Freitag, 29. Dezember 2017

80 Neidische Eifersucht

Ich hätte da mal eine Frage:

Ist man eigentlich ein böser Mensch, wenn man auf andere neidisch ist oder eifersüchtig?

Obwohl ich irgendwie den Unterschied zwischen Neid und Eifersucht nie so richtig checke. Ist Neid, wenn man etwas, das der andere hat, AUCH haben will und Eifersucht, wenn man genau DAS haben will, was der andere hat, und er soll es nicht haben?
Keine Ahnung.
Jedenfalls soll man ja beides nicht fühlen, steht glaub's schon in der Bibel.
Aber hey, so sehr ich auch dagegen ankämpfe, manchmal BIN ich einfach neidisch/eifersüchtig!!

Ich hadere sehr oft mit dem Fakt, dass das Leben nicht fair ist, die Welt nicht ausgeglichen. Und damit mein ich jetzt nicht unbedingt, dass es eine 1. und eine 3. Welt gibt - das ist sowieso scheisse. Aber es wäre anmassend, mich etwa mit einem liberianischen Strassenkind oder einem syrischen Flüchtling zu vergleichen.
Ich meine mehr, dass es mega Unterschiede gibt zwischen Menschen, die eigentlich die genau gleichen Voraussetzungen haben.

Warum klappt beim einen immer alles so auf Anhieb, wie er es haben will, warum muss der andere immer so rudern?
Und klar, mit dem anderen mein ich natürlich mich.

Jaja, "Luxusprobleme", ich hör euch schon. Stimmt ja auch. Aber Luxusprobleme nerven halt auch. Und sind ungerecht, wenn du siehst, dass jemand, der keinen Deut mehr leistet als du oder mitnichten ein besserer Mensch ist, viel einfacher durchs Leben kommt als du selber, oder nicht? 
Und dann, ja dann fällt es mir manchmal wirklich sehr schwer, mich mit demjenigen zu freuen, der das hat, was ich eben auch gerne hätte. 

Ui, bööööööööse! Ich bin bööösseeee!! Mag den anderen nichts gönnen!!! Sowas macht man nicht, hat schon meine Grossmutter gesagt. 
Ich finde das Gefühl ja auch nicht schön, aber ich kann mir noch so oft sagen: "So, Bitterbös, jetzt aber nicht neidisch sein!" - guess what? Funktioniert nicht!


Versteht mich nicht falsch: Ich kann mich sehr wohl für andere freuen. Aber eben nicht für alle. Es gibt Leute, bei denen ich denke: "Ah, scho wieder öppis gschafft/gunne/erreicht/übercho? Isch ja nüt Neus." Und dann gibt es sehr wohl auch Menschen in meinem Umfeld, bei denen ich denke: "Gopferdammi nomal, die mues aber au andauernd unedure!! Wieso isch s Läbe son es Arschloch und laht die immer liede??? Es söll endlich mal was klappe für sie!" 
Ist das seltsam, dass ich Menschen, die im Leben schon mächtig auf die Schnauze geflogen sind und kämpfen mussten, irgendwie viel sympathischer finde als solche, denen vermeintlich immer alles auf dem Silbertablett serviert wird?

Vielleicht habe ja auch ich etwas, was andere gerne hätten. Was auch immer. Man sagt ja, dass niemand ein perfektes Leben habe, alle hätten doch ihr Rucksäckli zu tragen - das mag schon sein, aber ich habe das Gefühl, bei einigen ist das Rucksäckli federleicht und sie tun so, als müssten sie tonnenschwere Pflastersteine mit sich rumschleppen und damit die Pyramiden neu bauen. 
Ja, und ich weiss, dass einige genau das auch von MIR denken.

Jeder ist seines Glückes Schmied, heisst es. 
Geht so, funktioniert nicht immer, das weiss ich aus eigener Erfahrung. Oder glaubt ihr wirklich, jemand schmiedet sich seinen Krebs selber? Seine Arbeitslosigkeit? Seinen Bürgerkrieg? 

Ist man also tatsächlich ein böser Mensch, wenn man neidisch/eifersüchtig ist?
Wie denn damit umgehen, wenn man der Meinung ist, der andere hat viel weniger Probleme als man selber? 
Wenn man denkt, ginge es mir so wie ihm, dann wäre alles besser?

Tipps welcome. Ich habe mir vorgenommen, diese bösen Gefühle im 2018 zu überwinden.

Und jetzt: HAPPY NEW YEAR!!!


Montag, 4. Dezember 2017

79 DRAKARIS!!!

Wie viele Velo-Beiträge hab ich hier eigentlich schon geschrieben?
Egal, hier kommt nochmal einer.
Und ACHTUNG!: Es wird viel geflucht!

