Guess what: Ich bin wieder da!
Und ja, ich glaube, seit dem letzten Post hattet ihr wohl schon so eine kleine Vorahnung, dass ich vielleicht ein bisschen von der Bildfläche verschwinden könnte… Liebeskummer sucks! Plus habe ich mir ganz fest vorgenommen, mich erst wieder zu melden, wenn ich positive Nachrichten zu verkünden habe. Weil, das ist ja das, was hier auf den Social Media von uns allen erwartet wird: Der ganzen Welt zu zeigen, wie toll wir doch sind!
An dieser Stelle noch ein kleiner Seitenhieb an alle Möchtegern-Influencer: Ich HASSE Selfies übrigens immer noch! ICH HASSE SIE WIRKLICH!!! 😷
Wohnungssuche ist wie Partnersuche
So, die positive Nachricht ist folgende: Ich bin am Zügeln. Tatsächlich habe ich eine Wohnung gefunden. Auf den letzten Drücker!
Boaaaaahhh, war das eine Militäroperation par excellence!
(Jupp, eine kleine Anspielung auf den Krieg in der Ukraine, den ich weiter aber nicht kommentieren werde. Nur auch hier noch ein kleiner Seitenhieb an alle Möchtegern-Influencer: Nur, weil die ukrainische Flagge jetzt in eurem Profil prangt, heisst das nicht, dass in Afghanistan oder Jemen jetzt Friede herrscht. Nicht nur die Ukrainer und Ukrainerinnen brauchen unsere Hilfe, sondern leider noch ganz viele andere.)
Zurück zu meinem Drama, das keines ist im Vergleich zu all diesen anderen Dramen auf unserer abgefuckten Welt. Aber jedenfalls: In den letzten Monaten hatte ich quasi zwei Fulltime-Jobs: Einen, der mir meine Rechnungen bezahlt und einen, der mir den verdammten letzten Nerv kostete und auch ein bisschen meine Würde, sprich, eine neue Wohnung zu suchen. In Zürich. Unter Zeitdruck. Mit einer Katze.
Ein Himmelfahrtskommando!!!
Und eigentlich auch ein bisschen wie Tinder:
Man/frau richtet sich im Netz einen Suchfilter ein mit den Kriterien, die unerlässlich sind: Lage, Preis, Aussehen, Länge und Breite etc. Dann werden die Angebote angezeigt (auf Homegate und Flatfox sind es ein bisschen weniger als auf Tinder) und das fröhliche Scrollen beginnt. Swipen ist nicht, aber dafür so ein mentales Aussortieren. Gefällt ein Profil, wird sofort angeschrieben – das muss schnell geschehen, denn sonst kommt man/frau nicht mal mehr in die engere Auswahl. Es ist drum auch wichtig, ein bisschen etwas mit Hand und Fuss über sich zu schreiben zum Ausdruck zu bringen, wie fucking desperate man/frau doch ist.
Ein Match heisst nicht gleich die grosse Liebe
Gibt es einen Match, kommt die Einladung auf ein Date – also, quasi für das gegenseitige Beschnuppern. Findet der/die Bewerbende sympathisch, was er/sie sieht, muss er/sie eine Bewerbung einreichen. Weil, ein Match allein bedeutet nicht gleich die grosse Liebe. Es geht jetzt es erst mal darum, möglichst aus der Menge herauszustechen.
(Und ich habe jetzt übrigens die Schnauze voll von diesem gendergerechten Schreiben. Sorry, aber wo es zu kompliziert wird, greife ich wieder auf das gute alte «man» zurück.)
Ein schmalziger Brief mit Liebesschwüren, wieso ein Leben ohne den oder die andere nicht denkbar ist, Referenzen von Exen und Chefs, die dann bei Bedarf aussagen, wie unkompliziert, nett, sauber und liquid man doch sei. Das alles geht ganz leicht ins Kitschige und ist natürlich auch immer nur so halb ehrlich. Aber gute Partner oder eben Wohnungen sind in Zürich Mangelware und die Konkurrenz entsprechend gross, da muss die eigene Würde halt auch mal zurückstecken. Übrigens auch der eigene Geschmack, aber mit ein bisschen Glück kann man das Ganze ja nach einer Zusage dann ja noch ein bisschen nach seinem Gusto formen und verändern. Aber so eine Zusage lässt meist lange auf sich warten, irgendjemand ist halt immer noch ein bisschen netter, reicher und schöner als man selber – und hat keine Haustiere was viele als attraktiver empfinden. Ist ok für mich, so trennt sich gleich die Spreu vom Weizen, weil wer keine Tiere mag, den mag ich auch nicht.
