Heiliger Bimbam, schon ein Monat wieder vorbei!!
Man könnte meinen, ich sei so wahnsinnig beschäftigt und in den Ferien - dabei ist ja Corona, also, aus den Malediven wird dieses Jahr eh nichts.
Gut, da wäre ich jetzt auch ohne Virus nicht hin, aber egal, ihr wisst, was ich meine.
Nein, der Grund, weshalb ich mich hier erst jetzt wieder melde, ist wohl, dass ich einerseits seit einigen Wochen abends einem speziellen Unterhaltungsrogramm fröne, das euch aber weiter nichts angeht (und ich muss innerlich jetzt sehr lachen, weil ich weiss, dass es euch vor Neugierde fast zerreisst, hihi!!). Und andererseits, weil ich eine neue Art der kreativen Beschäftigungstherapie entdeckt habe: Tik Tok.
Jahaaaa, ich höre euch schon stöhnen und murren und hämisch auflachen!
"Die kommt aber früh, das gibt's doch schon eeewig!!"
"Waasss?? Da sind doch nur Teenies drauf, wie peinlich ist das denn??!!"
Erstens ist es tatsächlich so, dass ich jemand bin, der sich vor technischen Neuerungen erst immer so ein bisschen sträubt.
Ich war sicher nicht die erste mit Smartphone, für Facebook musste man mir ungefähr 20340 Einladungen schicken, bis ich anbiss damals, Instagram hielt ich lange für etwas Essbares, und erst, als mich wirklich alle dafür auslachten, dass ich meine Lieblingssongs immer noch mittels so halblegaler Online-Tools von Youtube-Links in mp3-Dateien konvertierte, um sie in mein iTunes zu laden, legte ich mir ein Spotify-Abo zu.Und jetzt also Tik Tok.
Falls es da draussen Leute gibt, die noch hinterwäldlerischer sind als ich: Das ist eine App fürs Handy, mit der man vor allem kurze Lip-Sync-Videos machen kann. Oder zu Musik tanzen. Letzteres mache ich aber nicht, dass überlasse ich wirklich den Teenies.
Aber lipsyncen (oder wie schreibt man das? Lipsynchen?) ist einfach zuuuuuuuu geil, das muss ich als teuer ausgebildete Schauspielerin wirklich sagen! :-)
Jedenfalls erreichen meine Freunde nun jeden Tag kurze Videos von mir, in welchen ich etwa als Anke Engelke an der Migros-Kasse stehe, Hilfs-DJ von Calvin Harris bin oder ein Kind oder die doofe Nadine aus Frauentausch ("Erdbeerkäse"!!!).
Jupp, damit Tik Tok auch wirklich lustig ist, tut man natürlich gut daran, wenn man sich ein bisschen in der Boulevard- und Trashszene auskennt. Check!
Geburtstagsgrüsse: Nur noch per Tik Tok.
Jemand geht dir auf den Sack? Sag es per Tik Tok!
Zu viel Stress auf der Arbeit? Reg dich ab mit einem Tik Tok!
Tik Tok ist für alle und alles da!
Und das Beste: Man braucht dazu nur ein Handy. Gut, anständiges Licht wär noch cool, wenn man es ein bisschen professionell aussehen lassen will. Aber den Rest besorgen die Filter, wirklich praktisch. Man kann sogar aussehen wie ein Model, obwohl man erst frisch aus dem Bett gestiegen und ungewaschen ist.
Klar, das stimmt: Wenn man sich so durch die Profile durchscrollt, werden einem auffallend viele Filmchen von auffallend jungen Menschen (in auffallend knappen Klamotten und mit auffallend viel Makeup) vorgespielt. Da muss man aber drüberstehen, denn die 40er*innen+ wie mich gibt es da auch, und die zelebrieren das auch richtig.
Einige sind wirklich verdammt gut: Perfektes Timing. Perfekte Beleuchtung. Perfektes Stativ. Da kann ich nicht mithalten, mein Handy steht jeweils in meinem Badezimmerschränkchen, da stimmt die Höhe so gut.
Einige sind aber auch einfach nur Schrott. Hauptsache im Internet sein, halt.
Egal, es macht so oder so ein bisschen süchtig! Jedenfalls kucke ich seit einigen Monaten kein Fernsehen mehr, sondern nur noch aufs Handy. Auf dem Sofa, im Tram, auf dem WC, im Bett. Aber wenigstens lasse ich mich nicht einfach nur stumpf berieseln, sondern mich inspirieren und meine Fantasie anregen, was dann wiederum meine eigene Kreativität fördert und mich zu Taten anregt.
Ich glaube, Pädagoginnen und Psychologen wären sich hier einig, dass ich wahrscheinlich nicht verdumme oder aggressiv werde und Amok laufe, was man ja von anderem Medienkonsum so behauptet.
Wer meine oscarverdächtigen Werke jetzt aber suchen geht auf der App, den muss ich leider enttäuschen: Frau B. hat kein Profil dort, das heisst ganz anders. Und ich habe kein einziges Video von mir auf Tik Tok veröffentlicht, sondern nur auf dem Handy gespeichert. Das bedeutet, nur ausgewählte Personen kommen in den Genuss meiner kreativen Ergüsse (ich bin aber übrigens bestechlich!).
Tja, die einen haben Corona genutzt, um sich das Spekulieren an der Börse beizubringen, um abzunehmen, mehr Sport zu treiben oder zu sich selber zu kommen.
Ich kann jetzt Tik Tok.
Congratulations to me!
P.s.: Meine Freund*innen finden es nicht alle cool, wenn ich sie jeden Tag mit meinen Videos bombardiere. Aber da müssen sie jetzt durch.
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