Dienstag, 4. Juli 2017

72 Einhorn-Kotze

Ich würde jetzt wirklich gerne mal wissen, was das eigentlich ist mit diesen Einhörnern.
Ich meine, warum trifft man die auf Schritt und Tritt an, warum muss alles ein Horn haben und in Regenbogenfarben sein zur Zeit? Süssigkeiten, Kleider, Luftmatratzen, Schminke, Handyhüllen - Einhörner sind der letzte Schrei. 

Woher kommt dieser Boom?

Wissensdurstig wie ich bin, hab ich mich mal seriös schlau gemacht: 
Das Einhorn wurde schon in der Antike erwähnt. Eine Art Pferd oder Ziege mit eben einem Horn in der Mitte der Stirn. Diesem sprach man heilende Kräfte zu. 
Naja, irgendwie musste man sich damals ja die Welt erklären, warum also nicht mit Fabeltieren. Und fake news konnte man ja noch nicht wirklich überprüfen, gab keine Handykameras, kein Internet und keinen Trump
In der Bibel ist das Einhorn dann auch zu finden. Aber offenbar mehr durch einen Übersetzungsfehler. Gemeint war wohl der Auerochse, und der hatte mit Sicherheit ZWEI Hörner auf dem Kopf. Weil er auf Gemälden aber eindimensional und von der Seite dargestellt wurde, sah es so aus, als hätte er eben nur eins. Deshalb der Irrtum.
Also, irgendwie so hab ich das verstanden. 
Egal, das Einhorn blieb Fabeltier, auch im Mittelalter und in der Neuzeit. Es galt als Symbol des Guten, ein weisses Pferd mit Horn ("schneckenartig gedreht" und bis zu einem halben Meter lang, ganz wichtig!), und unter diesem vermutete man jetzt gar einen roten Edelstein mit Superkräften. 
Kann ja alles sein. Vielleicht waren damals auch wirklich mal Pferde unterwegs mit einem genetischen Defekt, oder eine Kuh, der nur ein Horn wuchs oder was weiss ich. Lässt sich ja irgendwie alles noch rational erklären.


Ich frage mich einfach nur, wann das mit dem Pink und den Regenbogenfarben dazukam.
Warum genau sollten Einhörner Mähnen und Schweife in allen Farben haben und rosarot kotzen (und ich diese Kotze dann auch noch trinken, in Form eines völlig überteuerten pinken "Einhorn-Frappuccino" im Starbucks)?
Können sie sich so bunt im Wald besonders gut verstecken? Oder wo leben die eigentlich, im Himmel oder in einer psychedelischen Parallelwelt, wo sie in dieser Aufmache garantiert nicht auffallen?

Also, MEINE allererste Begegnung mit einem Einhorn war ja als Kind, im superschönen Zeichentrickfilm "The last Unicorn" - was hab ich geheult über das krasse Schicksal dieses anmutigen Tieres mit diesen grossen, tieftraurigen Augen! 
Und es war  im Fall strahlend weiss und kotzte keine Regenbögen!

Oh Gott, jetzt musste ich grad den Titelsong dieses Filmes auf Youtube nachschauen, wie herzzerreissend! "I'm aliivvee, I'M ALIIIIIIIIIIIVVVVEEEEEE, when the last moon and blablabla...!!!" - DAS war noch Kunst!
Wie auch immer.
Jedenfalls waren für mich nach diesem Film die Einhörner auch wieder verschwunden. Sie begleiteten mich nicht wirklich durch meine Kindheit, mehr so Pink Panther, die Schlümpfe und Biene Maja. Aber dann so, plötzlich, 30 Jahre später: TADAAAAA!!!
Wer um Himmels Willen hat das Viech wieder ausgegraben?? Und siehe da, es ist auferstanden und hat sich transformiert, ist jetzt ganz farbig und glitzrig! Und man darf es jetzt auch cool finden, wenn man längst volljährig ist, nein, man muss sich nicht mal für seine Einhorn-Pumps und Einhorn-Clutches schämen!

Ok, ich möchte hier aber klarstellen, dass ich über KEINE Einhornartikel verfüge. Allerdings gebe ich freimütig zu, vor nicht allzulanger Zeit einen Einhorn-Kuchen gebacken zu haben. Nicht für einen Kindergeburtstag, für einen 35. Und man gratulierte mir tatsächlich zu diesem feinen Schoggi-HUND!
Ja, ich muss es leider sagen, eine Schönheit war meine Einhorn-Kreation nicht...

Ich verstehe diesen ganzen Einhorn-Boom nicht wirklich. Ich meine, das Fabelwesen steht zwar für etwas Positives, Mystisches, Schönes. Könnte schlimmere Rollenbilder geben. Aber ich würde trotzdem kein solches Viech im Garten haben wollen. Ich stelle mir so ein riesiges, spitzes Horn ziemlich - ähm - unpraktisch vor. Du willst das Ding streicheln, dann  eine falsche Bewegung, und es spiesst dich unabsichtlich auf. Müsste ich jetzt auch nicht meine Kinder drauf setzen oder ähnlich, Pferd hin oder her.

