Ich weiss natürlich, was mit Mohren gemeint ist. Aber
ehrlich gesagt, musste ich den Begriff erst mal googlen: „Mohr“ kommt offenbar
vom lateinischen „maurus“, was „Bewohner Mauretaniens“ bedeutet und was
wiederum auf das altgriechische „mauros“ zurückzuführen sei, was „braun,
schwarz“ bedeutet. Und ja, die Bewohner Mauretaniens waren eben schwarz. Oder
darf man das jetzt heute auch nicht mehr sagen? Was ist denn richtig? Farbig?
Menschen mit dunkler Hautfarbe? Naja, Schwarze sind ja eigentlich so wenig
schwarz wie wir Weisse richtig weiss sind. Also sind wir streng genommen alle
farbig, denn mein Zeichenlehrer in der Schule hat mir damals beigebracht:
Schwarz uns weiss sind keine Farben.
Kommt ihr alle noch mit? Komplizierte Sache.
Aber zurück zum Mohrenkopf.
Ja, seien wir ehrlich: Diese Bezeichnung ist echt nicht
mehr zeitgemäss, denn „Mohr“ ist einfach ein negativ konnotiertes Wort (uuiii, „konnotiert!“
Ich bin so klug, ich kann so fancy Ausdrücke, ich hab studiert!). Wenn die
Süssigkeit jetzt einfach Schwarzenkopf heissen würde, wäre der Namensstreit
wahrscheinlich gar nie ausgebrochen, denn Fakt ist: Das Ding hat mit viel
Fantasie die Form eines Kopfes und ist mit dunkler Schokolade überzogen. Wäre
es immer weisse Schokolade, hätte man sie vielleicht Weissenkopf genannt. Und
niemand würde sich darüber aufregen, weil „Du Schwarzer!“ oder „Du Weisse!“
keine Schimpfwörter sind. Sie beschreiben streng genommen einfach eine äussere
Erscheinung, und daran ist nichts verwerflich, auch wenn ich weiss, dass einige
vielleicht weiss besser finden als schwarz oder gelb besser als rot. Aber seien
wir ehrlich: Farben kennen echt keine Ranglisten, sorry! Wer so denkt, dem ist
sowieso nicht mehr zu helfen.
Und ehrlich gesagt: Ich habe nie an einen Afrikaner
gedacht, wenn ich in einen Mohrenkopf biss. Genau so wenig wie an einen
Berliner, wenn ich einen solchen biss (und ich meine jetzt das Gebäck, ihr
Ferkel!). Ich habe auch nie an einen Afrikaner gedacht, wenn ich als Kind „Wer
hat Angst vorm schwarzen Mann?“ spielte. Da stellte ich mir mehr so eine
unheimliche, unmenschliche Schattengestalt vor, ein Monster. Aber das hatte
keine Ethnie.
Als Kind hatte ich übrigens auch ein Buch mit dem Titel „Zehn
kleine Negerlein“. Eines nach dem anderem starb oder verschwand. Aber ich habe
mir nie Gedanken darüber gemacht, warum das ausgerechnet dunkelhäutige Kinder
waren in dieser Geschichte. Für mich war das reiner Zufall. Das Buch hätte
gerade so gut „Zehn kleine Schweizerlein“ heissen können, das hätte für mich
keinen Unterschied gemacht.
Und im umstrittenen Erziehungs-Bestseller „Struwwelpeter“ von
Heinrich Hoffmann las ich die Story mit diesem riesigen Tintenfass. Ein Typ
steckt da einfach nervige Buben rein, und dann sind sie schwarz, „schwärzer als
das Mohrenkind.“ Und das ist sehr blöd für sie.
Aber auch da dachte ich damals nicht: „Oh, jetzt sehen die
ja so aus wie die Menschen in Afrika oder in der Karibik!“ Ich dachte: „Oh,
scheisse, diese Tinte überall geht doch nie mehr weg!!“
Wieso ich das alles erzähle?
Um zu zeigen, dass mir sehr wohl bewusst ist, auf was diese
Texte und Darstellungen abzielen und dass sie einen unverzeihlich rassistischen
Hintergrund haben. Aber auch, dass der Konsum von diesen Büchern und
Süssigkeiten mich selber nicht rassistisch gemacht hat. Und es auch nie machen
wird.
Aber nein, das heisst nicht, dass wir all diese
Bezeichnungen und Geschichten einfach weiterhin akzeptieren sollen. Im
Gegenteil: Ich verstehe nicht, wie man an so veralteten Dingen ums Verrecken festhalten
will!
Also, wieso musste die Migros jetzt unbedingt diese wirklich
unglaublich schmackhaften Dickmacher aus den Regalen schmeissen, anstatt dass
Dubler einfach diesen Namen rausgeschmissen hätte? Tradition hin oder her –
nicht alles, was von früher stammt, ist auch besser. Und die Welt ändert sich
nunmal. In ein paar Aspekten werden wir Menschen sogar klüger. Erstaunlich,
aber wahr.
Also, weg mit dem Mohr und her vielleicht mit:
Schaumkopf?
Schaumgupf?
Schoggibomber?
Schleckerli?
Schlabberli?
Leipziger? (ja, ich hab auch das gegooglet: da kommt die
Süssigkeit ursprünglich her!)
Oder einfach mit einem Fantasienamen: Krukidaua? Spamulin?
Haha, ich kann nicht mehr! :-) Spamulin, hmmmm, lecker! :-) Sämtliche Werbeagenturen sind gerade auf mich aufmerksam
geworden, ich weiss, ich habe Talent!
Scheisse, jetzt hab ich Hunger.
Im Coop heissen sie Choco-Köpfli. Auch ein mega
ausgeklügelter Name, so pseudo-franzdeutsch! Aber die kann ich wenigstens noch
kaufen, bis Dubler seinen Kassenschlager endlich rebrandet.
Und dann können wir uns auch endlich wieder den richtigen
Problemen auf dieser Welt widmen. Nämlich, dass es einfach zu viele Arschlöcher
gibt, ganz unabhängig von ihrer Farbe.