Sonntag, 15. März 2020

118 Spice up your quarantaine!

Nein, ihr liegt falsch: Das hier ist kein Post über Corona!

Wäre natürlich naheliegend in times like these, aber davon findet ihr sonst schon genug im world wide web, ich halte mich lieber noch zurück.
Was nicht bedeutet, dass mich diese Epidemie nicht auch trifft. Hart sogar. Ich darf für lange Zeit meine totkranke Mutter nicht mehr besuchen. Und einige Pläne begraben.
Gott, wenigstens durfte ich das letzte Konzert im Hallenstadion noch miterleben, Deichkind, sehr sehr geil!!

Aber lassen wir das.

Ich wollte heute eigentlich über Nacktheit reden - und auch wenn das auf den ersten Blick etwas seltsam klingt, wo die Medien doch sonst wegen dem Coronavirus gerade Amok laufen: Nein nein, diese beiden Themen liegen gar nicht so weit auseinander.
Jedenfalls sind wir wegen der Massnahmen des Bundes ja quasi unter Quarantäne, will heissen, wir verbringen alle wohl gerade mehr Zeit zu Hause als üblich.

Und hier setze ich an: Ich liebe es, zu Hause nackt zu sein.

Tatsächlich mache ich fast alles nackt: Schlafen. Aufräumen. Kochen. Geschirr spülen. TV kucken (im Sommer jedenfalls, wenn's genug warm ist). Pflanzen giessen. Duschen sowieso.
Mit sehr wenig Klamotten an liege ich auch gerne mal auf dem Balkon. Oder hole die Post. Oder geh in den Keller.



Und warum das? Because I can!
Das sind meine verdammten vier Wände und hier muss ich mich doch vor niemandem verstecken (vor allem, wenn die meiste Zeit eh niemand anderes zu Hause ist)! In meiner Wohnung werden sämtliche gesellschaftlichen Normen ausgeschaltet, sobald man die schnauzförmige Fussmatte vor der Türe übertreten hat.
Was draussen gilt, gilt drinnen nicht.
So.

Ich bin allerdings nicht so sicher, dass meine Nachbarn davon genau so begeistert sind wie ich. Oder ein ähnlich ungezwungenes Verhältnis zu ihren Körpern pflegen wie ich.
Jedenfalls hat sich die Zahl der Vorhänge in den Gebäuden rund um mich herum seit meinem Einzug erhöht.
Das ist mir natürlich aufgefallen.
Denn zugegeben: Erst die Rollläden zu ziehen oder das Licht auszumachen, wenn ich nackt ein Zimmer mit Fenster betrete, kommt mir eigentlich fast nie in den Sinn. Oder zu spät.
Ich find' s auch gar nicht so schlimm, wenn meine Nachbarinnen und Nachbarn mal etwas mehr von mir sehen als nur das blutte Gesicht. Andersrum würde mich das auch bei ihnen nicht stören.
Ich meine, versteht mich nicht falsch: Ich SUCHE das nicht, ich mache das nicht extra und präsentiere mich absichtlich vor dem Fenster oder so, sowas geilt mich nicht auf. Es interessiert mich nur einfach nicht, wenn jemand nackt ist. Nicht in diesem Kontext jedenfalls. Wenn er in meinem Bett liegt, dann schon eher.

Aber Fakt ist doch einfach: Wir haben alle einen Körper, der in seinem natürlichen Zustand nicht von Kleidern umhüllt ist. Und im Schwimmbad hab ich auch schon mal die eine oder den anderen aus dem Quartier getroffen. Dort trägt man ja auch nicht gerade einen Skianzug.
Warum soll ein Schwimmbad mehr Nacktheit erlauben als eine Privatwohnung?

Nacktsein zu Hause bedeutet für mich Freiheit. Ansonsten finde ich Kleider aber sehr toll. Wissen alle, die mich kennen - ich habe eine Menge davon und bin sehr stylebewusst.
Aber ich muss nicht meine schönsten Hosen tragen, wenn ich zu Hause den Kühlschrank ausräume. Oder mir Kaffee koche.
Ok, wenn ich den Kaffee für JEMANDEN koche, dann ziehe ich was an. Meistens. Sonst könnte das Ganze etwas seltsam rüberkommen.

