Dienstag, 15. Dezember 2015

37 Advent, Advent

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt.

Nein, Tausende sind's. 
Ganz Zürich glitzert und glänzt. Überall Lämpchen und Kerzen, leuchtende Sterne, goldene Lametta, auf Hochglanz polierte Christbaumkugeln, man muss die Augen etwas zukneifen, so sehr blendet es.
Häuser, Strassen, Bäume, sie alle tragen ein festlich buntes Gewand. Am Balkon des Nachbarn blinkt alljährlich der Plastik-Samichlaus mit dem Plastik-Rentier um die Wette. Die Schaufenster in den Geschäften strahlen noch heller als sonst und preisen unermüdlich ihre kostbaren Schätze. Wie goldener Honig locken sie die Fliegen an, und nicht wenige bleiben kleben.

Dazu der heimelige Klang von Glöckchen, die zu Dutzenden zusammen im Takt schwingen. Und engelsgleiche Kinderstimmen, die göttliche Weisen singen. (Hey, das reimt sich sogar!) Wham sind wieder da.
Der Duft von Glühwein und Zimt zieht durch alle Gassen und macht noch mehr Lust auf die üppigen süssen Verlockungen, die an jeder Ecke warten, um die Zungen zu verführen, Spitzbuben, Lebkuchen, Grittibänzen. 

Die Menschen, wohlig eingemummelt in wärmende Stoffe, eilen voll Vorfreude ihres Weges. Das selige Lächeln versteckt unter den dicken Schals in den Gesichtern, freuen sie sich auf das bevorstehende Fest, der Gedanke an die geschmückte Tanne, die Geschenke und das üppige Mahl im Kreise der Familie erfüllt ihre Herzen mit Liebe. 

Und über allem liegt wie ein majestätischer, schwerer Schleier diese eisige Kälte, die die Wangen in rosige Knospen und den Atem in kleine Wölkchen verwandelt. Die Luft ist klar und fest, man kann sie fast mit Händen greifen, wären diese nicht auch gefroren. 
Es riecht nach Schnee.

Und ich so: "Gimme a break! Wänn isch ändli wieder Summer??" 



Dienstag, 1. Dezember 2015

36 Der Rest ist Schweigen

Wer nicht Nettes zu sagen wisse, der solle lieber schweigen.

So sagt man doch, oder? Nun, ich hätte eigentlich ganz viel Nettes zu sagen. Ok, auch sehr viel Unnettes, ja.
Aber Gott, das Universum, die Natur, das Schicksal, das grosse Unbekannte, das viel mächtiger ist als wir alle oder wie wir es denn nun auch nennen wollen, lässt mich zur Zeit nicht. Es hat mir die ersten Viren dieses noch jungen Winters geschickt, und erst noch so richtig arschlochige. 

Jedenfalls bin ich seit drei Tagen stumm.
Nein, nicht ein bisschen heiser oder so. Das ist für Pussys. Ich meine stumm. So richtig STUMM. Aus die Maus.

Ich seh ja nicht in mich hinein, aber es fühlt sich so an, als seien meine Stimmbänder auf Schlauchboot-Grösse angeschwollen. Das würde auch erklären, warum meine Zunge nicht mehr so  richtig Platz hat in meinem Mund. Und jemand hat das Schlauchboot angezündet. Das würde denn auch den Schmerz erklären. 
Das ist schon fies, wenn man so ungewollt schweigen muss. Ich kann zur Zeit nicht mal mehr das Telefon abnehmen, denn der Anrufer würde sich in einem dieser Horrorfilme wähnen,  wo es im Hörer nur so unheimlich gurgelt und rhythmisch knackt. Also, sorry, liebe Bank, du musst bestimmt noch fünf weitere Male anrufen, um mir diesen Kredit schmackhaft zu machen. Und du, unbekannte Nummer aus Eritrea - nein, du nicht.

Besuch? Was soll ich mit dem? Gebärdensprache üben? Ich kann mich zur Zeit echt niemandem zumuten. Nicht nur, weil ich nicht reden kann, sondern auch, weil ich drei Tage nicht geduscht habe. Keine Stimme, keinen Bock. 

Arbeiten? Bisschen schwierig ohne Stimme, wenn man einen Kommunikationsberuf hat. Ein Fussballer kann auch nicht mit gebrochenen Beinen aufs Feld.
Ich konnte mich übrigens nicht mal telefonisch abmelden. Eben, wegen Horrorfilm und so. Aber ich  fügte dem Whatsapp an meinen Chef noch eine Voicemail bei. 
Seit da leidet er an Schlafstörungen. 