Bald wäre die Brücke auch ok gewesen
Das Tindern braucht also einen langen Atem und viiiiiiieeelll gutes Zureden und Hoffnung Machen von Seiten seines Umfelds, damit die Frustration der ewigen Zurückweisung einen nicht zerstört. Sonst könnte es passieren, dass man komplett resigniert, und das Singlesein oder das Leben unter der Brücke gar nicht mehr so schlimm findet.
Ich war schon fast an diesem Punkt – also, Single bin ich ja schon, aber die Brücke war auch schon ausgewählt (die Hardbrücke, die bietet am meisten Möglichkeiten, kulinarisch und unterhaltungstechnisch). Aber dann kam ja in letzter Minute doch noch die Rettung.
Ach, Wohnungs-Tinder in Zürich ist echt noch ein bisschen beschissener als das herkömmliche! Es geht wirklich an die Substanz, und die Wahrscheinlichkeit, dass dir die richtige Wohnung in der Migros über den Weg läuft ist noch winziger als bei einem potenziellen Lover.
Aber jetzt wäre das ja auch ausgestanden. Ich glaube, Godzilla und mir wird es beiden am neuen Ort gefallen. Wir ziehen an den äussersten Zipfel von Tsüri, sozusagen aufs Land. Ein Zeichen mehr, dass ich alt werde – oder einfach eine crazy Cat Lady bin.
Mit dem Vögeli im Bett
Apropos Cat: Ohne Godzilla wäre ich vielleicht gar nicht mehr da. Kleine dramatische Übertreibung, aber es macht schon viel aus, wenn einem am frühen Morgen so ein haariges Ungetüm ins Ohr schreit, dir die Bettwäsche zerkratzt, den Arsch ins Gesicht streckt und dir jeden Tag wieder aufs Neue bewusst macht, dass es ohne dich verhungern und irgendwo in die Wohnung kacken würde. Ich konnte mich also nur zu 99 Prozent hängen lassen, ansonsten aber musste ich trotz akuter Depression funktionieren, brav die Schälchen füllen und den Sand wechseln. Danke, Godzi! 💖
Die Liste ihrer Spitznamen ist in dieser Zeit übrigens noch ein bisschen länger geworden. Wollt ihr sie lesen? Wenn nicht, dann die nächsten zwei Zeilen einfach überspringen:
Godzi. Godzo. Godz. Godz Godz. Godzer. Godzbert. Godzilli. Godziller. Büseler. Büsel. Büsi. Schläcki. Chratzi. Haari. Stinki. Bürschti. Mausi. Schmuusi. Schatzi. Schnurrli. Schnurri. Chatzi. Schnugi.
Und das alles bitte jeweils mit peinlichster Babystimme, und ganze Sätze nur mit 200 Grammatikfehlern drin, so im Stil: «Ja, mini Godz Godz, tusch du dä Vögeli wieder bringe, dä Vögeli, hä?» Die Wiederholungen am Schluss sind auch ganz wichtig. Und «der Vögeli» ist übrigens dieser vermaledeite piepsende Spielzeug-Vogel, von dem ich euch schon im letzten Post erzählt habe. Den legt mir Godzi des Nachts übrigens gerne mal unbemerkt ins Bett, und dann zwitschert es plötzlich irgendwo zwischen meinen Beinen, wenn ich mich im Schlaf umdrehe… 😱
Ach, unser Frauen-Haushalt ist ein Irrenhaus! Aber eigentlich auch ganz schön.
Fehlt nur noch, dass ich jetzt wieder ganz auf die Beine komme. Aber mein Ego und meine Lebensfreude sind am Boden. Normalerweise hätte ich jetzt ja schon wieder den Nächsten an der Angel – jahaaaa, so bin ich halt, ich alte Bitch! Aber dieses Mal bin ich einfach schon froh, wenn ich mit gaaaaaar niemandem sprechen muss. Schon gar nicht auf irgendwelchen Tindern, uäääkkkkssss!!!
Wie lange geht sowas, hat da irgendjemand Erfahrung von euch? Wie wird man nach so einer beschissenen Trennung wieder wie früher?
P.s.: Cat content tröstet mich immer: godzillacatfluencer auf Insta 😻