Auf den Kontext kommt es eben an, auch bei der Nacktheit.

Jedenfalls bin ich mir mehr als sicher, dass mich einige Nachbarn bereits nackt gesehen haben. Unbeabsichtigt. Meine Theorie mit "Aber die Sonne verursacht eh ein Spiegeln in den Fensterscheiben, die können mich gar nicht erkennen" ging mindestens damals nicht auf, als ein paar Freunde auf dem Balkon gegenüber gerade eine Grillparty schmissen. Ich merkte das, als sich plötzlich etwa 10 aufgerissene Augenpaare auf mich richteten.
Das fand ich dann doch etwas creepy, solche Situationen versuche ich seither zu vermeiden.

Obwohl ich dem Typen am Grill etwas voraushabe: Ich sehe nämlich von meinem Schlafzimmer aus in seine Stube, direkt auf seinen TV-Bildschirm. Und ja, er hat eine Vorliebe für Pornos, die er dann auch gleich noch synchron nachahmt. Nackt. If you know what I mean.
War sicherlich auch keine Absicht, denn er sah mich nicht, wie ich auf seinen durchtrainierten Hintern starrte (ich schwöre, nur 3 Sekunden, solche Szenen verstören sogar mich!), aber irgendwie sind wir so jetzt wieder quitt.

Also: Der Coronavirus verbannt uns quasi in unsere Häuser. Das ist zum einen ziemlich nervig, zum anderen ist es auch befreiend, mal nicht im Deux-Pièces oder im Anzug ins Büro zu müssen. Und wer überprüft schon, ob ihr nackt oder im Einhornkostüm zu Hause vor dem PC sitzt.

Spice up your Homeoffice!
Aber Vorhänge nicht vergessen... 

Mittwoch, 12. Februar 2020

117 Links, ganz klar links!

Ich bin ja wirklich froh, dass ich trotz meines hohen Alters und meiner viiiieeeeeellleeen Schicksalsschläge, die mich gezeichnet haben, offenbar immer noch attraktiv wirke auf das andere Geschlecht.
Natürlich freut es mich auch, wenn das gleiche Geschlecht mich attraktiv findet. Oder sonst irgend eines. Fakt ist aber: Ich selber fühle mich nur zum anderen Geschlecht hingezogen, sehr leider. Deshalb freut mich Aufmerksamkeit von diesem noch ein bisschen mehr.

Jedenfalls sitze ich neulich im Zug, so ganz allein in einem Abteil, und ein Vertreter des anderen Geschlechts vom Abteil schräg gegenüber erhebt sich plötzlich von seinem Sitz und beugt sich zu mir rüber.

Er: "Entschuldige, aber darf ich dich etwas fragen?"
Ich (schon halb wissend, was jetzt kommt): "Ja, sicher."
Er: "Also, wenn du mein Profil auf Tinder sehen würdest, würdest du mich dann nach links oder rechts swipen?"
Ich lache kurz auf. "Das sage ich dir nicht!"
Die ehrliche Antwort wäre gewesen: links. Wirklich gar nicht mein Typ, sorry. Trotz des einigermassen innovativen Anmachspruchs. Jupp, Aufmerksamkeit freut, ist leider aber nicht immer gegenseitig.

An dieser Stelle ein kurzer Einschub für alle Mitlesenden, die Tinder nicht kennen (gibt's das mittlerweile überhaupt noch??): Das ist eine Dating-App auf dem Handy. Es werden einem Profile von potenziellen (Sex)Partnern vorgeschlagen und dann hat man die Wahl: Ein Profil nach links wischen bedeutet: Nein, danke! Nach rechts: Jupp, I like.

Jedenfalls wollte ich mir mit meiner diplomatischen Antwort Diskussionen ersparen und schön in Ruhe meinen Cat Content auf Instagram weiterglotzen auf dem Handy - tja, aber Pech gehabt....


