Montag, 26. Oktober 2020

128 I’m a survivor

Ich melde mich zurück aus der Isolation.

Jupp, richtig gelesen: Corona hat mich erwischt. Shit is reeeeaaallll!!!

Wird’s noch schlimmer? 
Gut, damit komme ich jetzt mittlerweile auch nicht mehr ins Fernsehen, bei rund 7000 Neuansteckungen täglich.
Aber immerhin in meinem Umfeld war ich die erste. Und damit der Star.
„Scheisse, und du häsch würkli kei Fieber?“
„Wird’s nöd schlimmer? Spürsch nüt?“
„Muesch jetzt in Spital?“
„Aber woher häsch du dänn das??“
„Wird’s würkli nöd schlimmer?“
„Schmöcksch no öppis?“
„Dörfsch nöd mal go poschte? Ui, und där Abfall, was machsch dänn mit em Abfall, de mues doch mal use…??!!“
„Was, nur so bitzli Halschratze und chli Pfnüsel? Scheisse, ich han im Fall letscht Wuche mal müese hueschte. Und ich bin so müed gsi. Shit, ich gang im Fall eifach au go teschte!!“
„Bisch ganz sicher, dass es nöd schlimmer wird?“
„Oh Gott, du bisch würkli di erscht, won ich känne! Das Corona git’s also würklich!“

Ja, offenbar. Und eben, ich hatte tatsächlich glücklicherweise nur ganz leichte Symptome. Ein bisschen erkältet. Keinen Husten. Müde. Eine Nacht mal kurz Fieber. Bei der Sache mit dem Geschmacks- und Geruchssinn bin ich mir nicht ganz sicher. So einen Tag lang hatte ich wirklich das Gefühl, das Mittagessen sei so komisch fad. Total alarmiert kaufte ich mir dann Schokolade, Salzbrezen, Zitronen und Ingwer und stopfte alles nacheinander in mich hinein. Schmecke ich jetzt die Schoggi wirklich oder nur die Süsse des Zuckers? Ist der Ingwer einfach nur scharf oder hat der nicht auch noch so einen signifikanten Eigengeschmack?

Isolation ist langweilig 
Ich kam irgendwie zu keinem Schluss Schluss.
Aber ja, der Verdacht war da, und der Test (dieser Stengel in der Nase ist übrigens fast so unangenehm wie der jeweils unten bei der Gynäkologin) bestätigte ihn.
Ich bin positiv.
Nicht unbedingt in meiner Denkweise, aber Covid-technisch.
Also sofort nach Hause und mich einschliessen. Der Kanton meldete sich auch schon am nächsten Tag per SMS und Mail mit Anweisungen für die Isolation, dem Code für die Corona-App und der Bitte, mir sämtliche Personen anzugeben, mit denen ich ungeschützt Kontakt hatte. Und das ist jetzt mal nicht im sexuellen Sinn gemeint, sondern im viralen. Wer befand sich länger als 15min mit weniger als 1,5 Meter Abstand und ohne Maske neben mir in den vergangenen zwei Wochen? Nachdem ich das alles geschrieben hatte, kam dann noch ein Anruf von derselben Stelle und ich musste das Ganze nochmal mündlich wiederholen. 
Von wegen, das Contract Tracing sei überlastet, hab ich jetzt in meinem Fall nicht so gespürt, zum Glück.
 

Und dann kam das lange Warten. 10 Tage die Wohnung nicht verlassen. Homeoffice. Das erste Mal Le Shop bestellt (könnte ich mich noch daran gewöhnen, aber liebe Migros: Meinen einzelnen Käse in einem RIIIIIEEESSSIGEN Plastiksack zu liefern finde ich nicht so nachhaltig. Andere wahrscheinlich auch nicht. Nur so als Tipp). Ein bisschen Training auf der Yoga-Matte, weil ich langsam einrostete. 490342mal gelüftet, weil die Luft in einer Wohnung einfach ziemlich schnell trocken wird (und darauf auch die Haut). Viel Musik gehört (und George Michael wiederentdeckt). Netflix. Ich hab sogar jeden Tag gekocht! Geputzt! Gewaschen!! Corona hat mich zu einer richtigen Hausfrau gemacht. 

