Neulich habt mich jemand gefragt, ob ich eigentlich Vegetarierin sei, weil ich mich so als besseren Menschen fühlen könne.
Ähm - nope??
Und schon sind wir wieder bei meinem Lieblingsthema, dem Essen!
Tatsächlich ist es so, dass ich mich, seitdem ich 14 bin, vegetarisch ernähre - allerdings gab es in all den Jahren auch einige Unterbrüche, da bin ich ganz ehrlich: Mal ass ich phasenweise wieder etwas Fleisch, mal kein Fleisch, dafür Fisch und Meeresfrüchte (was ich übrigens eine total dämliche Bezeichnung finde, ich meine, Scampi und Muscheln wachsen ja schliesslich nicht an einem Strauch, das sind Tiere, also müsste es wohl eher "Meerestiere" heissen oder so). Aber so ca. seit 6 Jahren esse ich wirklich keinerlei Muskeln mehr, um das mal genau zu definieren.
Und ja, ich esse sie nicht, weil ich mit unserer Fleischindustrie nicht einverstanden bin. Dass Tiere irgendwo auf der Welt in Anhänger gequetscht und stundenlang irgendwo anders hin auf der Welt ins Schlachthaus gekarrt werden, wo viele dann schon tot ankommen, da zertrampelt oder zu Tode geprügelt. Dass man diejenigen, die die Tortur überlebt haben und vor Panik nur noch so zittern, in irgendeinen sterilen, gekachelten Raum schleift, um ihnen dann eine Kugel in den Kopf zu jagen oder die Kehle durchzuschneiden.
Und es gefällt mir auch nicht, dass man Küken auf einem Laufband aussortiert als wären sie faule Äpfel, und sie dann irgendwo in eine Mülltonne schmeisst.
Und ja, ich könnte auch kein Tier selber töten, da frag ich mich halt: Muss ich wirklich jemand anderes die Drecksarbeit machen lassen, um mir nachher eine saftige Wurst braten zu können, so im Stil: Ich seh's ja nicht, also ist es auch nicht so schlimm?
Für mich persönlich stimmt das nicht, also esse ich kein Fleisch.
That's it.
Aber nein, das macht mich nicht zu einem besseren Menschen. Denn Milch und Eier konsumiere ich ja, und ich trage Schuhe aus Leder. Wenn ich krank bin, nehme ich Medikamente, die wahrscheinlich irgendwann mal an Laborratten getestet wurden. Ich produziere Abfall, fliege oft im Flugzeug, dusche gern lange, kaufe zu viele Kleider, lüge manchmal, nehme keine Flüchtlinge auf, helfe alten Menschen nicht immer über die Strasse.
Nein, ich bin ganz sicher kein besserer Mensch.
Aber ich finde es schon interessant, wie viele immer gleich aufhorchen, wenn ich sage, ich sei Vegetarierin. Wie sie mir unterstellen, auf sie herabschauen zu wollen.
"Soso, Vegi. Aber Milch und Eier issisch ja, das bringt ja gar nüt! Wieso bisch nöd grad Veganerin?" - vielleicht WEIL ich eben so ein schlechter Mensch bin?
Oder jemand ganz Sonderbarer zu sein, auf den man lieber gaaaaaanz gut Acht gibt:
"Ah, du issisch kei Fleisch. Stört's di, wenn ich esse?" - wenn jemand nicht gerne Reis hat - würdest du darauf verzichten, vor ihm Risotto zu essen?
Oder krank - nicht nur im Kopf:
"Was, Vegi? Dir fehled sicher ganz vill Vitamin. Und Ise!" - nope, ganz super Blutwerte. Sorry!
"Du, stört's di, wenn mis Pouletflügeli uf em Grill näbed dim Quornburger lieht?" - nein, mich stört, dass es als Beilage nur Tomatensalat gibt - ich HASSE Tomatensalat!!!!!!! Gibt es etwas Langweiligeres??
"Kei Fleisch? Machsch das wäg dä Figur?" - ja, genau. Dann muss ich kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich jeweils eine Familienpackung Raffaello reinschaufle. Aufs Mal.