Ich weiss gar nicht, wie oft ich mein altes Bahnhofsvelo reparieren liess in den letzten Monaten (ihr kennt es, ich hab schon darüber berichtet). Ich konnte es hinstellen, wo ich wollte: Mal war das Schutzblech kaputt, dann ganz geklaut, der Sattel weg, das Licht abgeschlagen, die Felgen eingedrückt. Das Übliche halt.
Und dann komm ich so vor zwei Wochen morgens um 1 am Zürcher Hauptbahnhof an, völlig kaputt, ich will nur noch ganz schnell mit dem Velo nach Hause und ins Bett - da hatte es irgend so ein Vollidiot schon wieder demoliert!!! Und zwar so, dass ich keine 2cm damit fahren konnte! Ich weiss nicht, was der oder die Depp damit erreichen wollte, aber jedenfalls hatte ich nun zwei Möglichkeiten: Heimtragen oder stehen lassen.
Ich versuchte zuerst, das Velo behelfsmässig zu reparieren, ohne Werkzeug, mit meinen blossen Händen.
Resultat: Ich von oben bis unten schwarz verschmiert, das Velo immer noch komplett fahruntauglich.

Den Rest möchte ich kurz fassen:
Ich stinksauer. Keine Lust, NOCH mehr Geld in diesen alten, rostigen Göppel zu stecken. Wut entbrannt stehen gelassen, ohne Schloss. Am nächsten Tag schlechtes Gewissen. An HB gefahren. Velo weg.

Gut.
Ich brauchte also ein neues Velo. Und ich fand eines nur einen Tag später auf Tutti.ch, fürs Alter noch super in Form, ziemlich hübsch und spottbillig. Was war ich stolz auf mein Schnäppchen!!

Das Glück währte ganze zwei Tage.

Ich liess mein neues Bahnhofsvelo nämlich übers Wochenende vor der Hochschule am HB stehen, weil es in Strömen pisste und ich deshalb den Bus nach Hause nahm. Schön brav im Ständer stand es, zusammen mit zwei Dutzend anderen Artgenossen.
Nochmal zum Mitschreiben: Vor einer HOCHSCHULE! Wo täglich Hunderte Leute ein- und ausgehen! Gut sichtbar an einer Strasse, die wahrscheinlich in 24 Stunden gerade mal 5 Minuten menschenleer ist, nicht in einem dunklen, verlassenen Hinterhof. Wo könnte ein Velo denn sicherer sein als vor einer Schule für Erwachsene, mitten im Stadtzentrum, verdammt nochmal??

Als ich es am Montag abholen wollte, fehlte das Vorderrad.


Der Velomech runzelte besorgt die Stirn. "Choscht öppe 3mal so vill, wie'd für das Ding zahlt häsch!" Er konnte mir dann aber zum Glück ein Occasion-Rad besorgen. Trotzdem hat sich der Wert meines neuen alten Bahnhofsvelos jetzt verdoppelt. 

Fragen: Was für ein Arschloch muss man eigentlich sein, um irgendwann in der Nacht an den Bahnhof zu gehen und einem abgeschlossenen Velo das Rad abzuschrauben?
Und was für ein Arschloch muss man sein, wenn man diesem Treiben einfach tatenlos zuschaut?
Ausserdem: Wie klaut man ein Velo, dass zwar nicht abgeschlossen, aber auch nicht fahrbar ist? Nimmt man es Huckepack?

Zwei komplette Velopleiten innerhalb einer Woche!
Zürich, manchmal hasse ich dich!!
Noch in keiner anderen Stadt dieser Welt habe ich es erlebt, dass man Velos offenbar wie Diamanten in einen Tresor einsperren müsste, um sicher zu gehen, dass man es morgen noch hat und zwar so, wie es war!

Ihr beschissenen Velodiebe da draussen: DRAKARIS!!!!!!
Was schleicht ihr in der Nacht rum, habt ihr nichts Besseres zu tun?? Ihr könntet zum Beispiel für Obdachlose kochen oder in einem Tierheim Kätzchen aufpäppeln, ihr nutzlosen, respektlosen Vollidioten!! Und warum überhaupt die Mühe mit diesem kriminellen Dasein? Auf Tutti findet ihr im Fall spottbillige Velos, ohne dass ihr euch dafür das Karma versaut!

Und die sogar noch fahren!!






