Dienstag, 25. Juni 2019

107 Die geilen Arschlöcher

Entschuldigt meine längere Abwesenheit, aber ich war in den Ferien.
Seid froh darum: Ich habe euch richtig geiles Wetter mitgebracht!

Neulich hatte ich eine richtig gute Unterhaltung mit einem Freund. Er fragte mich, warum Frauen eigentlich immer an den Arschlöchern festklammern würden, während sie die richtig netten Männer, die alles für sie täten, links liegen liessen. Er nannte mir das Beispiel einer Kollegin, die ihren Mann mit einem Typen betrügt, der sie aber eigentlich nur rumdirigiert, null Wertschätzung zeigt, whatsapps nicht beantwortet (das ist für uns Frauen im Fall so ähnlich wie wenn jemand vor unseren Augen Katzenbabys töten würde!!) und sie herumschubst, wie es ihm grad gefällt. Und sie macht alles mit und kommt nicht von ihm los, während zu Hause der ahnungslose Ehegatte sitzt und ihr jeden Wunsch von den Augen abliest. Und mein Freund sieht sich das mit an und versteht die Welt nicht mehr.
"Sind wir anständigen Männer denn einfach zu langweilig? Muss ich auch Arschloch werden?", fragte er mich weiter. Denn er ist Single. 

Das fand ich eine richtig gute Frage.
Und ich muss zugeben: Ich fühlte mich ertappt. Wievielen Typen, die mich garantiert NICHT wollten und mich garantiert NICHT gut behandelten, mich anlogen und verarschten, habe ich monate-, nein, wahrscheinlich jahrelang hinterhergeheult?
Mindestens 4333019.

Ich dachte also darüber nach und versuchte dann eine Antwort, beziehungsweise mehrere:

1. Das Problem ist natürlich, wenn der Mann zwar ein respektloser Vollidiot ist, dafür aber verdammt gut aussieht. Und noch schlimmer: Auch noch gut im Bett ist. Da muss ich zugeben, fällt das Loslassen leider manchmal sehr schwer. Lassen wir uns halt verarschen, wenn er einen nachher wieder so geil anfasst und einfach so unglaublich schöne Augen hat (und anderes Schönes)! 
Er ist nicht marriage material, aber sex material. Und für ein paar Stunden lässt er einen seine Arschlochigkeiten dann vergessen... Richtig gutes Zeug - haha, kennt ihr den gleichnamigen Song von Deichkind? :-) Trifft es auf den Punkt.
Und ja, voll oberflächlich, ist aber so.

2. Das mit dem Loslassen ist ja eh so eine Sache. Meiner Erfahrung nach haben Frauen damit sowieso mehr Mühe als Männer, aber vielleicht seid ihr da ja anderer Meinung. Ich und so einige meiner Freundinnen reden sich halt doch immer ein: Ich kann damit umgehen, ist gar nicht so schlimm - aber insgeheim wissen wir alle: Doooooooch, ist voll mega schlimm und wird immer schlimmer!!!

3. Wir Frauen fühlen uns gerne exklusiv. Und wir bilden uns gerne ein: ICH allein kann den guten Mann retten von seiner Arschlochigkeit, nur dank MIR wird er erfahren, dass man ohne Lügen und Betrügen viel besser durchs Leben kommt, er wird merken, dass nur ICH es wert bin, ein besserer Mensch zu werden, und allein für MICH wird er sich ändern.
Ja, klar.

4. Wären wir nicht eigentlich alle mal gerne ein bisschen Arschloch? So ein bisschen andere ausnützen und dann einfach fallen lassen. Extra wehtun und so. 
Viele von uns halten sich da zurück, weil es ja unmoralisch ist und man dann später in die Hölle kommt, et cetera. Aber es steckt wahrscheinlich irgendwie auch ein bisschen in den menschlichen Genen, böse sein zu wollen. Und einige Menschen sind es dann einfach und schämen sich nicht mal, die scheren sich einen Dreck um Moral und Nächstenliebe und so. Und eigentlich wären wir anderen gerne so wie sie... und deshalb bewundern wir sie und kleben an ihnen und lassen eine Menge Scheiss mit uns machen. 

