Mittwoch, 8. Juni 2022

149 Adieu, Goodbye, Auf Wiedersehen

Letzte Woche traf der lang gefürchtete Supergau ein:
Das schwarze Elend kam nicht mehr nach Hause.

Nicht, dass ich nicht noch genug Elend zu Hause hätte, nein. 

Ich meine Godzilla. 

Die erste Nacht ohne sie
Die ist ja jetzt neu Freigängerin. Allerdings hält sie sich immer nur recht kurz draussen auf und kommt regelmässig in die Wohnung zurück. Aber letzte Woche kam ich des Nachts nach Hause – und keine Katze weit und breit. Das ist erst mal nichts Ungewöhnliches. Ich stelle mich dann auf die Terrasse und rufe sie leise (um die Nachbarn nicht zu wecken und nicht als kompletter Creep abgestempelt zu werden, der zu später Stunde im Dunkeln nach einem asiatischen Riesenmonster schreit). Wenn Godzi mich hört oder hören will, dann kommt sie sofort und begrüsst mich. Vielleicht zieht sie danach weiter, aber wenigstens weiss ich dann, dass sie noch am Leben ist. Eine Art soziale Kontrolle. Als könnte sie zwischen zwei Kontrollen nicht sterben, aber egal. Manchmal kommt sie auch erst irgendwann nach meinem Rufen angelaufen, wenn ich längst wieder drinnen bin. 

Aber in jener Nacht kam sie gar nicht. 

Ich hasse das. Ich kann erst schlafen, wenn ich das haarige Biest noch einmal gesehen habe vor dem ins Bett Gehen. Und bis dahin war das noch immer der Fall gewesen, deshalb wurde ich wirklich unruhig. So unruhig, dass ich um Mitternacht noch durchs Quartier schlich und nach Godzi suchte.
Vergeblich.

Das mit der Klappe klappte nicht sofort
Ich machte kein Auge zu, lag im Bett und lauschte in die Nacht hinein. Ich hoffte, bald die Klappe des neuen Katzentürchens zu hören. Es macht immer einen ziemlichen Krach, wenn meine Katze da durchgeht. Das hat damit zu tun, dass sie das Türchen glaub ich nicht so mag. Sie stösst immer erst mehrmals dagegen, klettert halb hinein, dann wieder hinaus, bis sie sich endlich doch bequemt und ziemlich dramaqueen-mässig hindurchzwängt. Es kostete mich satte zwei Wochen, ihr beizubringen, dass ihr der Ein- oder Ausgang nicht versperrt sind, auch wenn die Klappe zu ist. Sie muss sie doch einfach nur aufstossen! Das kapierte das kleine Arschloch aber lange nicht, weshalb ich die Klappe tagelang mit Klebeband offen halten musste. Fiel sie trotzdem mal zu, dann fühlte die Katze sich entweder ein- oder ausgeschlossen, je nach dem, wo sie gerade war. Dann blieb sie bei schönstem Wetter halt in der Wohnung oder schlief draussen unter einem Gebüsch, weil sie das Gefühl hatte, der Zugang zum weichen Bettchen sei ihr verwehrt. 
Ich zeigte ihr zig Mal mit einem Plüschtier vor, wie der Mechanismus funktioniert. Ich schmierte ihren heissgeliebten Liquid Snack an die Klappe. Ich raschelte mit Trockenfutter auf der anderen Seite, ich leuchtete mit dem Laserpointer hindurch – war Godzilla alles scheissegal. Als ich die Geduld verlor und sie einfach mit Gewalt hindurchstopfte, stellte sie sich an, als würde ich sie lebendig häuten! Ihre Krallen hinterliessen tiefe Spuren auf meiner Haut…
Schliesslich hatte ich keinen Bock mehr – weg mit den Plüschtieren, den Klebstreifen und Leckereien. 

Und das war der Moment, indem sie es checkte. 


Wer hat Godzi gesehen?
Seither: Freedom, here I go again!!
Aber immer mit regelmässigem Einkehren im sicheren Hafen. Und damit wären wir zurück beim Thema: Auch am nächsten Morgen liess sich der plüschige Hausdrache (ich finde ja ohnehin, Godzi sieht aus wie dieser Trickfilm-Drache Toothless da, kennt ihr den? Allerdings hat sie Zähne, und die tun echt weh!) leider nicht blicken.   