(oder so einen Sack Nüssli und Weinbeeren mit Schoggiüberzug, HMMMM!!!)
(ein Kübel Zitronensorbet ist auch super. Mit Schlagrahm!)
Von da her: Vegetarismus (Gott, dieses Wort - klingt irgendwie wie eine Hauterkrankung oder so!) macht mich nicht zu einem besseren Menschen.
Und nein, tatsächlich hab ich auch wirklich null Bock darauf, irgendjemanden mit meinem Essverhalten zu indoktrinieren. Was andere essen, geht mich nichts an - ausser bei Gänseleber und Hummer werde ich stinkesauer! Gänse zu stopfen, und Hummer ich weiss nicht wie lange zusammengebunden auf Eis liegen zu lassen, um sie danach bei lebendigem Leib in siedendes Wasser zu schmeissen ist für mich einfach noch der schlimmere Horrorfilm als das Schlachthaus!!
Aber ansonsten: En Guete!
Und ja, Quornburger finde ich wirklich sehr geil.
DIE WELT IST SCHLECHT, ODER EINE ZÜRI-TUSSI MITTE 40 GEHT MIT DEM LEBEN UM. Ein satirischer Blick auf den alltäglichen Wahnsinn und die Luxusprobleme eines Lebens in der coolsten Stadt der Schweiz, geworfen von einer Frau, die mehr oder weniger fest mitten im Leben steht. Was Frau Bitterbös beschreibt, hat sie wirklich erlebt. Nicht nur in Zürich, sie blickt regelmässig über den eigenen Tellerrand hinaus. Und hat eine Katze namens Godzilla.
Dienstag, 4. September 2018
Mittwoch, 15. August 2018
92 Telefon-Sex
Neulich klingelte mein Handy.
Ich weiss, uh mega spannend, wow!
Aber jetzt kommt's: Auf dem Display stand "Anonym".
Logisch, dass ich da abnahm, ich meine, was kann denn spannender sein als ein anonymer Anrufer? Wer unterdrückt ernsthaft seine Nummer, wenn er nicht irgendetwas ganz Schreckliches zu verbergen hat?? Ein Betrüger, ein Mörder, die süddeutsche Landeslotterie!!!! ACH, ICH LIIIEEEEEEBBBEEEE EINFACH GEHEIMNISSE UND GEFAHR!!!!!!!!!
Also swipte ich auf dem Bildschirm nach rechts und meldete mich mit meinem Namen: "Bitterbös?"
Am anderen Ende der Leitung (oder wie sagt man dem heute, wo man ja praktisch nur noch schnurlos telefoniert? Auf der anderen Seite des Äthers? Der digitalen Datenbahn?) räusperte sich eine fremde männliche Stimme, nervös.
"Ou, äh... aso... hmm... jetzt bin i glaub total falsch, Entschuldigung! Jetzt han i eigetli welle mim Kolleg alüüte! Aso..."
Ich: "Ja, da sind Sie glaub würkli falsch. Schöne Ta..."
Er: "Aso, Sie müend entschuldige, das, äh... aso... ich nimmen aa, äähm, Sie händ die Nummere scho lang?"
Ich: "Ou ja, scho sehr, seeeeehr lang (was auch stimmt, nämlich rund 20 Jahre - ich übernahm damals das erste Nokia meines ersten Freundes mitsamt Prepaid-Karte. Die Nummer blieb bis heute, der Freund nicht). Adie..."
Er (lacht): "Haha! Aso... ähm... ha! Ich mues scho säge, soooo alt töned Sie jetzt gar nöd, wenn ich das mal so dörf säge!"
Ich: "Aha."
Er: "Aso, wie alt sind Sie denn, wenn ich fröge dörf?"
Ich: "Dörfed Sie nöd. Das dörf mer bi Frau nie. (#metoo, nämlich! Ok, das ist zwar ein völlig idiotisches Argument, schliesslich wollen wir heute ja alle gleichberechtigt sein, also können wir auch alle zu unserem Alter Auskunft geben oder eben auch nicht. Aber auch in meinem Kopf sind offenbar noch uralte Geschlechter-Klischees verankert). Aso, demfall no e..."
