Samstag, 7. Januar 2017

63 My huge 2017

2017 wird gut.
Nein, es wird sogar sehr gut.
SUPER wird es!
Viel besser als 2016.
Viel, viel besser als die letzten fünf Jahre.
Ach, viiiiiiieeeeeeelllll besser als alle Jahre überhaupt!
2017 wird das Jahr der Jahre!
Best ever!
Huuuuge!!
Tremendous!!


Das Jahr, in welchem mir alles gelingen wird. In welchem ich nur Glück und Liebe erfahren werde.  In welchem ich jeden Tag mit einem glückseligen Lächeln aufstehen und mit einem noch glückseligeren Lächeln wieder ins Bett gehen werde.  
Keinen Tag werde ich traurig sein. Oder wütend. Oder krank. Und alle um mich herum auch nicht. Alles, was ich will, werde ich bekommen: Jobs, Geld, Freunde, Ruhm, Reisen, Sex, eine Katze, Elle Macphersons Körper, die 5-Zimmer-Wohnung im Niederdorf für 1600.-. 
Alles, was ich anpacke, wird mit Erfolg gekrönt sein. 
Alle, die ich treffe, werden mir wohlgesonnen sein.

2017 wird einfach MEIN Jahr. 
Ich spüre es. Nein, ich WEISS es!

Denn:

Ich hatte den König im Brötchen. Und ich schwör: ich hab nur EIN Brötchen gegessen, nicht den ganzen Kranz wie sonst. 

Das ist ein Zeichen!
Jetzt kann nichts mehr schief gehen. 

Montag, 19. Dezember 2016

62 Getrocknete Tomaten

Es weihnachtet und das Jahr neigt sich mal wieder seinem Ende zu. Es herrscht allgemein eine Zeit der Besinnung. Was war? Was wird? Wer bin ich?
Zu diesem Anlass möchte ich euch meine kleine Liste der Dinge, auf die ich 2017 eigentlich verzichten könnte, nicht vorenthalten. (Die grosse hingegen schon).

1. Krieg

2. Scheinheilige Gutmenschen, die über Krieg sprechen.
Gerade rund um Weihnachten schwärmen sie ja wieder besonders aus in die Weiten der Social Media.
„Dieses Aleppo, find ich ja schon schlimm. Wieso macht ihr da nichts? Also, ICH kann das ja nicht tolerieren, dieser Assad!! Oder war’s der IS?? Das ist eine Schande, wie soll ich das denn nur mal meinen Kindern erklären??“
Weiss nicht. Aber wie erklärst du denn deinen Kindern, warum du nur ein bisschen auf Facebook postest, aber selber nichts tust gegen die Scheisse, denn du warst doch offenbar persönlich mit dabei und hast den Menschen in der syrischen Metropole live beim Sterben zugesehen und den Schuldigen dafür gefunden.
Glaub mir, es hat uns niemand mehr lieb, auch wenn er öffentlich unser empörtes Halbwissen liked. Und wir kommen deswegen auch nicht eher in den Himmel.  Darum: entweder machen wir aktiv etwas gegen die Missstände oder halten lieber die Klappe.  

3. Unheilbare Krankheiten. Bei mir nicht und bei allen anderen auch nicht.


4. Tierquäler. Ja, Katzen in Katzenvideos sind mega herzig, aber die brauchen ausserhalb von youtube im Fall Platz, Futter, Impfungen, ein sauberes Kistli und Zeit.
Und nein, Pelze haben es nicht besser im Kleiderschrank.

5. Getrocknete Tomaten

6. Donald Trump. Wobei, nach dem ersten Schock hat sich in mir, der unerschütterlichen Optimistin ("Bitterbös"), die Hoffnung breit gemacht, die Wichtigkeit seines Amtes könnte sogar ihm imponieren, und er wird jetzt vielleicht etwas demütiger und besonnener...
Ok, nö.

7. Billettkontrollen im überfüllten ÖV: Wer kennt das nicht, Feierabend und ganz Zürich drängt sich in Tram und Bus, auch bei einer Vollbremsung könnte niemand hinfallen, denn man ist so dicht zusammengepresst wie Wienerli in einer Familienpackung, und auch ähnlich vakuumiert, weil es nicht genug Luft zum Atmen gibt – und genau in diesem Moment hörst du: „Billett vorwiese, bitte!“, und du denkst: Der passt ja eh nicht mehr rein, das macht der doch jetzt nicht -  aber moll, er macht’s, ok, ist halt sein Job, gell, aber gopferdelli nomal, die Schwarzfahrer hier drin sterben eh alle den Erstickungstod, kann die VBZ denn nicht EINMAL Gnade walten lassen und auf ein bisschen Zustupf verzichten?? Und übrigens: Mein GA ist in der Handtasche, und die ist irgendwo zwischen den Knien eines älteren Herrns und einem Kinderwagen, ich sehe sie grad nicht, und habe ich es schon erwähnt, ich kann mich EH NICHT BEWEGEN!!

8. Getrocknete Tomaten.
Ah, sorry…

9. Fünf Autos pro Haushalt. 

10. Noch einen Star Wars-Film. Die ersten sind und bleiben die Besten. HAN SOLO!

11. Im Januar schon Osterhasen im Migros. Und im September Christbaumschmuck. Himmel, man kann sich ja auf gar nichts mehr freuen heutzutage!