Jetzt kriegte ich Panik. 

Ich alarmierte alle meine Freunde. Die Rückmeldungen reichten von «Das ist nicht schlimm, ich kenne Katzen, die sind den ganzen Sommer draussen und kommen erst im Herbst wieder heim» bis «Was? Schon eine Stunde weg? Ruf mal die Gemeinde an, sie wurde sicher überfahren!».
Ich fackelte gar nicht erst lange: Ich meldete Godzi online als vermisst auf so einem Tierportal und lief das Quartier und vor allem alle anliegenden Strassen 432401 mal ab, schaute unter jedes Gebüsch, wo sie hätte liegen können, auf jeden Baum, auf den sie hätte klettern können, zählte sämtliche Kellertüren und Garagentore, wo sie potenziell hätte eingeschlossen werden können. 

Abschied nach 24 Stunden 
Ein guter Freund erbarmte sich und druckte mir meine Vermisstmeldung als Plakate aus, die hängten wir dann in der Gegend rund ums Haus an Fassaden, Laternenpfähle und Toi Tois von Bauarbeitern. 
Ich heulte die ganze Zeit wie ein Schlosshund (obwohl ich nicht mal weiss, was ein Schlosshund ist und auch bezweifle, dass Hunde literweise Tränen vergiessen können, so wie ich), ich war überzeugt, dass ich meine Godzilla nie mehr wiedersehen würde. Sie war noch keine 24 Stunden verschwunden, aber innerlich hatte ich schon Abschied genommen von ihr. «Adieu, Goodbye, Auf Wiedersehn» singen Rammstein (ganz geiles Konzert, übrigens!), und das kam mir dauernd in den Sinn. «Ein letztes Lied, ein letzter Kuss, kein Wunder wird geschehn». Wenn sie kein Auto erwischt hatte, dann vielleicht ein Fuchs im Wald oder der Riesengreifvogel, den ich vorhin noch über unserem Haus hatte kreisen sehen. Vielleicht war sie verletzt und hatte sich irgendwo verkrochen, ganz schlimm leidend. Vielleicht war sie aber auch nur weggelaufen, weil sie mich einfach scheisse fand, weil ich nur selten Homeoffice mache, weil ich oft unterwegs bin, weil mein viel jüngerer Lover sie traumatisiert hatte (die Schlafzimmertür war halt offen).



Das Leben ist ein cabrón!
Jetzt lebte sie bei anderen Leuten, die sich besser um sie kümmerten, die immer zu Hause waren, gutbürgerlich verheiratet, ohne Eskapaden und ohne Reiselust. Und dabei war ich doch extra aufs Land in eine Parterrewohnung gezogen für SIE, damit SIE auf Feld und Wiesen herumtollen und das beste Katzenleben überhaupt haben kann – ginge es nur um mich, wäre ich in einen Neubau im 5. Stock in einem Hipsterviertel gezogen, mit Bars und Shops um die Ecke. 
Ja, ich weiss, so ein tolles Katzenleben birgt natürlich auch Risiken. Aber hey, was ist das für eine undankbare Bitch, lässt mich schon zwei Wochen nach Einbau des viel zu teuren Katzentürchens einfach im Stich und sich überfahren oder von Fremden das Fell bürsten und mit ganz viel Liquid Snacks verwöhnen!!! Und da krieg ich doch auch grad noch mehr Wut auf den Latino, der mir dieses Viech überhaupt geschenkt hatte, um uns dann beide nur ein paar Monate später einfach so in den Wind zu schiessen!!! Danke auch für den doppelten Schmerz, cabrón!!!! Warum muss das Leben auch so ein verdammtes Arschloch sein und mir auch noch das Allerliebste nehmen, meine Godzilliding, mein Godz-Godz, mein Stinkybinky, warum muss es das letzte Stückchen meines komplett zerschmetterten Herzens jetzt auch noch aus dem Leib reissen????!!!! Wie können Menschen Kinder haben, wenn ich schon bei einer Katze komplett durchdrehe, wenn die mal nach der Disco nicht nach Hause kommt und das Handy nicht abnimmt?????!!!!!!!