Denn jetzt holt der Typ erst richtig aus: "Ach, das sagst du mir nicht. Naja, ich denke, du hättest mich wahrscheinlich nach links geswiped. Das ist schon ok. Ich hätte dich aber nach rechts gewischt. Ich finde dich sehr interessant. Aber es ist ja so, dass dieses Online-Zeugs sowieso total oberflächlich ist, man sieht Fotos, aber weiss ja nicht, wie der Mensch da drauf wirklich ist. Und überhaupt haben die Menschen ja gar keine Lust mehr, Beziehungen einzugehen. Die wollen gar nicht."
Ich: "Ja, da geb i..."
Er: "Weisst du, meine Freundin (ahaaaaaa, er ist vergeben, würde mich auf Tinder aber rechts swipen!!) und ich, wir streiten auch ganz schön viel. Das muss man einfach sagen, ja. Neulich waren wir Skifahren, und da hat sie sich aufgeregt, dass wir im selben Ort Skifahren gingen wie meine Ex mit den Kindern. Ich habe zwei Kinder, weisst du? Aber das ist doch überhaupt kein Problem! Ich verstehe meine Freundin nicht, wir müssen ja nicht zusammen mit meiner Ex auf die Piste, oder?"
Ich: "Und wieso gehst du nicht mit deinen Ki...?"
Er: "Die Berge sind ja gross genug, da kann man sich ausweichen. Oder wenn ich abends mit Freunden weggehen will, das findet meine Freundin auch nicht so gut. Sie sagt dann immer: 'Gehst du wieder andere Frauen anschauen, bin ich dir nicht gut genug?!'. Dabei gehe ich wirklich nur in den Ausgang mit meinen Kumpels, ein paar Bier trinken und so. Ja, klar, manchmal werden wir auch mal von Frauen angelabert, aber das ist doch normal, das macht doch nichts. Naja, bis jetzt haben wir uns noch nach jedem Streit wieder vertragen, meine Freundin und ich. Immerhin. Mit meiner Ex bin ich auch total cool, aber meine Freundin kann sie nicht ausstehen. Das verstehe ich nicht, aber ja nu."
Ich: "Tja..."
Er: "Jedenfalls ist das schon schwierig mit diesen Beziehungen, jaja. Aber Hauptsache ist doch, dass man wirklich will und füreinander kämpft und sich nicht nur auf Äusserlichkeiten versteift. Weisst du, du hättest mich auf Tinder vielleicht weggewischt, aber wenn wir uns kennengelernt hätten, hättest du vielleicht gefunden: 'Hey, der ist aber mega nett, das könnte schon noch passen (Nein!)'."
Ich lächle und denke: Nein!
Er: "'Dem sollte ich eine Chance geben'." 
Ich lächle verkrampft und denke: NEIN!
Er: "'Der ist auch nicht so oberflächlich wie andere, cool!'" 
Ich lächle noch verkrampfter und denke: DEFINITIV EINFACH NEIN!! 
Er: "Oh, hier ist Dübendorf, ich muss raus. Also, war schön, dich kennenzulernen... "
Ich nicke, lächle und denke: Ok, ich hab zwar kein Wort gesagt, hatte ja keine Chance, aber ja klar, jetzt kennst du mich voll...
Er: "... mach's gut, einen schönen Abend dir! Und denk an das, was ich dir gesagt habe, wenn du wieder auf Tinder bist!"
Ich: "Ok. Tschüss!"

Und wende mich wieder meinen Katzen auf Instagram zu. Und nein, nicht Tinder.

Warum wohl?

Trotzdem war das eines der harmloseren "Tinder-Dates", die ich in meinem Leben je hatte.
Wenn ihr mich mit extrem beschissenen Erfahrungen übertrumpfen wollt, dann freue ich mich über Post! :-)


Samstag, 18. Januar 2020

116 Happy New Year!

Welcome to 2020!

Sorry, ich war länger weg, denn ich musste erst noch das 2019 verdauen. Das neue Jahr scheint mir allerdings nicht viel besser zu werden. Sagt jedenfalls Madame Etoile auf Tele Tsüri. 