Und farbige "Einhorn-Guetzli" könnte man auch einfach als "Regenbogenguetzli" verkaufen. Und "Einhorn-Kotze" als "Pinkes Kaffee-Kaltgetränk". 

Aber jetzt muss ich gleich diesen Film nochmals kucken. Sweet memories! Hach....



Mittwoch, 7. Juni 2017

71 Das rosarote Verbrechen

Kürzlich war so einer dieser Tage.

Ich ging nichtsahnend im Zürcher Kreis 2 eine Strasse entlang, als ich an so einem Vintage-Laden vorbeikam. Er war mir vorher noch nie aufgefallen, wobei ich auch zugeben muss, in diesem Quartier war ich eigentlich auch nur sehr selten unterwegs.
Gebrauchte Kleider zu günstigen Preisen. Gebrauchte fancy Kleider. Natürlich weckt sowas bei uns Frauen die Neugier.
Die Tür war offen und ich warf einen Blick hinein. Er fiel zufällig auf einen Ständer mit so kitschigen Glitzerfummeln. Ihr wisst schon, so im Stil: "Ich geh an einen Highschool-Ball und habe mich noch nicht ganz gefunden. Ich mach am Schönheitswettbewerb in unserem Dorf mit und bin mega chic. Ich bin Brautjunger an der Hochzeit von Irish Travellers. Ich moderiere im italienischen Fernsehen. Oder einfach: Die Kardashians tragen sowas doch auch."
Jedenfalls kann ich es nicht erklären, aber es machte plötzlich KLICK in meinem Kopf. Ich vergass meine ursprünglichen Pläne, betrat den Laden und steuerte schnurstracks auf den Glitzerständer zu. Ich zog ein kurzes Kleid mit blauen Pailletten und Schulterpolstern heraus. Es passte wie angegossen, war mir aber nicht cheesy genug. Also fragte ich die Verkäuferin, ob sie sowas ähnliches nicht auch in lang hätte. "Geben Sie mir einfach das schlimmste, das sie haben!"
Sie guckte mich ein wenig irritiert an.

Aber dann zeigte sie mir IHN, den Stoff gewordenen Alptraum aller Möchtegern-Prinzessinnen von und zu Geschmacksverstauchung.:
Ein schulterloses, bodenlanges, rosarotes Etwas mit Rüschchen, Riemchen und natürlich jeder Menge Strasssteine von oben bis unten.

Es war grauenhaft.
Es war eine Offenbarung.


Ich quetschte mich in der improvisierten Umkleide in dieses modische Kapitalverbrechen, und im Spiegel sah ich so aus, als hätte ich mich für die Fasnacht gleichzeitig als Mettwurst und als Einhorn verkleidet.

Perfekt!

Sehr zur Freude der Verkäuferin ("En super Priis für son es tolls Chleid!") liess ich mir das viel zu teure Kleid in eine Tüte packen und verabschiedete mich freundlich.
"En schöne Alass dänn!", rief sie mir noch hinterher.
Ohne Scheiss?
Die gute Frau glaubt wirklich, ich würde sowas an den Opernball anziehen oder die Hochzeit meiner besten Freundin? Bin ich etwa lebensmüde?

Es war einfach so ein Tag, an dem ich mir ein rosarotes Glitzerkleid gönnen musste. Eines, dass wirklich nur als Verkleidung dient. Für eine irrwitzige Performance, die mir sicher einfallen wird. Vielleicht hänge ich es aber auch nur auf und kucke es jeden Tag an. Wer weiss.
Ich brauchte einfach dieses Kleid.
Wahrscheinlich schüttelt ihr jetzt ungläubig die Köpfe. Aber hey, ich meine, ist das jetzt echt so mega ungewöhnlich in einer Welt, in der sich Menschen an einem Kinder-Pop-Konzert in die Luft sprengen, Flüchtlinge in der Wüste verdursten lassen, ihre Magersucht auf Instagram dokumentieren und nicht mal die paar möglichen Sätze auf Twitter ohne Rechtschreibefehler schaffen?

Seid doch froh, kauf ich da nur rosarote, kitschige Kleider. Ich könnte ja gaaaaanz anders. 

Montag, 15. Mai 2017

70 Meiteli, wänn dü witt go tanze

Wenn man im Briefkasten eine persönliche Einladung liegen hat für eine TANZVERANSTALTUNG (O-Ton!) Ü40 im KIRCHGEMEINDEHAUS - dann hat man es geschafft, oder?

Mehr mag ich dazu nicht sagen.









Ok, doch: AAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Ich geh jetzt heulen.