5. Und ja, vielleicht ist es tatsächlich langweilig, wenn man von jemandem alles haben kann, was man sich vorstellt. Wenn alles einfach immer so glatt läuft, man nie streitet, sich nie aneinander reibt (wahrscheinlich aber auch nicht im Bett), nie unterschiedlicher Meinung ist. Oder nein, ich glaube, "langweilig" ist nicht das richtige Wort. "Suspekt" oder "widernatürlich" finde ich besser.
Denn ich persönlich kann mir so eine Bilderbuchharmonie ja eh gar nicht vorstellen. Ich mag es nicht, wenn jemand immer nur Ja und Amen zu mir sagt, man darf mir sehr gerne auch mal widersprechen. Das Wichtigste überhaupt für mich ist wohl Ehrlichkeit. Auch wenn sie wehtut. Lieber bluten als belogen zu werden, ich meine so richtig belogen, nicht nur "Jaja, ich finde dein T-Shirt schön", dabei findet man es zum Kotzen. 
Und wenn alle immer ehrlich sind, dann gibt es glaube ich automatisch auch mal Auseinandersetzungen. Und das ist voll ok so. Und natürlich. Fazit: Wenn man jemanden immer nur toll findet und der sich immer genau nur so verhält, wie man es sich wünscht, dann ist er vielleicht halt nicht so anziehend wie jemand, mit dem es auch mal knallt.


Aber jemanden absichtlich verletzen oder wie Scheisse behandeln oder für dumm verkaufen - das geht gar nicht!

Das sind also meine Gedanken auf die Frage meines Kumpels hin, wieso so viele Frauen auf Arschlöcher stünden. 
Übrigens weiss ich natürlich, dass es auch viele weibliche Arschlöcher gibt, keine Angst, liebe Männer. Ich freue mich auf eure Erfahrungsberichte!

Und noch mehr übrigens: Eben, mein Kumpel ist sich ganz sicher, kein Arschloch zu sein (kann ich bisher bestätigen) und wäre noch zu haben. 
Interesse, liebe Single-Frauen?

Dienstag, 28. Mai 2019

106 Peinlich kann ich

Neulich war ich sehr konzentriert auf dem Trottoir unterwegs, den Blick starr aufs Handy gerichtet, wie so ein digitaler Zombie.
Es war zur Abwechslung mal nicht ganz so beschissenes Wetter, und ich hatte mir ein luftiges Kleidchen, gepaart mit dünnen schwarzen Strumpfhosen angezogen. Diese Nylon-Dinger, an dem die Röcke auch so richtig schön kleben bleiben - kennt ihr die? Richtet sich jetzt etwas mehr an die Frauen, diese Frage, aber vielleicht haben ein paar Männer unter euch auch Strumpfhosen-Erfahrung.
Jedenfalls ist es tatsächlich so, dass sich ein Rock so richtig schön an diesen Strümpfen hochhangeln kann, wenn man sich bewegt, im Takt der Schritte, sozusagen. 

Ich ging also völlig gedankenversunken entlang meines Weges und merkte plötzlich, wie es an meinen Beinen und vor allem an meinem Hintern merklich kühler wurde. Komisch, dachte ich, ohne den Kopf zu heben, vorhin hatte der Stoff den Wind doch noch ganz gut abgehalten...?

Und dann dämmerte es mir.
Aber es war schon zu spät. Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter, und eine nette junge Frau deutscher Herkunft sah mir ganz sorgenvoll ins Gesicht.
"Ihr Rock ist hochgerutscht!"

Was macht man in so einem Moment? Aufschreien und sich hinter einem Baum oder einem Auto verstecken? So schnell wie möglich davonrennen? Weinend zusammenbrechen und das Mami anrufen? Oder einfach Suizid?
 
 
Ich entschied, total cool zu bleiben. 
 
"Oh", lächelte ich lapidar, "stimmt!". Dann ging ich einfach weiter, in der einen Hand immer noch das Smartphone, mit der anderen griff ich ganz ruhig nach meinem Rock, und HERRJEMINEH!!!! der hatte seinen Weg schon unter meine Jacke geschafft! Ich musste gefühlte 67 Stunden lang am Jackensaum entlang tasten - die Augen immer noch starr auf das Display geheftet, als gäbe es dort etwas viiiiieeeeellll Interessanteres zu sehen als all die neugierigen Augenpaare um mich herum - bis ich den Rock endlich erspüren und energisch wieder an seinen Platz zupfen konnten, der nämlich AUF meinem Arsch war und nicht DARÜBER!
 
Apropos Arsch: So dünne schwarze Nylon-Strumpfhosen sind ja alles andere als blickdicht. Das bedeutet also, dass wahrscheinlich gerade der halbe Zürcher Hauptbahnhof meine zartrosa Unterhose gesehen hatte. 
Ja, ihr habt richtig gelesen: Der HB. Ich war bei meiner major wardrobe malfunction natürlich ausgerechnet am belebtesten Ort dieser Stadt unterwegs. 
Das kann ja auch nicht auf einem einsamen Waldspaziergang oder nachts in einem ausgestorbenen Gässchen passieren.
 
Nein. Am Feierabend. Zur Rush Hour. Am HB Tsüri. Klaro.
 
Peinlich kann ich.



