Mittwoch, 3. März 2021

134 Waage auf rote Liste

To begin with: Wenn du mich lieber hören magst, als dass du hier lesen musst, dann kannst du das jetzt tun. Zum Beispiel auf Spotify. Aber bitte abonnieren und kräftig Werbung machen!

Das nur mal so nebenbei.

Und jetzt zum eigentlichen Thema: Sport.

Ich glaube, ich habe das hier schon einige Male angeschnitten, und ich kann wohl davon ausgehen, dass ihr mittlerweile gecheckt habt, dass ich jetzt nicht soooooo die Freundin von körperlicher Ertüchtigung bin. Ich erinnere an meine kläglichen Versuche mit Yoga (Post 89). Oder Zumba (Post 25). 
Ach, aber das Tanzen (Post 113), übrigens, das ziehe ich bis heute durch. Bin ich mega stolz drauf! Ist jetzt aber auch nicht wahnsinnig athletisch. Deshalb genau richtig für mich. Denn wenn es um schneller, höher und weiter geht, dann bin ich schon nicht mehr zu haben. 
 
„Ok bis obere Grenze“  
Weshalb ich dieses Thema wieder aufgreife?
Nun, neulich bin ich zum ersten Mal auf so eine fancy Waage gestanden, die nicht nur Gewicht, sondern auch gleich noch den restlichen Zustand deines Körpers misst. Wassergehalt, Muskelmasse, Fettanteil und so.

Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, wie ich so naiv sein konnte. Hatte ich tatsächlich Top-Werte erwartet?

Jedenfalls hielt ich mich bis vor diesem Gang auf die Waage irgendwie für unsterblich und supergesund. Schliesslich geht es mir ja immer gut (ja, ok, ausser diese verdammte Nierenbeckenentzündung alle paar Jahre, aber irgend eine Schwachstelle muss man ja haben), ich bin nicht adipös, ich rauche nicht, saufe nicht wie ein Loch.

Und dann sagt mir diese fucking Waage, beziehungsweise die dazugehörige App, doch tatsächlich, dass mein Fettgehalt im Körper an der oberen Grenze sei!
Und das bei einem tadellosen BMI und wahnsinnig tollen Wasserhaushalt!!
(die etwas niedrige Muskelmasse verschweige ich hier mal)

Und die App war da noch gnädig mit „ok bis obere Grenze“: Als ich anfing zu googlen, kam ich auf Seiten, die mir quasi den baldigen Herzinfarkt voraussagten, wenn ich meine Fettmasse nicht mindestens um 10 Prozent reduzieren würde. Ich leide offensichtlich an „skinny fat“, also Fett, das sich nicht sichtbar in meinem Körper ablegt, sondern sich ganz still und heimlich um die Organe klammert und so grossen Schaden verursacht. Eigentlich also habe ich gemäss Internet das genau so hohe Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten wie eine übergewichtige Person.

Super!

Kein Bock auf Hanteln und Schweiss 
Nun mache ich mir also tatsächlich das erste Mal in meinem Leben so richtig ernsthafte Sorgen um meine Gesundheit. Und mir ist auch klar: Wenn ich meinen Fettwert wirklich ändern möchte, dann müsste ich wohl anfangen, Sport zu treiben. Richtig Sport. Nicht nur Tanzen, E-Bike fahren und Sexeln, nein, so richtig mit Hanteln und Turnschuhen, mit Rennen und Springen, mit Keuchen und Schwitzen, Wasserflasche, Handtuch und so.  

Pfui!!

Das ist einfach sooooooo nicht meins! Und jeder, der mich kennt, weiss, dass man mich mit so Zeugs einfach jagen kann!
„Nei, Liebi, ich laufe mit dir jetzt nöd uf dä huere Üetliberg ufe! Ich chan ufe FAHRE und dänn abelaufe, das isch ok. Aber nöd umgekehrt!“
„Es isch schöns Wetter. Chömmer jetzt nöd eifach mal im Liegestuehl hocke oder chli is Meer ligge? Musch jetzt du würklich mit em Velo eimal rund um die huere Insle? Das isch e VULKANinsle! Da isch steil! Mach das halt, aber ohni mich!“
 
Es hat aber lange gedauert, bis ich so eine gewissenhafte Nicht-Sportlerin sein konnte und voll und ganz zu meiner unathletischen Neigung stehen konnte.
Als Kind und Jugendliche dachte ich noch: Sport muss einfach sein. Macht jeder. Das ist normal, und du willst ja normal sein (heute nicht mehr, haha!).
Also arbeitete ich die gesamte Liste ab: Reiten, Aerobic, Rhythmische Sportgymnastik, Geräteturnen, Fitnesscenter, you name it. Alles über nicht sehr lange Zeit und mit nicht sehr grossem Erfolg. Und vor allem: Ohne jeglichen Bock.
 