Ich wäre deshalb gerne eine Narzisstin. Da hätte ich keine Probleme. Sagen mir jedenfalls Facebook und Co. Bei Herr und Frau Narzisst scheint immer alles in bester Ordnung zu sein. Denen kann kein Horoskop was. 
Und Herr und Frau Narzisst haben über den Jahreswechsel ja immer Hochkonjunktur. Da beglücken sie uns ungewollt mit ganz tollen Vorsätzen, Lebenseinblicken und Weisheiten für alle. 
Weil mir selber der Hang zur grenzenlosen Selbstliebe aber irgendwie fehlt, habe ich mich für meinen ersten Post 2020 zu etwas ganz anderem entschieden: Zu einer Lästerrunde. Über Narzisstinnen und Narzissten

Hier, bitte, have fun: 

12 Gratis-Tipps für bessere Selbstdarstellung im World Wide Web 

1. Ferienfotos sind schön. Ich kucke sie mir gerne an. Wenn du aber auf Hawaii bist, würde ich auch gerne die Landschaft dort sehen. Nicht dein Gesicht. Dein Gesicht auf JEDEM! FUCKING! BILD! ! Warst du eigentlich wirklich auf Hawaii??

2. Wenn wir gleich beim Thema sind: Selfies. Du bist doch so wichtig und saubeliebt, hast du niemanden, der ein Foto von dir machen könnte?

3. "Blablabla fliegt von Tsüri nach Blablabla" - Super, du hast Geld für ein Flugticket. Und keine Angst vor Flugshaming. Müssen alle wissen, natürlich. Aber easy, bitte mach weiter mit diesen Posts, die Einbrecher danken es dir.

4. Nein, Bilder deines Outfits machen dich nicht automatisch zum Mode-Blogger. Und Geschmack und Stil lassen sich leider auch durch Likes nicht erzwingen...

5. Du wechselst deinen Job, und die gesamte Community muss es wissen. Ich übrigens nicht. Ausser du wirst mein neuer Chef. Dann würde ich es gerne über Facebook erfahren, weil dann könnte ich mich noch erschiessen, bevor du die neue Stelle antrittst.

6. Und überhaupt: Du bist nicht die einzige, die arbeitet. Und die mit ihrer Arbeit gaaaaaaanz viele Menschen beglückt. Wir sind ja alle unersetzlich - NOOOT!

7. Du und dein Schatzi sehen ganz toll aus zusammen. Gut, manchmal auch nicht, aber durch die Brille der Liebe sieht man ja alles verklärt, nicht? Jedenfalls: Viel Spass, wenn du dann nach der Trennung  sämtliche Päärli-Shots auf sämtlichen Kanälen entfernen musst.

8. Du kennst mega viele Cervelat-Promis, die mit dir für ein Foto posieren. Bedenke einfach: SIE  selber werden dieses Bild nicht posten. Du bist also nicht automatisch auch cool.

9. Und Freund*innen hast du auch, wow! Du musst wirklich etwas Besonderes sein!

10. "Spuren, die Spuren hinterlassen, nennt man Leben". "Du brauchst niemanden, der dich nicht braucht". Oder noch besser: "Engel kann man nicht sehen, aber man kann ihnen begegnen." - SERIOUSLY??? Na, dann kann ich mir die 180 Stutz pro Stunde beim Psychologen ja künftig sparen, danke!

11. Deine politische Meinung kannst du bitte an der Urne kundtun, nicht auf meiner Wall. Ok, ausser du bist eine Nazi. Dann bitte kundtun, dann kann ich dich löschen.

12. Ja. Wir alle essen. Du auch. Schön. 


So. Neues Jahr als Arschloch begonnen. Check.

Aber habt ihr gesehen? Ich hab wenigstens brav das Genderthema berücksichtigt und kein Geschlecht zu oft oder zu wenig angesprochen. Narzisst*innen kommen nämlich in allen Farben und Formen daher. 
Und man kann sie sehen UND ihnen auch begegnen.