Sonntag, 12. Mai 2019

105 Ich, Greta Thunberg

Plastik ist böse.
Er verpestet unsere Meere und macht Wale tot.

Ausserdem ist Plastik auch einfach superhässlich. Das muss jetzt einfach mal gesagt sein. 
Ein Grund mehr, weshalb ich dem Plastik den Kampf angesagt habe. Alles muss raus!!

Dabei wurde ich ja in den späten 70ern geboren, als Plastik gerade meeeega schick war. Alle meine Spielzeuge waren aus Plastik. Plastikgeschirr war in, Plastiklampen, ich hatte als Baby ein Plastiklätzchen. Und tatsächlich, meine Eltern hatten sogar Stühle aus Plastik. Pfui!

Auf diese Plastiksäckchen beim Einkauf bei Migros und Coop versuche ich schon lange zu verzichten. Mal ehrlich, die knallt man zu Hause ja eh gleich wieder in den Müll. Ich renne nun also dauernd mit Stofftüten rum, die ich irgendwo in den Rucksack oder die Handtasche stopfe, für den Fall, dass ich mir noch ein Brot hole oder Milch.

(Haha, ich hole mir nie Brot, aus irgend einem mir unbekannten Grund esse ich zu Hause kein Brot. Im Restaurant aber jeweils das ganze Körbli. Und Milch trinke ich auch nicht, die brauch ich nur für den Kaffee, den ich aus unerfindlichen Gründen auch nie zu Hause trinke, sondern nur im Büro und auf Dates. Und nur aus richtigen Tassen mit richtigen Löffeln, auch hier kein Plastik! Ausser ich nehme einen Kafi to Go, das kommt manchmal vor, das geb ich zu. 
Das mal so als Einschub hier.)

Jedenfalls - Plastiksäcke sind schon länger out. 
Und vor ein paar Tagen habe ich mich auch von den unzähligen Plastikbehältern getrennt, in denen ich meine Vorräte aufzuheben pflegte. Ihr wisst schon, Nudeln, Reis, Salz, Mehl, Zucker. Das hab ich jeweils alles fein säuberlich in so Plastikdosen mit superdichtem Verschluss gelagert, damit sich da keine Viecher reinschleichen können. Hat mir Mami beigebracht. 
Jetzt bin ich aber auf Glas umgestiegen. Die Dinger musste ich bestellen und mir nach Hause schicken lassen, die sind recht schwer in der Menge, in der ich sie benötige. Und übrigens auch teurer als die Plastikteile.

Umweltschutz kostet.


Die Plastikbehälter habe ich übrigens nicht einfach weggeschmissen. Nein nein, verkauft auf dem Facebook Market an jemanden, der sich offenbar nicht so viele Gedanken über Wale macht. Aber ich muss mich hier auch nicht als Gutmensch hinstellen jetzt, hab ja aus dem bösen Plastik noch Profit geschlagen, ich Bitch!

Aber trotz all dieser Bemühungen: Ganz wegzudenken ist der Kunststoff also noch nicht aus meinem Leben. 
Wann gibt es endlich Shampoo, Duschgel und Bodylotion im Glas? Gut, diese Schlepperei will ich mir gar nicht vorstellen, und mir grad alles nach Hause liefern lassen, liegt auch nicht drin, geht ganz schön ins Geld.
Ich könnte mir Shampoo selber machen, habe ich gesehen auf Youtube. Bin ich halt ehrlich gesagt etwas zu faul dafür, das geb ich zu. Und es hat mich schon Jahre gekostet, passende Shampoos für mein nicht ganz so alltägliches Haar zu finden, ich bin mir also nicht sicher, ob da ein bissen Seifenlauge und Kamillentee das richtige ist. Aber hey, immerhin verzichte ich auf teure Conditioner in der Plastiktube, ich schmiere mir herkömmliches Kokosöl auf dem Kopf, aus dem Glas! Funktioniert super, und man riecht dann tagelang lecker nach Makronen!

Bei den Lebensmitteln könnte ich auch noch mehr auf die Verpackung achten. Aber das ist doch auch recht schwierig. Ich hab gestern meine drei Schoggi-Osterhasen gegessen, die ich geschenkt bekommen habe (JA, auf's Mal - so what??), die gibt es halt nicht offen. Genau so wenig wie Pasta und Reis. Ämel nicht bei Coop und Migros. 

Es ist nicht ganz leicht, wenn man ein verantwortungsvoller Gutmensch mit Weitblick werden will. 
Aber ich arbeite dran. 
Heute der Plastik, morgen das Wasser. Das müsste ich auch mehr sparen. 
Weniger Kleider. Aber das Thema hatten wir schon (update dann Ende Jahr).
Und weniger fliegen. Oh Gott, VIEL weniger fliegen.

Oha - es gibt viel zu tun...