau. Wobei doch, dass mit dem Sperma weiss ich ganz genau, sorry! So spare me, please!!)

In solchen Zeiten zu sterben ist noch beschissener als in "normalen", das hingegen ist klar. Kann man sich in grosser Runde besaufen und über alte Zeiten sinnieren? Nein! Kann man sich in den Armen liegen und heulen?? Offiziell auch nicht! Alles höchstens virtuell, wenn man sich an die Regeln hält, aber Regeln sind halt manchmal doof.

Anyway.
Ich hoffe, wir bleiben alle gesund.
Aber ich frage mich einfach, was mehr Schaden anrichtet: Die rigorosen Schutzmassnahmen oder die Einsamkeit.

Werden wir nie wissen. 

Figgsch dir, Corona!!!

2 Kommentare:

  1. Ich bin jetzt auch gerade im Krankenhaus. Nichts lebensbedrohliches, aber morgen steht eine OP an. Deshalb verpasse ich den Geburtstag meines Verlobten, der mich nicht mal besuchen darf. Dieses Abschotten von den Liebsten finde ich auch schlimm. Einsamkeit ist nicht mein Ding..

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  2. Liebe Shelly
    Bei dir ist diese Zeit wenigstens absehbar - ich hoffe, du bist schon wieder zu Hause und alles ging gut.
    Lieber Gruss
    Frau B.

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