Wahrscheinlich sind es die Hormone 
Allerdings frage ich mich schon: Warum eigentlich? Wieso liebe ich nicht auch Wandern und Joggen und Yoga, so wie viele andere?

Wahrscheinlich, weil in meinem Gehirn dieser Teil fehlt, der diese Glückshormone ausschüttet, wenn man sich körperlich ertüchtigt. Sorry, dieses Gefühl kenne ich wirklich nicht. Auch beim Tanzen macht mich ja nicht die Anstrengung happy, sondern das grosse Ganze, das Floaten mit der Musik, das Synchronisieren der Körper, das sich völlig im Takt Vergessen, die Bewegungen passieren irgendwann automatisch, du musst gar nicht mehr denken (also, im Idealfall und wenn man/frau es auch wirklich gut beherrscht, denn ehrlich gesagt ist genau das der tricky part am Ganzen, gerade für die Frau, die sich ja führen lassen soll, dann geht es im Hirn so: „Scheisse, was jetzt? Muss ich mich drehen? Rückwärts, vorwärts? Bein hoch? Nicht? Doch? HILFE!!!!“ – und tschüss, Entspannung!) und die Freude, wenn wir uns nicht gegenseitig über die Füsse stolpern….

Hach, ich bin ja soooo poetisch! :-)

Aber ansonsten brauche ich keinen Sport, um glücklich zu sein, nö. Vielleicht fehlt mir diese eine Hormondrüse. Oder vielleicht wird sie einfach anders stimuliert. Durch meine Couch zum Beispiel. Mein Bett. DIE machen mich so richtig glücklich.

Wieviel ist zuviel? 
Und offenbar auch mein Viszeralfett glücklich. So heisst dieses innere Fett rund um die Organe nämlich. Hab ich auch gegooglet. Und hat mir meine sportliche Freundin verraten, die 15 Kilo mehr wiegt, aber auch ungefähr 15 Kilo mehr Muskeln hat als ich („Ja, hui, Bitterbös, das isch scho nöd son en tolle Wert. Issisch vill Süesses?“ – „Naja… was isch vill?“ – „Du issisch vill. Ich weiss es. Rhetorischi Frag gsi.“).

Viszeralfett – das klingt doch schon so nach deadly disease, nicht?

Jetzt bin ich schlank, aber doch zu fett. Äusserlich gesund und innerlich schon halb verrottet.

Ok, ich übertreibe wahrscheinlich. Genau so wie mit meinem Sporthass. Wäre wahrscheinlich gar nicht so schlimm, so eine kleine Wanderung. So ein bisschen Rennen am See. Mit dem Velo bergauf.

Moll, eigentlich schon.

Also, einfach nicht mehr auf diese Waage stehen.

Waage auf rote Liste.
Fertig. 
 
 

Donnerstag, 11. Februar 2021

133 Eiskalte Händchen

Fakt ist: Es wird einem aber auch grad gar kein Spass gegönnt zur Zeit!
Danke, Corona, in erster Linie.
 
Danke aber auch - Winter. WINTER!!!
 
Ich meine, es würde ja schon reichen, dass zur Zeit alles zu hat. Dass wir selber kochen müssen oder uns etwas liefern lassen oder Take away kaufen. Dass wir nicht alle unsere Lieben um uns versammeln können, ausser es sind nur fünf aus insgesamt zwei Haushalten. Dass wir nicht verreisen können. Dass wir nicht singen dürfen. Dass wir nicht ins Gym können - HAHA, Spass, das ist mir unsportlicher Couchpotatoe sowas von scheissegal! :-))) Aber, dass wir nicht gemütlich einfach irgendwo einen Kafi trinken gehen können. Und ins Kino. Oder an ein Deichkind-Konzert (ganz, ganz tolle Erinnerung von vor einem Jahr, als die Welt noch in Ordnung war und kurz vor dem ersten Lockdown). 

Grau, tot und schmerzhaft
Aber nein.
Dem Universum ist das nicht genug. 

Es muss natürlich auch gerade noch Winter sein, die schrecklichste aller Jahreszeiten. Es muss natürlich arschkalt sein. Und noch schlimmer: Es muss natürlich schneien. Nicht nur in den Bergen, nein, auch in Tsüri.