Donnerstag, 16. November 2017

78 Völlig bescheuert!

Geht euch das auch so?
Immer, wenn ich in der Nähe eines Behinderten bin, werde ich nervös.
Jetzt gleich auch wieder. "Oh Gott, oh Gott, darf man das überhaupt sagen, 'Behinderter'? Ist das jetzt beleidigend? Wie sagt man denn korrekt? 'Mensch mit Beeinträchtigung'? Ist das besser? Und darf ich überhaupt nervös werden? Bin ich jetzt ein schlechter Mensch??

Ich ertappe mich einfach immer wieder dabei, wie ich, sobald jemand im Rollstuhl, mit Blindenstock oder von mir aus mit Tourette neben mir ist, komplett verkrampfe und denke: "Oh nein! Vielleicht denkt der jetzt, ich gucke doof! Oder wenn ich nicht gucke, denkt er, ich schaue extra weg! WAS. MACH. ICH. JETZT?? Augen zu??"
Wobei mich der Blinde natürlich gar nicht sieht, ich weiss, aber ich bin mir sicher, dass er SPÜRT, wenn ich ihm aus dem Weg gehe oder nervös werde.

Oh, mann.
Völlig bescheuert, ich weiss.

Aber grad vor ein paar Tagen ist es mir wieder passiert. Ich sitze im Zug und ein junger Mann mit Down Syndrom (darf man das eigentlich auch nicht sagen??) setzt sich mir vis-à-vis. Und da fängt es gleich wieder an in meinem Kopf: "Hilfe. Hiiiilllfffeeeee!! Hoffentlich redet der nicht mit mir! Was sag ich bloss, wenn er etwas sagt?" Und dann so voll demonstrativ in die Zeitung starren und dazu die Kopfhörer in den Ohren. "Ich bin nicht da! Versuch es gar nicht erst! Ich bin überhaupt NICHT DA!"
Der junge Mann spricht dann aber gar nicht mit mir, sondern mit seiner Mutter am Handy. Das ist auf Lautsprecher gestellt.
"Mama, dä Zug hät e Störig. Er fahrt nöd ab." (WAS? Hätte ICH ja nicht mal gemerkt, denn ich war ja mit meiner Zeitung und dem Ipod beschäftigt. Jetzt werde ich noch nervöser...)
Die Mama, sehr laut: "Gang uf Gleis 17! Jetzt! SOFORT!"
Ihr Sohn: "Es hät e Störig. Es staht uf dä Tafle." (Scheisse, tatsächlich!)
"Ja, du muesch uf Gleis 17. Deet fahrt dä Zug! Ich ha nahgluegt uf GOOGLE!" (Google hat auch Fahrpläne? Wow!)
Der junge Mann zögert. "Ich weiss nöd, was es isch, aber es staht uf dä Tafle, e Störig."
"Nöd studiere jetzt, JETZT STIEGSCH UUS UND GAHSCH UF GLEIS 17, SOFORT!!!!"
Mir tun die Ohren weh. Dieses Gekeife dringt durch Mark und Bein!

Aber soll ich jetzt auch das Gleis wechseln? Und den jungen Mann gleich mitnehmen?
Irgendwie kann ich mich nicht bewegen
Da fährt der Zug plötzlich an, der Mann ist mit seinem Telefon aber bereits zur Treppe gegangen (wir sitzen oben) und wird so von seiner Mutter vollgeschrien, dass er das gar nicht merkt. 
Soll ich ihn darauf aufmerksam machen? Oder ist das blöd? Unhöflich?

Eine Frau im Abteil vor mir tut jetzt das, was ich mir nur vorgestellt habe. Sie steht auf, bittet den Mann höflich um sein Telefon und spricht mit der genervten Mama.
"Grüezi! S isch alles guet, dä Zug fahrt jetzt!"
"WAS!!! Dä Zug fahrt und er isch nöd drin???!!!"
"Momoll, er isch drin, alles guet!"
"Ja, GOPF NONEMAL, ich han em's doch gseit, er...!
"Er isch im Zug, keis Problem!"
"Aso, er isch DRIN??"
"Jaja!"
"Er isch DRIN und dä Zug fahrt??!!
"Genau."
"Aaaaaaaah, guet!"
Der junge Mann mit Down Syndrom (oder sagt man jetzt Trisomie 21 oder was??) hat sich mittlerweile wieder zu mir gesetzt und schaut lächelnd zum Fenster hinaus. Ich weiss nicht, ob er so fröhlich ist, weil der Zug jetzt doch nicht kaputt ist, oder weil seine Mutter mal jemand anderem auf den Sack gehen konnte als ihm. Allerdings ist seine gute Laune ansteckend.
Mit mir spricht er auf der ganzen Fahrt kein Wort. 
Und ich weiss immer noch nicht, wie ich ihn politisch korrekt beschreiben könnte.

Aber eines weiss ich: Seine Mutter ist eine dumme Scheese.