Ich bin schuld 
Am schlimmsten aber war das schlechte Gewissen. Denn ich hatte jemanden angesteckt. Pretty obvious, man musste nur 1 und 1 zusammenzählen. Und die Person hatte leider um einiges heftigere Symptome. Zwei Wochen lang Fieber. Schweissausbrüche. Kopf- und Gliederschmerzen. Husten. Null Geschmack, null Geruch, null Energie.
Schöner Scheiss.
Deshalb ist das mit den Masken und dem Abstand und dem Händewaschen glaub’s doch nicht so verkehrt, liebe Aluhüte. Denn wenn man’s selber kriegt, ist das das Eine. Aber Corona anderen weitergeben das andere. Könnte schiefgehen.

Woher ich es habe: Keine Ahnung. Ich bin die zwei Wochen vor Symptombeginn immer und immer wieder durchgegangen – ohne Erfolg. Aber ich weiss jeweils ja auch nie, wo ich mich bei einer Erkältung angesteckt habe oder so. Oder welche Mücke es war, damals, als ich mit Dengue in einem kambodschanischen Spital vor mich hindarbte (ist das eigentlich überhaupt ein richtiges Wort?).

Anyway: I’m a survivor. Ich habe Dengue, Covid, Grippe, die wilden Blatern und x Nierenbeckenentzündungen überlebt. Aber andere haben dieses Glück halt nicht.

Drum: Besser schützen und nicht nur Rummaulen! Ist wie mit dem Telefonieren während dem Autofahren: 15mal passiert nichts, aber beim 16. Mal baut man einen Unfall und die Person im anderen Wagen stirbt.

Bleibt gesund!

Freitag, 9. Oktober 2020

127 Dini Muetter und selbstbestimung

Habt ihr mich vermisst?
Ich war in den Ferien, sorry. Und ich konnte die sogar noch ohne Masken im Freien und Quarantänepflicht geniessen. Gerade noch rechtzeitig.
 
Das heisst also, ich bin total tiefenentspannt jetzt. Nichts kann mich so leicht aus der Ruhe bringen. 
 
Halt, Korrektur: Ich WAR entspannt und bis vor Kurzem konnte mich nichts aus der Ruhe bringen. 
 
Bis zur jüngsten Medienkonferenz des Bundes.
Ich kucke die nämlich immer live auf Facebook. Nicht am Fernsehen, nicht über srf.ch, nein: NUR auf Facebook. Aus einem einzigen Grund: Ich will die Kommentare nicht verpassen, die die Userinnen und User fleissig raushauen, während die Konferenz läuft.
Und Leute, jetzt mal ganz ehrlich: Diese Kommentare lassen meinen Glauben an die Menschheit noch komplett sterben.

Das Mami wird auch noch beleidigt
Es fängt jeweils schon an, bevor die BAG- und Bundesratsmitglieder richtig am Tisch sitzen.
"Hallo!"
"Hello!"
"Ich bin auch da."
"Hoi" 
Yep, drum heisst es ja auch KOMMENTARspalte, oder? Weil es ja offenbar ein Whatsapp-Chat ist mit der gesamten Schweiz - Leute, um Himmels Willen, niemand kennt euch hier, ihr müsst eure Anwesenheit nicht erst ankündigen wie in einem Zoom-Meeting mit der Chefetage!!
 
Also schon mal Augenverdrehen ganz am Anfang.
Und dann geht es auch schon richtig los, die Konferenz-Teilnehmenden (Gender!) haben noch keine zwei Sätze gesagt.
"Hört mal auf mit diesem Theater!"
Aha, wir lauschen hier also einer kulturellen Darbietung und keiner offiziellen Stellungnahme des Bundes - dünkt mich aber ein recht eintöniges Stück, muss ich sagen.
 
"Der BAG sel au en Test mache aber ned wegen Corona sonder wägem IQ der wird negativ verlaufe" 
Ja, mein Lieber - deiner leider auch.
 
"Höret endlich uf lüge!"
Der Bund lügt uns an? Wer weiss dann aber die Wahrheit? Du etwa?

"Rot blau orange, sind wir im Kindergarten?"
Der User spricht auf die Corona-Plakate des BAG an, die regelmässig upgedatet werden und eine neue Farbe erhalten. Er empfindet das offenbar als kindisch. Oder Farben sind einfach doof. Ich komm nicht draus. Ich habe aber auch das Gefühl, das Farben zur Zeit nicht das wesentliche Problem der Schweiz sind.

"Wann ist das endlich vorbei mit diesem Covid?"
Richtig philosophisch. Die Frage aller Fragen. Wer wüsste das nicht gerne? Ich denke aber nicht, dass der Bund darauf eine Antwort weiss. Oder was hat die Fragenstellerin genau erwartet? "Am 17. März 2021 wird das letzte Virus auf dieser Welt verschwunden sein, das haben wir so eingerichtet" oder was?
 