Corona. Winter. Kälte. Schnee. Gleich vier meiner Triggerpunkte auf einmal. MERCI!!

Und bevor jetzt alle wieder gleich MIMIMIMIMIMIMIIIIII!!! hier: Ja, ich weiss, dass andere Winter und Schnee und dicke Jacken und Skifahren und so total toll finden. Ich mag das denen auch wirklich gönnen. Aber ich gehöre nunmal leider nicht dazu, und das habe ich mir nicht ausgesucht, das wurde mir wohl von der Natur so in den Zellkern gelegt. 

Winter ist für mich grau und irgendwie tot. Nichts blüht, nichts wächst. Kein schöner Anblick. Würde mir jemand sagen: "Tue mal Winter zeichne!", ich würde einfach eine graue Fläche machen.
Das allerschlimmste an dieser Jahreszeit ist die Kälte. Vielleicht empfinden die Menschen Temperaturen unterschiedlich, ich kann von mir jedenfalls sagen: Kälte tut weh!! SAUWEH!!!
Kälte lässt alle meine Muskeln verkrampfen. Im Winter bin ich eigentlich immer mit hochgezogenen Schultern, angespannten Arschbacken und zusammengekniffenem Kiefer unterwegs (jetzt mit Maske noch mehr!). Ich merke das, weil mir spätestens nach ein paar Wochen jeweils alles weh tut, und ehrlich gesagt, sehe ich es auch manchmal im Spiegel, wenn die Schultern langsam bis fast an die Ohren reichen.

Haarprobleme dank Schichtenlook
Das bedeutet: Viele Kleider anziehen. GANZ VIELE! 
Mein Problem: Schichtenlook mag ich nicht so. Ich weiss, der Ratschlag: "Legg halt mal Strumpfi under dä Hosen aa!" ist gut gemeint - aber sorry, ich kann das nicht. Strumpfhosen stören mich, ausserdem finde ich es eine Qual, die überzustreifen. Ich mache sie jeweils sofort kaputt. Und es dauert auch immer so lange, bis man die zurechtgezupft hat, so dass sie einem auch wirklich über den Hintern reichen und sich nicht der ganze Stoff nur unterhalb der Knie ansammelt. Ein wahrer Graus!

Dafür sind für mich Schal und Mütze unerlässlich. Kalte Luft an Hals oder Kopf, das ist für mich der Tod. Damit wären wir aber schon beim nächsten Problem: Wohin mit den langen Haaren? Unter oder über den Schal, unter oder über die Jacke? Beides sieht meistens total bescheuert aus, jedenfalls bei mir. Und bei beiden Varianten werden irgendwie dauernd büschelweise Haare ausgerissen, auch hier wäre ich mal froh um Tipps, wie sich das vermeiden liesse. Danke.
 
Meine Nase im Winter: Immer knallrot. Ich sehe eigentlich dauernd aus wie ein Clown. Meine Hände - auch dauernd rot. Weil ich mich einfach nicht mit Handschuhen anfreunden kann. Erstens stört es mich, wenn ich in meiner Taktilität (ist das überhaupt ein Wort?) eingeschränkt bin und nicht richtig spüre, was ich anfasse. Zweitens lasse ich diese Dinger dauernd irgendwo liegen, ist dasselbe bei mir wie mit Schirmen. Dann halt lieber Frostbeulen holen. 
Call me "Eiskaltes Händchen": Wenn ich nach Hause komme, habe ich jeweils mindestens 10 Minuten lang touchy touchy-Verbot. Sonst gibt's Geschrei.
Und keinen Sex. Haha, Scherz, aber jetzt seid ihr wieder wach! :-)


Und zu guter Letzt ist das allernervigste an dieser ganzen Winterkleider-Schichtenlook-Sache eigentlich, dass es einfach EEEEWWIIIIGGG dauert, bis man überhaupt angezogen ist! Zeit, die mich reut. Und die ich eigentlich nie habe, schon gar nicht frühmorgens, da ich gefühlt immer zu spät dran bin. 
 
Im Ghetto wird nicht gesalzen
Zum Glück wohne ich nicht in Sibirien oder so, denn in unseren Breitengraden hat man wenigstens noch regelmässig die Chance, dass die Winter nicht allzu hart werden. Will heissen: Eigentlich zu warm für die Jahreszeit und ohne Schnee.
Aber nein, da habe ich dieses Mal natürlich auch Pech: Frau Holle beglückte uns jetzt schon mehrmals dieses Jahr.
Ich habe sie nicht darum gebeten.