Und in der nächsten Nacht stand Godzilla einfach plötzlich in meinem Schlafzimmer. 

Seither ist mein Leben wieder super, und ich habe mir geschworen, mich nie mehr über etwas zu beschweren – ok, vielleicht nicht für immer, aber für eine Zeit lang. Alles ist gut, am Ende zählen nur ich und sie, nothing else matters.

Deshalb wünsche ich euch jetzt eine friedvolle Zeit und bis zum nächsten Mal!

Oh, es klingelt. Der Lover kommt. Sorry, Godzi, geh doch ein bisschen raus, spielen.
 

Sonntag, 8. Mai 2022

148 Der Marder, der Igel, Godzilla und ich

Neulich kam ich in der Nacht nach Hause, auf dem Velo und schaute vor der Garageneinfahrt in den Garten meines Nachbarhauses. Ein vierbeiniges Viech bewegte sich ziemlich flink über die Wiese, grau und pummelig - ein riesiger Igel. "Welcome to the countryside!", dachte ich. Weil da lebe ich jetzt, am äussersten Zipfel von Zürich, sozusagen im Grünen.

And I like it!

Das Land ist gar nicht so anders als die Langstrasse
Nach vielen Jahren im Langstrassenquartier glaubte ich ja immer, ich könnte nie "ab vom Schuss" wohnen. Aber ich habe mich schon sehr an das Landleben gewöhnt und es sehr schätzen gelernt. Die Ruhe, das Feld mit den Tulpen zum selber Schneiden hinter dem Haus, das Vögelgezwitscher am Morgen, der Marder vor meinem Schlafzimmerfenster... hab ich tatsächlich mal fast ein Jahrzehnt lang im Langstrassenquartier gelebt? BOOORRIIINNGG!!!

Obwohl: So anders ist es eigentlich gar nicht. Auch "im Chrachen usse" gibt es eine Menge schräger Leute. Letzte Woche sass ich im Bus (dem einzigen Bus, der zu mir fährt, übrigens), und neben mir war eine ältere Frau, die lauthals sang. Ich und alle anderen Passagiere versuchten, sie so gut es geht zu ignorieren, weil ein Augenkontakt in solchen Situationen ja ziemlich peinlich sein kann. Als die Dame ihr Medley beendet hatte, schaute sie in die Runde und meinte enttäuscht: "Es klatscht ja gar niemand für mich."

Ja, so geht es mir auch öfters, wenn ich was vermeintlich ganz Tolles mache und das keine Sau interessiert. Ich denke da an die elf Rollos, die ich neulich eigenhändig an meinen Fenstern montiert habe, damit mich die Nachbarschaft nicht so schnell beim Blütteln erwischt. Kein Beifall dafür, gar nix. 


Die Rache des schwarzen Elends
Godzilla findet das Landleben übrigens auch super. Wir warten seit x Wochen sehnsüchtig auf ihr Katzentürli, aber wahrscheinlich steckt das auf irgendeinem Frachtschiff in einem chinesischen Hafen fest.    Meine Hoffnung ist, dass das kleine schwarze Elend ein bisschen erträglicher wird, wenn sie dann regelmässig Vögel tötenund in die Gärten der NachbarInnen machen kann, weil zur Zeit lässt sie mich ziemlich spüren, dass sie es scheisse findet, dass ich sie einsperre und kaum Homeoffice mache. Meine allereinzige Topfpflanze, die ich mir wegen diesem Biest noch gönne, wird regelmässig ausgebuddelt. Sämtliche Blätter sind mehrfach gespalten, zerbissen oder gleich ganz abgerissen. Was einst ein buschiges Urwald-Gewächs war ist jetzt noch so ein dünnes, tristes Stängelchen. Jeden Tag werden sämtliche Shampoos, Duschgels, Rasierer und Kämme in die Badewanne geschubst, was besonders in der Nacht einen ganz tollen Krach macht. Meine Lieblings-Lederjacke, Erbstück meiner Mutter, musste ich zum Schuhmacher zum Flicken bringen, weil halt plötzlich ein riesiger Riss drin klaffte, der wahrscheinlich von einer unerlaubten Kletteraktion im Kleiderschrank herrührte. Und das mit dem WC-Papier kennt ihr ja schon, aber ist ja eigentlich noch praktisch, wenn es schon abgerollt ist, wenn man es braucht. Auch hier wäre ich wieder mal froh um Tipps von anderen Crazy Cat Ladies und Gentlemen. Gibt es einen Weg, solche Sperenzchen (existiert dieses Wort überhaupt oder nur in meinem Kopf?) zu unterbinden oder muss ich die nächsten 15 Jahre tatsächlich auf schöne Dinge und ruhige Nächte verzichten?