12. GETROCKNETE TOMATEN!

In diesem Sinne: Frohe Weihnachten und ein glückliches 2017 euch allen. Oder wie ein Freund von mir zu sagen pflegt:
Nächstes Jahr einfach allgemein weniger Arschlöcher.

Mittwoch, 30. November 2016

61 Ich bin ja wirklich tolerant

2 Uhr morgens, Mittwoch.
Jetzt reicht's!
Ich bin gerade aufgewacht, unfreiwillig, ich zögere keine Sekunde und springe schlaftrunken aus dem Bett, taumle zur Haustür (der Kreislauf will noch nicht so richtig), hinaus ins Treppenhaus, einen Stock höher, die Sicht verschwommen wegen der verklebten Augen, und klingle beim Nachbarn, der direkt über mir wohnt. Hinter seiner Tür höre ich mindestens sechs verschiedene Stimmen, dazu schlechte Musik, ausserdem steigt mir Geruch von frisch gekochtem Essen in die Nase, es scheppert aus der Küche.

Er macht auf, schaut mich mit grossen Augen an, als stünde ich nackt vor ihm.
Ich hole sofort aus: "Ja, gopferdammi namal, händ Sie mal uf d Uhr glueged, mir müend da ine im Fall alli früeh uuf morn, Sie villicht nöd, aber dasch mir eigetlich egal, das gaht eifach nöd, dauernd dä Krach, ich bin ja würklich tolerant, aber sie chönd nöd jedi zweit Nacht ihri Möbel umstelle, was mached Sie da eigetli, Feng Shui oder was, und überhaupt, weiss d' Verwaltig eigetli, dass sie öppe s Zähte hööch da ine wohned, das isch ganz sicher nöd erlaubt, genau so wenig wie Staubsuuge am Sunntigmorge, das mached Sie au IMMER, und wenn ich frei han, dänn schlaf ich dänn gern mal uus, aber wänn Sie genau über mim Chopf staubsuuged, dänn tönt das so, als würded Sie das grad näb mim Bett mache, ich bin ja würklich tolerant, aber echli Respekt chönd gfelligscht au SIE zeige, sie wohned nöd elei i dem Huus, und die andere Lüüt da ine händ sich nämli au scho beschwert über Sie, mues ich jetzt würklich au no dä Verwaltig alüüte, will Sie sich nöd chönd zämenäh, und übrigens, mer chan Türe im Fall au zuetue, ohni z schletze Sau, und mer chan au in ere Luutstärchi telefoniere, ohni dass ich jedes einzelne Wort verstahne under ine, oder besser gseit, verstah würd, wänn ich ihri Sprach chönnt, und NEI, chömed Sie mir jetzt bloss nöd mit dem, ich seg en Rassischt, min Fründ isch im Fall Dütsche, ich bin UHUERE tolerant, und glaubed Sie mir, wänn ihren Bsuech dauernd bi mir lüüted, wänn Sie nöd dehei sind, demit ich en is warme Stägehuus inelahne, egal um welli Ziit, und wänn Sie dauernd irgendwelchi Drüräder und Go-Karts (wo sind eigetli die Chind? Han i no nie gseh!) eso vor dä Chällerstäge abstelled, dass mer aber au garantiert drüber gheit, dänn isch ihri Nationalität so zimlich s letschte, wo mich a däre ganze Sach interessiert, dänn find ich das eifach nur müehsam und respektlos, und ich bin ja würklich tolerant, Sie chönd au gern mal e Party schmeisse, so drümal im Jahr und am Wuchenend,  aber nöd JEDI VERDAMMTI NACHT, und ja, ich weiss, dass Sie Schicht schaffed, aber ratet Sie mal: Ich au, und ich muess trotzdem nöd am Morgen am 2 min Huushalt mache und es Menü choche und mit mim gesamte Fründeschreis telefoniere, ich bin ja würklich tolerant, aber jetzt bin i gnueg lang uf d Schnurre ghocket, jetzt langet's mer eifach, ich wott endlich mal in Rueh PEEENNNEEEEE, händ Sie das jetzt begriffe oder muen i anderi Saiten ufzieh, gopferdammi nomal???!!!"

                                    

Er schaut mich immer noch ungläubig an und sagt kein Wort, seine Augen wandern an mir auf und ab, und da fällt mir plötzlich ein: Moment mal, ich bin ja tatsächlich nackt!
Denn ich schlafe meistens nur in Unterhosen, Pyjamas mag ich nicht so, ich fühle mich gerne frei im Bett, und da hab ich doch glatt vergessen, mir was anzuziehen, nachdem ich so sauer und im Halbschlaf aus dem Bett gesprungen war.

Also, jedenfalls hätte das genau so passieren können. Ist es aber nicht, ich habe nur meine Angstvorstellung beschrieben. Denn ich fürchte, es würde genau so rauskommen, wenn ich mal meiner Wut nachgäbe morgens um 2 und einfach ohne zu Zögern direkt vom Schlafzimmer zu diesem Typen raufstampfen würde.

Und genau darum mache ich es auch nicht.
Sondern ärgere mich lieber stillschweigend Nacht für Nacht unter meiner Decke.
Denn ich bin ja wirklich tolerant.