Und dann kommt der Zeitpunkt, an welchem die Userinnen und User nicht nur auf die VertreterInnen des Bundes, sondern langsam auch gegenseitig auf sich losgehen:
"Dini Muetter glaubt au an de Osterhaas und suecht Eier zum lecke"
"Haha blockt nur mini Komentär ihr wüssed, das ich recht han!"
Nun, ICH weiss, dass die halbe Schweiz hier mitliest. Nur mal so als Input.
 
Grammatik für alle
Mich juckt's auch langsam in den Fingern, nur mit Mühe kann ich mich zurückhalten, nicht auch noch selber in die Tasten zu hauen, denn es wird immer besser:
"Ist das BAG übrigens eine reine Frauengruppe?"
Ja-haaa, klar, da jetzt gerade vier Frauen vor der Kamera sitzen, bedeutet das natürlich, dass das gesamte Bundesamt weiblich ist. Alle 600 Stellen dort sind von Frauen besetzt.
Zusätzlich spielt das Geschlecht des BAG überhaupt eine riesige Rolle in dieser ganzen Corona-Problematik. Da hat jemand den Durchblick und beschränkt sich auf das Wesentliche, gratuliere!!
 
"Wir wolen selbstbestimung keine Maskendiktatur!"
Und ich will: GRAMMATIK FÜR ALLE!!
Ich weiss nicht genau, ob das jeder und jede verstanden hat, aber tatsächlich können alle Menschen, die in irgendeinem staatlichen Gefüge leben, nicht komplett selbstbestimmt durch den Tag gehen. Es gelten nunmal auch Regeln im Leben, die man nicht selber erlassen hat, zum Beispiel, dass man erst ein Ticket kaufen muss, bevor man in einen Bus steigt. Oder dass es ohne Job keinen Lohn gibt. Hat keiner von uns erfunden, nein, ist aber trotzdem so.
Und jetzt gilt halt zusätzlich auch noch die Maskenpflicht. Die scheisst tüchtig an, mich auch, und ich bin wie die meisten von euch keine Virologin und kann den Nutzen der Maske weder beweisen noch beziffern. Aber ich weiss, dass ich nicht sterben werde, wenn ich ein paar Monate oder vielleicht sogar Jahre eine Maske tragen muss. Auch wenn ich Pickel kriege, meinen Atem nicht mehr riechen kann und mir sofort die Augen tränen, wenn ich mir unter der Maske einen Menthol-Kaugummi in den Mund stecke (schon mal ausprobiert?). Dass ich meine Masken auch ständig verlege und wegen der Pflicht auf meinen heissgeliebten Lippenstift verzichten muss, davon fange ich erst gar nicht an. Ja, Masken NERVEN, ich werde noch viel darüber fluchen und heulen - aber es gibt echt grössere Probleme auf dieser Welt!! Also einfach anziehen und Klappe halten. 
 
"Warum nehmt ihr die Kanaren nicht von der Liste?"
Weil es dort Corona hat. Wie fast überall.  


"Liebes SRF, kann man die Kommentarfunktion nicht ausschalten? Die meisten Beiträge hier sind unnötig und tragen nicht zu einer konstruktiven Diskussion bei."
Oh mein Gott, liebe Userin, ich könnte es nicht besser sagen - und auch nicht grammatikalisch korrekter! Ein bisschen kommt mein Glaube an die Menschheit zurück. Virtuelles Bussi für dich!
Aber die Kommentare sperren? Lieber nicht! Worüber soll ich mich dann sonst künftig noch so schön aufregen? Dann müsste ich mich ja tatsächlich noch auf das Gesagte an der Medienkonferenz konzentrieren und ZUHÖREN - Skandal!

Michael Wendler ist an allem schuld
"Was soll's? Der Wendler hat eh gesagt, wir müssen alle sterben! :-)"
Und der war jetzt mal richtig gut, drum macht er hier auch den Abschluss! :-)
 
Wir werden in dieser Pandemie wohl noch so einige Medienkonferenzen des BAG und des Bundesrats miterleben, und auf Facebook ist das für mich immer ein richtiger Nervenkrieg. 
Ich finde es toll, kann man hierzulande so easy und unbescholten seine Meinung kundtun, und es ist auch wichtig, kritisch zu sein und Dinge zu hinterfragen - aber ich finde es auch erschreckend, wieviel Ignoranz (inhaltlich und grammatikalisch) und Respektlosigkeit sich in den Kommentarspalten offenbaren. 
Spricht nicht so für uns. 