Beim Arzt anmelden? HAHA! Ich musste grad direkt vorbei und der Sprechhilfe pantomimisch mein Problem klar machen, so mit der Handkante über die Gurgel streichen, als würde ich mich köpfen wollen und mit dem Finger zuerst auf die Lippen zeigen und ihn dann so lehrerhaft verneinend schütteln, dazu kräftig die Stirn runzeln und weinerlich kucken - ehrlich, das nächste Mal nehm ich noch die weissen Handschuhe mit und mal mir das Gesicht an. 
Tja, der Arzt selber brauchte dann praktisch keine Zeichensprache mehr, er checkte mein Wehwehchen schon bei der Begrüssung, wohl weil sein freundliches "Grüezi!" nicht erwidert wurde. Aber er hatte dann leider auch nicht die Wunderspritze, auf die ich gehofft hatte.

Und so muss ich weiterhin die Fresse halten, inhalieren und auf ein Wunder hoffen. Der Rest ist Schweigen. 
Oder tippen, HAHA!






Freitag, 13. November 2015

35 Fett-Stress

Ich bin fett geworden.
Seriously.

Und kommt mir jetzt nicht mit: "Neeeein, neeeeiin, du siehst toll aus, willst du denn ein Hungerhaken sein?" (Ja, will ich!) oder: "Du bist ja gross, da verteilt sich doch alles schön..." (Ja, genau, vom Bauchnabel abwärts!)

Fett ist fett, da gibt's nichts dran zu rütteln!

Nein, echt, ich krieg nicht mal mehr alle meine Hosen zu. Und falls doch, seh ich aus wie ein Cupcake - Ranzen und Hüften quellen über den Bund. Lächerlich. Und unbequem. 
Ich weiss nicht, ob ich's mir einbilde, aber ich habe das Gefühl, sogar meine Unterhosen kneifen. Und meinen Lieblings-Mini kann ich auch grad im Schrank lassen, ausser ich tu so, als seien besonders breite Gürtel grad totaaaaal trendy.
Und der Blick in den Spiegel ist zur Zeit eine reine Qual! Ui, da bin ich total die Tussi, verrenke mich in alle Himmelsrichtungen (habt ihr THE EXORCIST gesehen? So ähnlich...) und betrachte jeden Winkel meines Körpers ganz genau. Dabei kommt es mir so vor, als sähe ich einem Hefekuchen im Ofen beim Aufgehen zu. Ich schwöre, aber da im Spiegel taucht jeden Tag eine neue Speckrolle auf! Ehrlich wahr!

Das nervt!
Aber ich bin selber schuld. Mein Problem ist das gute Leben: die ständige Reiserei mit den immer wieder neuen kulinarischen Verführungen. Essen gehen mit Freunden, am liebsten Pizza so gross wie ein Wagenrad oder einen Berg fettige Nudeln beim Asiaten. Danach noch eine Familienpackung Gummibärli im Kino. Das riesige Zmittags-Baguette beim Pendeln, natürlich mit Mayo und fettem Camembert (Salat essen im Zug? Viel zu umständlich!). Am Feierabend hilft dann eine Tafel Schokolade beim Entspannen. Und dazu hab ich sicher jeden zweiten Tag irgendeinen Grund, um mit irgendwem anzustossen  (dabei mag ich Alkohol nicht mal so, aber Cola Zero ist halt nicht so feierlich...).
Und jetzt noch das Schlimmste an allem: meine Faulheit. Für die hätte ich echt eine Goldmedaille verdient. Ein Bundesverdienstkreuz. Den Swiss Music Award. "And the Oscar for not doing anything goes to - FRAU BITTERBÖS!!"
Warum auch Sport treiben, wenn man schön im Bett liegen kann? Warum gesund kochen, wenn man auch einfach eine Packung Guetzli aufreissen kann?

Naja, jetzt hab ich mich auf Diät gesetzt - in ein paar Wochen passt mir der scheiss Mini wieder, BASTA!! Heisst also jetzt, nur noch eine statt zwei Tafeln Schokolade täglich. Das kleine, statt das grosse Käsesandwich. Cüpli statt Caipirinha.
Ein Fitnessabo hab ich mir auch geholt - MUUAAAHAHAHAHAAAAAA, ich lach mich tot!!! Das Geld hätte ich genau so gut in VW-Aktien anlegen können!

Naja, wenigstens hab ich die Gewissheit, dass mich mein Fett nicht umbringen wird. Gemäss medizinischer Definition bin ich nämlich der harmlose Typ BIRNE und nicht der böse APFEL. Heisst, ich werd wohl nicht von einem Herzinfarkt dahingerafft.

Jedenfalls nicht ausgelöst durch mein Fett. Vielleicht aber durch den Stress mit meinem Lieblings-Mini.