Ok, ok, ich gebe zu: Schnee, jedenfalls wenn er frisch gefallen und noch nicht zu dreckigem Matsch zerstampft ist, ist schön anzuschauen. Ich ziehe ihn aber auf dem Land und in den Bergen vor. Oder in Sibirien. Aber nicht in der Stadt! Weil, allein heute bin ich schon ca. 37mal ausgerutscht auf dem Weg zur Arbeit und beim Mittagsspaziergang! Ausserdem muss mein Velo im Keller bleiben, aber die ÖV haben oft auch Mühe. Das bedeutet also wieder: Latschen und auf die Fresse fallen! Das mit dem Salzen, Räumen und Kiesen scheint nämlich nicht überall zu funktionieren, vor allem nicht in meinem Oerlikon, das ich nicht zuletzt deshalb auch liebevoll "das Ghetto von Tsüri" nenne....
 
Sneaky Schnee findet immer seinen Weg
Yep, ich weiss: "Schnee ist aber gut für die Wintersportgebiete!" Das freut mich für die, aber ich als Winterhasserin bin halt auch keine leidenschaftliche Skifahrerin, sorry.
Damit ich auf der Piste nicht erfriere, muss ich mich jeweils einwickeln wie eine Mumie (und auch hier wieder: das VERMALEDEITE Haarproblem!). Jetzt kommt Thermowäsche unter den Skianzug. Den Schal klemm ich mir 34309mal im Reissverschluss der Skijacke ein. Mit den dicken Handschuhen finde ich nie, was ich suche in meinen 100 Jacken- und Hosentaschen. Die Brille ist unbequem und immer beschlagen. Skier und Stöcke kaufe ich schon lange nicht mehr, weil mich die Schlepperei nervt - also lieber mieten. Wenn ich mitten in der Abfahrt mal stürze (und ja, das kommt durchaus mal vor), dann wird es nass, weil der sneaky Schnee irgendwie immer einen Weg unter die Kleider findet. 
Und der Supergau: Du musst aufs WC. In Skischuhen. Im Skianzug. Mit Thermowäsche drunter. Und den dicken Handschuhen. Ich kann von Glück reden, wenn ich noch schnell genug alles ausziehen kann, bevor es zu spät ist, und mit den Skischuhen beim Gang auf die öffentliche Toilette in irgend einem überfüllten Bergrestaurant nicht die Treppe runterfalle.
Deshalb: Skifahren einmal alle Schaltjahre. Reicht. 
 
Ja, und eben jetzt die Totalkatastrophe: Winter UND Corona!!! Doppelt eingesperrt!! Oder soll ich etwa mit meinem Take away-Kafi am See sitzen und auf dem Bänkli festfrieren? Spazieren gehen draussen, im Schnee, im Matsch, im Eis?? Sagt mir jetzt nicht, das sei schön: Ich habe es ausprobiert, grad heute in der Mittagspause.
Meine Hände froren an meinem verdammten Sandwich fest!! 
Also: Danke, aber danke NEIN!
 
Von dem her hat Winter für mich nichts Gutes. In der Pandemie noch viel weniger. Von mir aus könnte immer Sommer sein.  
Und Prä-Corona. Oder Post-.


Donnerstag, 28. Januar 2021

132 Schön wie Oma

Ich habe neulich diesen SRF Dok geschaut über das perfekte Gesicht. Es ging um Frauen, die sich Schönheitseingriffen unterziehen, weil sie nicht mehr zufrieden sind mit ihrem Aussehen. (Männer machen das auch, im Fall, aber das war offenbar nicht das Thema)

Nun, ich bin ja jetzt langsam in einem Alter, in welchem man sich im Spiegel anschaut und denkt: "Joah, isch au scho besser gsi!"
Grad letzte Woche stand ich zusammen mit einer Freundin vor dem Wohnzimmerspiegel, und wir übertrafen uns gegenseitig mit Beschwerden:
"Lueg, es lamped doch eifach!"
"Und mini Huut isch so gschägget!"
"Immer trochener isch sie au!"
"Die Linie da, die stört mi am meischte!"
"EI Linie? Ich ha ganz vill!"
"Und das sind im Fall kei Püggel. Das sind Fläcke. Die gönd nüme weg!" 
"I dä Haar han ich die im Fall au!"
 
Und dann überlegt man sich schon: Was könnte man denn optimieren und wie?
 
Das Gesicht ist kein hässlicher Pulli
Die erste Reaktion (und ich bin sicher, dass ich mit der nicht alleine bin): Ach komm, sowas machst du doch nicht, das ist so oberflächlich, das ist Tussi-Zeug, du bist doch viel mehr als dein Äusseres!
Und dann kommt die zweite: Ist eh viel zu teuer! Mit dem Geld könntest du was viel Geileres machen!