Er: "Aha, ja... äähm, klar... entschuldiget Sie! Aber Sie händ würklich e wahnsinnig sympathischi Stimm, wenn ich das mal dörf säge!"
Ich: "Danke, aber i..."
Er: "Sehr sympathisch, momoll! Aso, ähm... ich wür Sie gern mal kännelerne, wenn ich das grad so dörf säge!"
Ich: "..."
Er: "Ich bin nämlich Single!"
Ich: "Aha."
Er: "Aso, ähm... und Sie?"
Tja, was sagt man jetzt auf so was?
"Ou, Sie, ich au, das trifft sich ja ganz wundervoll! Ich han scho sooooo lang druff gwartet, dass mir endlich mal en Unbekannte mit underdrückter Nummere alüütet und sini Chance abcheckt! So lässig, ich hürate Sie grad! Oder mached mer vorher no zersch chli Telefon-Sex? Möchted Sie näbed mim Alter eigetlich au no grad mini Kreditchartenummere wüsse? 4901..."
Oder: "Nei, ich bin leider nöd Single, verhüratet und 7 Chind. Aber ich wünschen Ihne vill Glück! Ou, wartet Sie, jetzt fallt mir grad no öppis ii: Ich hett da e Fründin, wo uf dä Suechi isch! Moment, ich gib Ihne grad ihri Nummere. Probiered Sie's doch mal deet!"
Ich finde, beide Antworten wären sehr lustig gewesen.
Aber wie das manchmal so ist, in der Situation selber fällt einem auf die Schnelle nichts so Scharfzüngiges ein. Und deshalb ging es von meiner Seite ungefähr so weiter:
"Aso, ähm... nö."
Er: "Aha, ja, klar. Han i scho dänkt, jaja! Demfall stör ich Sie jetzt nöd länger! Nomal Entschuldigung, gäll, und ich wünsche Ihne no ganz en schöne Tag!"
Ich: "Danke, gliichfalls!"
Und wahrscheinlich wählte er dann die nächste Nummer.
So ein moralischer Schlusssatz für diesen Post fällt mir gerade nicht ein. Euch?
Und wer von euch hat hier nur draufgeklickt, weil er/sie den Titel gelesen hat? ERTAPPT!!
Ich weiss, uh mega spannend, wow!
Aber jetzt kommt's: Auf dem Display stand "Anonym".
Logisch, dass ich da abnahm, ich meine, was kann denn spannender sein als ein anonymer Anrufer? Wer unterdrückt ernsthaft seine Nummer, wenn er nicht irgendetwas ganz Schreckliches zu verbergen hat?? Ein Betrüger, ein Mörder, die süddeutsche Landeslotterie!!!! ACH, ICH LIIIEEEEEEBBBEEEE EINFACH GEHEIMNISSE UND GEFAHR!!!!!!!!!
Also swipte ich auf dem Bildschirm nach rechts und meldete mich mit meinem Namen: "Bitterbös?"
Am anderen Ende der Leitung (oder wie sagt man dem heute, wo man ja praktisch nur noch schnurlos telefoniert? Auf der anderen Seite des Äthers? Der digitalen Datenbahn?) räusperte sich eine fremde männliche Stimme, nervös.
"Ou, äh... aso... hmm... jetzt bin i glaub total falsch, Entschuldigung! Jetzt han i eigetli welle mim Kolleg alüüte! Aso..."
Ich: "Ja, da sind Sie glaub würkli falsch. Schöne Ta..."
Er: "Aso, Sie müend entschuldige, das, äh... aso... ich nimmen aa, äähm, Sie händ die Nummere scho lang?"
Ich: "Ou ja, scho sehr, seeeeehr lang (was auch stimmt, nämlich rund 20 Jahre - ich übernahm damals das erste Nokia meines ersten Freundes mitsamt Prepaid-Karte. Die Nummer blieb bis heute, der Freund nicht). Adie..."
Er (lacht): "Haha! Aso... ähm... ha! Ich mues scho säge, soooo alt töned Sie jetzt gar nöd, wenn ich das mal so dörf säge!"
Ich: "Aha."