Und macht die Nach-Ferien-Entspanntheit wieder kaputt.

Bleibt gesund!

Donnerstag, 10. September 2020

126 Das andere Virus

So, Leute, jetzt lasst uns mal über ein anderes Virus sprechen, nicht immer über dieses Corona! Ich kenne da nämlich eines, das wahrscheinlich noch viel verbreiteter ist als Covid-19:

Es handelt sich um ein Angst-Virus. Es löst eine abstruse Panik vor Nähe und Bindung aus, die sich so mit Anfang, Mitte 30 langsam anschleicht und dann mit steigendem Alter immer grösser wird.
Vielleicht ist man irgendwann auch wieder immun, aber mit Anfang 40 jedenfalls noch nicht. Und ich kann ja nur vor meinem Alter sprechen.
 
Wie schlimm kann es denn sein?
Und ich kann auch sagen, dass ICH nicht wirklich an dieser Angst leide, sprich, offenbar noch nicht infiziert bin. Aber sehr viele Leute, die mir über den Weg laufen, eben schon. Und das hat nunmal auch grosse Auswirkungen auf mein Leben, denn es macht es verdammt schwierig, soziale Beziehungen aufzubauen. Kaum ist jemand da - ist er auch schon wieder weg. Aus unerfindlichen Gründen. Oft auch, ohne das vorher anzukündigen. Einfach aus einer diffusen Angst heraus, es könnte mit mir in der Nähe wohl etwas ganz Schreckliches passieren.

Oder wie genau soll ich dieses Verhalten sonst deuten?
Es muss ja wirklich grauenhaft sein, mich im Leben zu haben, mit mir Zeit zu verbringen, scheint eine einzige Tortur zu sein. 
Das jedenfalls wäre für mich der allereinzige Grund, um mit jemandem den Kontakt abzubrechen, den oder die ich noch kaum kenne. 
Das mag ja schon mal passieren, dass man jemanden trifft, und es geigt überhaupt nicht. Vielleicht findet man sich sogar ausgesprochen scheisse. Ja, dann verabschiedet man sich halt (oder auch nicht) und sieht sich nicht wieder. Aber wenn man zusammen eigentlich eine wirklich coole Zeit hat und die andere Person das genau so sieht (sagt sie jedenfalls), dann gibt es doch rein rational betrachtet keinen Anlass, diese coole Zeit nicht auch künftig miteinander zu verbringen, sondern sie von heute auf morgen einfach abzubrechen. Auf Nimmerwiedersehen.
 
 
Lieber Ghosten oder Lügen?
Passiert aber, und nicht wenig. Und nicht nur mir, wenn ich mich so umhöre. Und auch nicht nur Weibchen, sondern auch Männchen und wahrscheinlich auch Intersexuellen, etc. 
Es ist ein Zeichen unserer Zeit, sagt die Expertenzunft, die sich um solche sozialen Phänomene kümmert. Weil unsere Welt jetzt immer digitaler werde. Leuchtet ja auch irgendwie ein, ich meine, wenn einem der Freund nicht mehr passt, kann man ja im Internet einfach einen neuen suchen. Einen besseren. Und danach noch einen besseren. 
Die Freundinnen nerven? Dann pflegt man seine Kontakte halt nur noch virtuell, dafür gibt's ja social media und Computer Games. Und denn Freundinnen aus Fleisch und Blut muss ich auch nicht mehr erst ausdrücklich die Freundschaft kündigen - ich ghoste sie einfach: Messages nicht mehr beantworten, Anrufe nicht mehr annehmen, so tun, als kenne ich sie nicht.
Wer noch ein Fünkchen Respekt und Anstand besitzt und dem das Ghosten deshalb ein schlechtes Gewissen bereitet, der kann auch einfach lügen. 
"Ich würde dich eigentlich voll gerne wiedersehen, aber ich bin gerade auf Geschäftsreise in Schweden (geschrieben vom heimischen Sofa aus)".
"Ich muss jetzt ganz dringend lernen, ich melde mich nach der Prüfung! (ward nie mehr gesehen)".
Das klingt nach Sätzen aus sehr schlechten Groschenromanen, die man am Kiosk kaufen kann, aber sicher nicht in der Buchhandlung. Ist aber leider alles schon genau so passiert.
Zum Beispiel mir.

