Mittwoch, 6. Januar 2016

39 REISESPECIAL: Die Schildkröte ist wieder los

Taiwan
Japan
Thailand
Kambodscha
Südafrika
Abu Dhabi
Brasilien

Genau in der Reihenfolge.

Nö, macht keinen Sinn. 
Kennt ihr Andy, den fetten Weirdo im Rollstuhl aus Little Britain? Genau. "That one, that one, that one, that one, that one  - and that one." So ungefähr hab ich mir meine Reiseziele auf der Weltkarte ausgesucht. 

Ich liebe Tsüri. Aber ich kuck auch gerne den Rest der Welt. Und zwar in echt, nicht nur auf Facebook und Netflix. Also kriegt die Schildkröte regelmässig das Reissen und will raus aus ihrem gewohnten Terrarium. Schildkröte, weil ich mit meinem Riesenrucksack hinten und dem kleinen vorne jeweils genau so aussehe: wie eine riesige, deformierte Weirdo-Schildkröte. 

Morgen geht's los. Drei Monate hab ich Zeit. 

Frau Bitterbös on tour. Stay tuned!


Donnerstag, 31. Dezember 2015

38 Alles wird gut!

Vor ein paar Tagen erledigte ich meine Einkäufe am Hauptbahnhof und hievte danach meine übervolle Papiertüte auf den Gepäckträger meines Velos. Ich bückte mich kurz, und schon war es passiert: die Tüte machte sich selbständig, plumpste upside down auf den Boden, und alle ihre Innereien verteilten sich auf dem Veloparkplatz vor der ehemaligen Sihlpost. 

Logo, war's mir peinlich. Das ist schon was Intimes, wenn die ökologisch und diättechnisch inkorrekten Einkäufe einfach so frei für alle sichtbar werden! Die Kaki Persimon aus Spanien wollten gar nicht mehr aufhören zu rollen und kullerten fast unter ein Auto. Meine Schokobananen, die Ovo-Guetzli und die Toffifee schlidderten geräuschvoll übers Troittoir. Und mein hipper Bio-Seidentofu blieb noch halb in den Speichen meines Velos hängen. 
Ich erntete desinteressierte bis spöttische Blicke. Alles eilte an mir vorbei und verlangsamte noch nicht mal den Schritt. Ich kroch hektisch über den dreckigen Asphalt und sammelte meine Schätze wieder zusammen, immer darauf bedacht, nicht zu viel Aufmerksamkeit auf mich zu lenken - was naturgemäss unmöglich ist, wenn man irgendwo auf Knien auf einem Veloparkplatz herumrutscht. Alle glotzten weiter, klar. Ich kann mir ziemlich trottelig und ertappt vor und betete innerlich: "Gott, Allah, Natur, Schicksal, bitte mach, dass das schnell vorbei ist!"


Und nach einer gefühlten Ewigkeit wurde ich schliesslich erhört, denn ich sah plötzlich zwei erlösende Hände, die mir meine Kaki, die Schoggi und das Pack mit den importierten Zucchetti (sorry, waren Aktion!) entgegenstreckten. Mir entfuhr ein Seufzer der Erleichterung und ich sah auf. Ein junger Mann stand vor mir, überreichte mir meine Sachen, nickte kurz mit einem schüchternen Lächeln auf den Lippen und ging dann wieder weiter. Ich konnte gerade noch ein mehr als ehrlich gemeintes "Mässi!" sagen. 
Schnell war die (zum Glück noch intakte!) Papiertüte wieder voll, ich klemmte sie dieses Mal etwas vorsichtiger auf den Gepäckträger und fuhr nach Hause, das Herz pochend bis zum Hals, der Geist frohlockend, in der Überzeugung, eben die Bekanntschaft mit einem Engel gemacht zu haben. 
Alles wird gut!

Und mit diesem Glauben an eine bessere Welt und das Gute im Menschen starte ich ins 2016. 
Happy New Year euch allen!


Oh, und was ich noch sagen wollte: der junge, dunkelhäutige Mann, der mir da geholfen hat, war übrigens ein Ausländer. 
Einfach noch so zum Schluss. 
Feiert schön!

Dienstag, 15. Dezember 2015

37 Advent, Advent

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt.

Nein, Tausende sind's. 
Ganz Zürich glitzert und glänzt. Überall Lämpchen und Kerzen, leuchtende Sterne, goldene Lametta, auf Hochglanz polierte Christbaumkugeln, man muss die Augen etwas zukneifen, so sehr blendet es.
Häuser, Strassen, Bäume, sie alle tragen ein festlich buntes Gewand. Am Balkon des Nachbarn blinkt alljährlich der Plastik-Samichlaus mit dem Plastik-Rentier um die Wette. Die Schaufenster in den Geschäften strahlen noch heller als sonst und preisen unermüdlich ihre kostbaren Schätze. Wie goldener Honig locken sie die Fliegen an, und nicht wenige bleiben kleben.

Dazu der heimelige Klang von Glöckchen, die zu Dutzenden zusammen im Takt schwingen. Und engelsgleiche Kinderstimmen, die göttliche Weisen singen. (Hey, das reimt sich sogar!) Wham sind wieder da.
Der Duft von Glühwein und Zimt zieht durch alle Gassen und macht noch mehr Lust auf die üppigen süssen Verlockungen, die an jeder Ecke warten, um die Zungen zu verführen, Spitzbuben, Lebkuchen, Grittibänzen. 

Die Menschen, wohlig eingemummelt in wärmende Stoffe, eilen voll Vorfreude ihres Weges. Das selige Lächeln versteckt unter den dicken Schals in den Gesichtern, freuen sie sich auf das bevorstehende Fest, der Gedanke an die geschmückte Tanne, die Geschenke und das üppige Mahl im Kreise der Familie erfüllt ihre Herzen mit Liebe. 

Und über allem liegt wie ein majestätischer, schwerer Schleier diese eisige Kälte, die die Wangen in rosige Knospen und den Atem in kleine Wölkchen verwandelt. Die Luft ist klar und fest, man kann sie fast mit Händen greifen, wären diese nicht auch gefroren. 
Es riecht nach Schnee.

Und ich so: "Gimme a break! Wänn isch ändli wieder Summer??"