Er: "Aso, wie alt sind Sie denn, wenn ich fröge dörf?"
Ich: "Dörfed Sie nöd. Das dörf mer bi Frau nie. (#metoo, nämlich! Ok, das ist zwar ein völlig idiotisches Argument, schliesslich wollen wir heute ja alle gleichberechtigt sein, also können wir auch alle zu unserem Alter Auskunft geben oder eben auch nicht. Aber auch in meinem Kopf sind offenbar noch uralte Geschlechter-Klischees verankert). Aso, demfall no e..."
Er: "Aha, ja... äähm, klar... entschuldiget Sie! Aber Sie händ würklich e wahnsinnig sympathischi Stimm, wenn ich das mal dörf säge!"
Ich: "Danke, aber i..."
Er: "Sehr sympathisch, momoll! Aso, ähm... ich wür Sie gern mal kännelerne, wenn ich das grad so dörf säge!"
Ich: "..."
Er: "Ich bin nämlich Single!"
Ich: "Aha."
Er: "Aso, ähm... und Sie?"
Tja, was sagt man jetzt auf so was?
"Ou, Sie, ich au, das trifft sich ja ganz wundervoll! Ich han scho sooooo lang druff gwartet, dass mir endlich mal en Unbekannte mit underdrückter Nummere alüütet und sini Chance abcheckt! So lässig, ich hürate Sie grad! Oder mached mer vorher no zersch chli Telefon-Sex? Möchted Sie näbed mim Alter eigetlich au no grad mini Kreditchartenummere wüsse? 4901..."
Oder: "Nei, ich bin leider nöd Single, verhüratet und 7 Chind. Aber ich wünschen Ihne vill Glück! Ou, wartet Sie, jetzt fallt mir grad no öppis ii: Ich hett da e Fründin, wo uf dä Suechi isch! Moment, ich gib Ihne grad ihri Nummere. Probiered Sie's doch mal deet!"
Ich finde, beide Antworten wären sehr lustig gewesen.
Aber wie das manchmal so ist, in der Situation selber fällt einem auf die Schnelle nichts so Scharfzüngiges ein. Und deshalb ging es von meiner Seite ungefähr so weiter:
"Aso, ähm... nö."
Er: "Aha, ja, klar. Han i scho dänkt, jaja! Demfall stör ich Sie jetzt nöd länger! Nomal Entschuldigung, gäll, und ich wünsche Ihne no ganz en schöne Tag!"
Ich: "Danke, gliichfalls!"
Und wahrscheinlich wählte er dann die nächste Nummer.
So ein moralischer Schlusssatz für diesen Post fällt mir gerade nicht ein. Euch?
Und wer von euch hat hier nur draufgeklickt, weil er/sie den Titel gelesen hat? ERTAPPT!!
Freitag, 27. Juli 2018
91 Kurze Hosen
Gestern am Rundfunk.FM im Landesmuseum, ich stehe vor dem WC-Wagen in der Schlange. Vor mir zwei blutjunge Frauen, die eine erzählt von ihrem 25. Geburtstag.
"Gopferdelli, ich bin scho huere alt!"
Ihre Freundin: "Nei, spinnsch, du bisch im Fall immer no mega jung! Du gsehsch immer no us wie 20!"
Ich habe Mitleid.
Mit mir.
Am selben Abend eröffnet mir eine Bekannte, ich sei ja jetzt auch in dem Alter, in dem ich keine kurzen Hosen mehr anziehen könne. Weil's einfach scheisse aussehe.
Ja, an ihr vielleicht.
Meine Lieben, ich bin 40 geworden. Der Titel dieses Blogs hat sich geändert. Ich mich selber aber nicht.
Gut, mit 40 wird man langsam wehmütig und sieht deutlicher, was alles hinter einem liegt. Aber auch, was alles noch kommen könnte.
Und das Schöne dabei: Man muss in diesem Alter nicht mehr warten. Man macht einfach.
Also trage ich weiterhin kurze Hosen, weil ich eh finde, die zieht man einfach an, solange es heiss ist auf dieser Welt. Punkt.
Danke für eure Gratulationen!
Eure B.
Abonnieren
Posts (Atom)