Fassen wir also zusammen: Kontakt abbrechen, Bezugspersonen, Liebschaften und Freundeskreise wechseln, ist heute dank Apps, Smartphones und Co. viel einfacher als früher, als man noch Briefe schreiben, in Vereine gehen oder tatsächlich mit den Leuten face to face reden musste.
Eine Psychiaterin hat es mir mal sehr gut erklärt: Dank des Handys lernen wir nicht mehr, Frustration auszuhalten und damit umzugehen. Wenn uns etwas frustet, dann zücken wir einfach den kleinen Computer und hauen unsere negativen Gefühle raus. Indem wir jemanden über Whatsapp zusammenscheissen oder ihn einfach aus unserer Kontaktliste löschen, indem wir im Netz nach neuem Glück suchen. Das bedeutet, dass wir nichts mehr eine Chance geben, das uns nicht absolut perfekt erscheint.
 
Mit dem Resultat, dass wir uns in der REALEN Welt immer weniger zurecht finden.

Das Leben ist halt Risiko!
Natürlich kann ich nicht für alle Menschen sprechen, die sich auf dem Globus tummeln, nein. Ich habe mir auch schon überlegt, ob diese Bindungsangst vielleicht etwas ethnisch-kulturelles ist. Wäre noch interessant herauszufinden, ob die Menschen etwa in Afrika genau so beziehungsscheu sind wie in Mitteleuropa. Allerdings haben Bekannte in Kolumbien, Thailand oder Österreich ähnliche Dinge erlebt wie ich, was in mir die Befürchtung weckt, dass das Angst-Virus ähnlich wie Covid-19 orts- und klimaunabhängig ist.... 
Sich auf andere Menschen einzulassen, auch wenn man die eigentlich mag, scheint für viele zu einem unüberwindbaren Hindernis geworden zu sein. 
Und ich rede jetzt nicht davon, eine Ehe einzugehen. Dass man da vielleicht kalte Füsse kriegt, weil man lebenslange Treue und Liebe schwören muss, kann ich ja noch irgendwie nachvollziehen. Ansonsten denke ich da eher pragmatisch: Jede Art von Bindung, sei es eine Partnerschaft, eine Freundschaft oder eine Geschäftsbeziehung, kann man ja auch wieder auflösen, wenn es wirklich nicht mehr passt. Das mag mit viel Schmerzen und Mühen verbunden sein, aber aus Angst vor diesen sich einfach gar nicht mehr auf andere Menschen einzulassen, finde ich jetzt auch nicht die Lösung. Und ehrlich gesagt auch furchtbar langweilig. Und feige. Sehr feige.
Das Leben ist Risiko, sonst kann ich mich ja gleich unter den Zug legen.  
 
Ein bisschen Wertschätzung wäre schön
Vor was hat man denn genau Angst, wenn man an diesem Virus leidet? 
Vor Verpflichtung? Wie gesagt, nichts ist für immer. 
Vor Einschränkung? Ja gut, wenn man sich eine Woche nach Kennenlernen schon eingeschränkt fühlt, dann stimmt wirklich etwas nicht. Das bezweifle ich aber. 
Vor Enttäuschung? Haha!
Wenn man nicht mehr 20 ist, ist der Erfahrungs-Rucksack auf dem eigenen Rücken halt schon prall voll gefüllt. Und glaubt mir: Jupp, ich habe auch schon so einiges, wirklich EXTREM ABGEFUCKTES erlebt, was mir Mitmenschen angetan haben. Auf der anderen Seite war ich zu gewissen Personen sicher auch ein richtig mieses Arschloch. 
Dass wir alle Vergangenes nicht noch einmal durchmachen wollen, ist mir auch klar. Gewisse Dinge gilt es zu vermeiden, wenn man sie früh genug wahrnimmt. 
Aber wenn doch eigentlich alles gut und friedlich ist, dann gibt es keinen Grund, das einfach so in den Sand zu setzen.
Meine Meinung. Hat für mich auch mit Wertschätzung zu tun. Und Dankbarkeit für alles Gute, was einem passiert.
 
Vielleicht kommt er ja bald, der Impfstoff gegen Covid-19. 
Ob Putin allerdings auch etwas gegen dieses andere Virus findet, bezweifle ich. Obwohl er das sicher behaupten würde. Trump auch. 
Also werden wir noch viel länger einsam bleiben, als dass wir Masken tragen müssen.