Neulich klingelte mein Handy.
Ich weiss, uh mega spannend, wow!
Aber jetzt kommt's: Auf dem Display stand "Anonym".
Logisch, dass ich da abnahm, ich meine, was kann denn spannender sein als ein anonymer Anrufer? Wer unterdrückt ernsthaft seine Nummer, wenn er nicht irgendetwas ganz Schreckliches zu verbergen hat?? Ein Betrüger, ein Mörder, die süddeutsche Landeslotterie!!!! ACH, ICH LIIIEEEEEEBBBEEEE EINFACH GEHEIMNISSE UND GEFAHR!!!!!!!!!
Also swipte ich auf dem Bildschirm nach rechts und meldete mich mit meinem Namen: "Bitterbös?"
Am anderen Ende der Leitung (oder wie sagt man dem heute, wo man ja praktisch nur noch schnurlos telefoniert? Auf der anderen Seite des Äthers? Der digitalen Datenbahn?) räusperte sich eine fremde männliche Stimme, nervös.
"Ou, äh... aso... hmm... jetzt bin i glaub total falsch, Entschuldigung! Jetzt han i eigetli welle mim Kolleg alüüte! Aso..."
Ich: "Ja, da sind Sie glaub würkli falsch. Schöne Ta..."
Er: "Aso, Sie müend entschuldige, das, äh... aso... ich nimmen aa, äähm, Sie händ die Nummere scho lang?"
Ich: "Ou ja, scho sehr, seeeeehr lang (was auch stimmt, nämlich rund 20 Jahre - ich übernahm damals das erste Nokia meines ersten Freundes mitsamt Prepaid-Karte. Die Nummer blieb bis heute, der Freund nicht). Adie..."
Er (lacht): "Haha! Aso... ähm... ha! Ich mues scho säge, soooo alt töned Sie jetzt gar nöd, wenn ich das mal so dörf säge!"
Ich: "Aha."
Er: "Aso, wie alt sind Sie denn, wenn ich fröge dörf?"
Ich: "Dörfed Sie nöd. Das dörf mer bi Frau nie. (#metoo, nämlich! Ok, das ist zwar ein völlig idiotisches Argument, schliesslich wollen wir heute ja alle gleichberechtigt sein, also können wir auch alle zu unserem Alter Auskunft geben oder eben auch nicht. Aber auch in meinem Kopf sind offenbar noch uralte Geschlechter-Klischees verankert). Aso, demfall no e..."
Er: "Aha, ja... äähm, klar... entschuldiget Sie! Aber Sie händ würklich e wahnsinnig sympathischi Stimm, wenn ich das mal dörf säge!"
Ich: "Danke, aber i..."
Er: "Sehr sympathisch, momoll! Aso, ähm... ich wür Sie gern mal kännelerne, wenn ich das grad so dörf säge!"
Ich: "..."
Er: "Ich bin nämlich Single!"
Ich: "Aha."
Er: "Aso, ähm... und Sie?"
Tja, was sagt man jetzt auf so was?
"Ou, Sie, ich au, das trifft sich ja ganz wundervoll! Ich han scho sooooo lang druff gwartet, dass mir endlich mal en Unbekannte mit underdrückter Nummere alüütet und sini Chance abcheckt! So lässig, ich hürate Sie grad! Oder mached mer vorher no zersch chli Telefon-Sex? Möchted Sie näbed mim Alter eigetlich au no grad mini Kreditchartenummere wüsse? 4901..."
Oder: "Nei, ich bin leider nöd Single, verhüratet und 7 Chind. Aber ich wünschen Ihne vill Glück! Ou, wartet Sie, jetzt fallt mir grad no öppis ii: Ich hett da e Fründin, wo uf dä Suechi isch! Moment, ich gib Ihne grad ihri Nummere. Probiered Sie's doch mal deet!"
Ich finde, beide Antworten wären sehr lustig gewesen.
Aber wie das manchmal so ist, in der Situation selber fällt einem auf die Schnelle nichts so Scharfzüngiges ein. Und deshalb ging es von meiner Seite ungefähr so weiter:
"Aso, ähm... nö."
Er: "Aha, ja, klar. Han i scho dänkt, jaja! Demfall stör ich Sie jetzt nöd länger! Nomal Entschuldigung, gäll, und ich wünsche Ihne no ganz en schöne Tag!"
Ich: "Danke, gliichfalls!"
Und wahrscheinlich wählte er dann die nächste Nummer.
So ein moralischer Schlusssatz für diesen Post fällt mir gerade nicht ein. Euch?
Und wer von euch hat hier nur draufgeklickt, weil er/sie den Titel gelesen hat? ERTAPPT!!
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