Aber Fakt ist einfach: Dein Äusseres ist das, was dich ein Leben lang begleitet. Das du nicht einfach abstreifen kannst wie einen hässlichen Pulli. Und  an dem dich andere Leute erkennen. 
Das Äussere ist also schon was Sauwichtiges, auch wenn dich noch ganz viele andere Sachen zu dem Menschen machen, der du bist.
 
Das Leben hinterlässt Spuren, auch im Inneren. Aber dort sieht sie halt keine und keiner. Auf deinem Körper allerdings schon. 
Die eine Protagonistin im Dok hat das schön auf den Punkt gefasst: Es habe eine Zeit gegeben, in der sie sehr viel geweint habe, und das sehe man ihren Augen jetzt an. Nun sei diese Zeit aber lange vorbei, und sie wolle nicht, dass ihr Gesicht immer noch davon zeuge.

Kenne ich nur zu gut.
 

Auch ich sehe im Spiegelbild vor allem meine Vergangenheit. Gut, ist ja auch klar, ich sehe halt einfach meine fast 43 Jahre. Aber ich sehe auch, was ich in dieser Zeit alles mitgemacht, erlebt, überlebt, verschmerzt, erlitten und erduldet habe. Und ich finde das auch nicht so gut, denn Fakt ist: Ich fühle mich eigentlich immer noch wie 25. 
Wirklich jetzt. Mir tut nichts weh, müde war ich eh schon immer, Alk habe ich noch nie vertragen, meine sportlichen Leistungen waren schon immer scheisse. Mein körperliches Befinden hat also nicht wirklich abgegeben, aber rein äusserlich sehe ich natürlich schon, dass ich eben keine 25 mehr bin. Dass mich das Leben geprägt hat. Und noch schlimmer: Ich sehe es im Gesicht. Sozusagen dem exponiertesten Teil meines Körpers.
Und ja, das nervt. 
Und ja, da finde ich es auch berechtigt, sich zu überlegen, ob es da nicht doch eine Möglichkeit gibt, etwas zu verändern, zu verbessern. Dass beim Blick im Spiegel Erscheinung und Befinden wieder zusammenpassen.  

Leider bin ich nicht wie Oma
Und ich spreche jetzt nicht davon, dass ich es befürworte, wenn sich jemand überlegt: Ich will jetzt halt unbedingt die Nase von Kim Kardashian oder die Lippen von Angelina Jolie. Lieber die Körbchengrösse C als B. Ein Füdli wie diese Sport-Influencerinnen auf Instagram. Oder lieber asiatische Augen als kaukasische.
Das ist in meinen Augen Quatsch, hier denke ich wirklich: Ich bin ich, du bist du - und es wäre saulangweilig wenn alle ich oder du wären!
Nein, ich spreche wirlich nicht davon, seinen Typ ändern oder ein Schönheitsideal nachahmen zu wollen.

Ich spreche davon, Dinge loszuwerden, die die Zeit einem ins Gesicht gezaubert hat und die einem wie Fremdkörper vorkommen. Es ist doch erleichternd, wenn man etwas loswird, das irgendwie nicht zu einem gehört. Ob es jetzt normal ist oder nicht.

Ich bewundere jede Frau und jeden Mann, der kein Problem mit dem Altern hat und jedes graue Härchen und Fältchen um den Mund einfach dankbar annimmt. Meine Grossmutter war so. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie sich einmal über das Älterwerden beschwert hätte. Und ich kann mich auch nicht erinnern, dass ich sie hässlich gefunden hätte mit ihren Falten und dem weissen Haar. Im Gegenteil. Und ich weiss noch, dass sie total stolz war auf ihre schöne Haut, mit über 90. Ihr Beautytipp? Einfach mit kaltem Wasser abreiben einmal täglich. That's it.
 
Oje, ich wünschte, ich wäre wie Oma. Aber leider bin ich eine eitle Tusse. Und drum kann ich die Frau mit den verweinten Augen im SRF Dok gut verstehen.
Und ich verstand ihr Glück nach dem Besuch beim plastischen Chirurgen: Sie sah wirklich gut aus, natürlich gut, einfach zufrieden und so, wie sie sich auch fühlte. 

Ach, das Alter ist eine Bitch!

Und ich bin froh, dass hier niemand weiss, wie ich aussehe. Und was ich vielleicht schon hab machen lassen - HAHAAAA!!!!