Es geht bergauf
Ich hoffe wirklich, dass sich die Situation mit dem Katzentürli dann etwas beruhigt. Godzilla wird auch in guter Gesellschaft sein, denn es gibt in meinem Quartier definitiv mehr Katzen als Hipster. Die Nachbarskatze hat mich schon mal uneingeladen in meiner Wohnung besichtigt, zum Glück mag ich Spontanbesuche. Godzilla hingegen gar nicht, und die beiden Bitches fauchten und keiften sich so laut und schrill an, dass es das ganze Haus hörte. Ich musste die eine Katze dann ins Büro sperren und die andere aus dem Fenster schmeissen (keine Angst, ich wohne im Parterre!), worauf sie mich vor lauter Empörung gebissen hat. Ich hoffe, die Gute ist geimpft, sonst habe ich vielleicht bald Katzen-AIDS. 

Und nicht, dass ich jetzt hier einen völlig falschen Eindruck erwecke: Godzilla und ich sind sonst also ein Herz und eine Seele! Unser Frauen-Haushalt läuft ausgezeichnet. Wir teilen uns sogar das Bad: Ich habe zum Glück zwei Lavabos, und das eine ist jetzt ihr Bett. Ja, jeder hat halt so seine Vorlieben, nicht?

Ok, bevor dieser Blog hier zu einem reinen Cat Content ausartet: Mir geht es besser, danke der Nachfrage! Nicht, dass ich die Trennung und die zwei Umzüge innert drei Monaten jetzt schon komplett verdaut hätte. Nicht, dass ich nie mehr unter der Dusche heulen würde. Nicht, dass ich fände, ich könnte das Geld für meine Therapeutin langsam sparen. Aber es geht definitiv bergauf. Spätestens, nachdem ich am ganzen Körper einen sehr hässlichen Ausschlag bekam, wegen dem ich eines schönen Wochenendes in einer Notfallpraxis landete, der sich dann zum Glück als harmlos, aber sehr langlebig herausstellte und deren Ursache ein Virus oder meine verkorkste Psyche sein könnte, war mir klar: Jetzt ist fertig rumdeprimieren, jetzt muss es wieder bergauf gehen! Und das ging es dann auch. 

Das hat unter anderem auch mit meinem viel jüngeren Liebhaber zu tun.

Scherz.

Nein, eigentlich nicht.

Ach, ich lass euch selber entscheiden 😋

Und übrigens, falls ihr euch fragt, wo denn mein Podcast geblieben ist: Keine Angst, er kommt bald wieder! Er wird nur grad einer Generalüberholung unterzogen, genau so wie mein Leben. Danach sind wir in alter Frische zurück. Ah, nein, eben nicht: in neuer!

Der Marder, der Igel und ich sagen danke und bis bald! Grüsse vom Land!





Sonntag, 27. März 2022

147 Wohnungs-Tinder

Guess what: Ich bin wieder da!

Und ja, ich glaube, seit dem letzten Post hattet ihr wohl schon so eine kleine Vorahnung, dass ich vielleicht ein bisschen von der Bildfläche verschwinden könnte… Liebeskummer sucks! Plus habe ich mir ganz fest vorgenommen, mich erst wieder zu melden, wenn ich positive Nachrichten zu verkünden habe. Weil, das ist ja das, was hier auf den Social Media von uns allen erwartet wird: Der ganzen Welt zu zeigen, wie toll wir doch sind!

An dieser Stelle noch ein kleiner Seitenhieb an alle Möchtegern-Influencer: Ich HASSE Selfies übrigens immer noch! ICH HASSE SIE WIRKLICH!!! 😷

Wohnungssuche ist wie Partnersuche
So, die positive Nachricht ist folgende: Ich bin am Zügeln. Tatsächlich habe ich eine Wohnung gefunden. Auf den letzten Drücker!

Boaaaaahhh, war das eine Militäroperation par excellence! 

(Jupp, eine kleine Anspielung auf den Krieg in der Ukraine, den ich weiter aber nicht kommentieren werde. Nur auch hier noch ein kleiner Seitenhieb an alle Möchtegern-Influencer: Nur, weil die ukrainische Flagge jetzt in eurem Profil prangt, heisst das nicht, dass in Afghanistan oder Jemen jetzt Friede herrscht. Nicht nur die Ukrainer und Ukrainerinnen brauchen unsere Hilfe, sondern leider noch ganz viele andere.)

Zurück zu meinem Drama, das keines ist im Vergleich zu all diesen anderen Dramen auf unserer abgefuckten Welt. Aber jedenfalls: In den letzten Monaten hatte ich quasi zwei Fulltime-Jobs: Einen, der mir meine Rechnungen bezahlt  und einen, der mir den verdammten letzten Nerv kostete und auch ein bisschen meine Würde, sprich, eine neue Wohnung zu suchen. In Zürich. Unter Zeitdruck. Mit einer Katze.

Ein Himmelfahrtskommando!!!

Und eigentlich auch ein bisschen wie Tinder: 
Man/frau richtet sich im Netz einen Suchfilter ein mit den Kriterien, die unerlässlich sind: Lage, Preis, Aussehen, Länge und Breite etc. Dann werden die Angebote angezeigt (auf Homegate und Flatfox sind es ein bisschen weniger als auf Tinder) und das fröhliche Scrollen beginnt. Swipen ist nicht, aber dafür so ein mentales Aussortieren. Gefällt ein Profil, wird sofort angeschrieben – das muss schnell geschehen, denn sonst kommt man/frau nicht mal mehr in die engere Auswahl. Es ist drum auch wichtig, ein bisschen etwas mit Hand und Fuss über sich zu schreiben zum Ausdruck zu bringen, wie fucking desperate man/frau doch ist. 

Ein Match heisst nicht gleich die grosse Liebe
Gibt es einen Match, kommt die Einladung auf ein Date – also, quasi für das gegenseitige Beschnuppern. Findet der/die Bewerbende sympathisch, was er/sie sieht, muss er/sie eine Bewerbung einreichen. Weil, ein Match allein bedeutet nicht gleich die grosse Liebe. Es geht jetzt es erst mal darum, möglichst aus der Menge herauszustechen. 

(Und ich habe jetzt übrigens die Schnauze voll von diesem gendergerechten Schreiben. Sorry, aber wo es zu kompliziert wird, greife ich wieder auf das gute alte «man» zurück.)

Ein schmalziger Brief mit Liebesschwüren, wieso ein Leben ohne den oder die andere nicht denkbar ist, Referenzen von Exen und Chefs, die dann bei Bedarf aussagen, wie unkompliziert, nett, sauber und liquid man doch sei. Das alles geht ganz leicht ins Kitschige und ist natürlich auch immer nur so halb ehrlich. Aber gute Partner oder eben Wohnungen sind in Zürich Mangelware und die Konkurrenz entsprechend gross, da muss die eigene Würde halt auch mal zurückstecken. Übrigens auch der eigene Geschmack, aber mit ein bisschen Glück kann man das Ganze ja nach einer Zusage dann ja noch ein bisschen nach seinem Gusto formen und verändern. Aber so eine Zusage lässt meist lange auf sich warten, irgendjemand ist halt immer noch ein bisschen netter, reicher und schöner als man selber – und hat keine Haustiere was viele als attraktiver empfinden. Ist ok für mich, so trennt sich gleich die Spreu vom Weizen, weil wer keine Tiere mag, den mag ich auch nicht. 

Bald wäre die Brücke auch ok gewesen
Das Tindern braucht also einen langen Atem und viiiiiiieeelll gutes Zureden und Hoffnung Machen von Seiten seines Umfelds, damit die Frustration der ewigen Zurückweisung einen nicht zerstört. Sonst könnte es passieren, dass man komplett resigniert, und das Singlesein oder das Leben unter der Brücke gar nicht mehr so schlimm findet. 
Ich war schon fast an diesem Punkt – also, Single bin ich ja schon, aber die Brücke war auch schon ausgewählt (die Hardbrücke, die bietet am meisten Möglichkeiten, kulinarisch und unterhaltungstechnisch). Aber dann kam ja in letzter Minute doch noch die Rettung.

Ach, Wohnungs-Tinder in Zürich ist echt noch ein bisschen beschissener als das herkömmliche! Es geht wirklich an die Substanz, und die Wahrscheinlichkeit, dass dir die richtige Wohnung in der Migros über den Weg läuft ist noch winziger als bei einem potenziellen Lover.
Aber jetzt wäre das ja auch ausgestanden. Ich glaube, Godzilla und mir wird es beiden am neuen Ort gefallen. Wir ziehen an den äussersten Zipfel von Tsüri, sozusagen aufs Land. Ein Zeichen mehr, dass ich alt werde – oder einfach eine crazy Cat Lady bin.


Mit dem Vögeli im Bett
Apropos Cat: Ohne Godzilla wäre ich vielleicht gar nicht mehr da. Kleine dramatische Übertreibung, aber es macht schon viel aus, wenn einem am frühen Morgen so ein haariges Ungetüm ins Ohr schreit, dir die Bettwäsche zerkratzt, den Arsch ins Gesicht streckt und dir jeden Tag wieder aufs Neue bewusst macht, dass es ohne dich verhungern und irgendwo in die Wohnung kacken würde. Ich konnte mich also nur zu 99 Prozent hängen lassen, ansonsten aber musste ich trotz akuter Depression funktionieren, brav die Schälchen füllen und den Sand wechseln. Danke, Godzi! 💖

Die Liste ihrer Spitznamen ist in dieser Zeit übrigens noch ein bisschen länger geworden. Wollt ihr sie lesen? Wenn nicht, dann die nächsten zwei Zeilen einfach überspringen:
Godzi. Godzo. Godz. Godz Godz. Godzer. Godzbert. Godzilli. Godziller. Büseler. Büsel. Büsi. Schläcki. Chratzi. Haari. Stinki. Bürschti. Mausi. Schmuusi. Schatzi. Schnurrli. Schnurri. Chatzi. Schnugi.

Und das alles bitte jeweils mit peinlichster Babystimme, und ganze Sätze nur mit 200 Grammatikfehlern drin, so im Stil: «Ja, mini Godz Godz, tusch du dä Vögeli wieder bringe, dä Vögeli, hä?» Die Wiederholungen am Schluss sind auch ganz wichtig. Und «der Vögeli» ist übrigens dieser vermaledeite piepsende Spielzeug-Vogel, von dem ich euch schon im letzten Post erzählt habe. Den legt mir Godzi des Nachts übrigens gerne mal unbemerkt ins Bett, und dann zwitschert es plötzlich irgendwo zwischen meinen Beinen, wenn ich mich im Schlaf umdrehe… 😱

Ach, unser Frauen-Haushalt ist ein Irrenhaus! Aber eigentlich auch ganz schön. 

Fehlt nur noch, dass ich jetzt wieder ganz auf die Beine komme. Aber mein Ego und meine Lebensfreude sind am Boden. Normalerweise hätte ich jetzt ja schon wieder den Nächsten an der Angel – jahaaaa, so bin ich halt, ich alte Bitch! Aber dieses Mal bin ich einfach schon froh, wenn ich mit gaaaaaar niemandem sprechen muss. Schon gar nicht auf irgendwelchen Tindern, uäääkkkkssss!!! 

Wie lange geht sowas, hat da irgendjemand Erfahrung von euch? Wie wird man nach so einer beschissenen Trennung wieder wie früher?


P.s.: Cat content tröstet mich immer: godzillacatfluencer auf Insta 😻