Ich weiss genau,
was ihr euch fragt. Deshalb gleich am Anfang: Ja, Godzilla geht es super! Das
kleine schwarze Arschloch, wie sie von uns liebevoll genannt wird, hat sich gut
bei uns eingelebt. Ihr WC-Papier-Fetisch ist geblieben, deshalb hat sie
Badezimmer-Verbot. Und auch, weil sie es auch sonst so mit WC-Zeugs hat und
dauernd die Klo-Schüssel inspizieren muss. Tja, und neulich ist sie halt mal
reingefallen, in Panik rausgestürmt und durch die gesamte Wohnung gesaust, das
blaue Wasser schön überall rumspritzend.
Kein Wunder,
komme ich jeden Morgen später zur Arbeit.
Aber Godzilla ist es mir wert. Sie bringt mich jeden Tag zum Lachen – und um den Verstand, wenn sie ihre Katzenstreu zum tausendsten Mal über den Gang verteilt. Oder zum zweitausendsten Mal an mir hochklettert, während ich mein Lieblingskleid trage. Oder gar nichts trage. Ich sehe nackt entsprechend aus. Bald muss ich wieder mal zur Gynäkologin, und die wird mich totsicher fragen, ob mich mein Mann eigentlich schlägt. Oder meine Frau, könnte ja sein.
Naja, solange die kleine Bitch (ich meine die Katze, nicht die Gynäkologin) schnurrt, ist alles in Butter.
Die Tierärztin fand es übrigens saulustig, dass ich sie Godzilla getauft habe (also, die Katze, nicht die Ärztin!). Weil, sie ist so klein und fein, und ihre Stimme klingt wie die eines Vogels, das passt nicht so ganz zu einem turmhohen Monster, dass Städte plattwalzt und Menschen frisst. Aber genau das würde auch Katzen-Godzilla machen, wäre sie nur ein bisschen grösser, da bin ich sicher! Ich habe ihren Namen gut gewählt – das denke ich jedes Mal, wenn sie wieder wie vom Teufel besessen grund- und ziellos durch die Wohnung fetzt und alles angreift, was ihr in den Weg kommt.
Social
correctness my ass!
So, fertig
Cat Content!
Heute wollte ich
eigentlich über das Alter schreiben, oder besser gesagt: Über etwas, dass das
Alter so mit sich bringt. Jedenfalls bei mir:
Das Scheissegale.
Oder ist das bei
euch anders? Ich jedenfalls stelle wirklich fest, dass, je mehr Kerzen ich
jedes Jahr auf meinem Kuchen ausblase, desto weniger habe ich das Gefühl, ich
müsste irgendjemandem gefallen auf dieser Welt. Es ist mir einfach scheissegal,
ob ich mich jetzt gesellschaftlich korrekt benehme oder nicht. Social
correctness my ass! Gut, ausser bei den Menschen, die mir wirklich sehr nahe
stehen und denen ich vertraue. Bei denen ist es mir wichtig, was sie von mir
denken und für die mache ich auch Sachen, die mir eigentlich gegen den Strich
gehen. Zum Beispiel mit ihnen einen Film schauen gehen, den ich doof finde.
Mitten in der Nacht das Telefon abnehmen, wenn sie anrufen. Mit ihnen Essen
teilen (das ist sonst ein ganz
schwieriges Thema für mich, remember Post 86?).
Aber bei allen
anderen?
Nein, muss ich
nicht!
Muss es mich da
als Ü40-Frau wirklich kratzen, wenn ich keinen Bock habe, mit jemandem Kaffee
trinken zu gehen, der/die nach x Jahren des Abtauchens plötzlich wieder auf der
Matte steht? Muss ich wirklich jemandem zum Geburtstag gratulieren, nur weil
Facebook mir anzeigt, dass dieser Geburtstag heute ist, ich aber ansonsten mit
dieser Person gar nichts (mehr) zu tun habe in der realen Welt? Muss ich mit
jemandem Kontakt pflegen, weil er/sie blutsverwandt mit mir ist, ich ihn/sie
aber menschlich unterirdisch finde? Muss ich mir nach doch schon einigen
Jährchen in der Berufswelt immer noch von Aussenstehenden erklären lassen, wie
ich meine Arbeit zu machen habe? Und: Muss ich jemanden überhaupt grüssen auf
der Strasse, nur weil mir diese Person gerade entgegenkommt, ich aber wirklich
null Bock habe auf sie?
Nein, muss ich nicht!
Weil, wenn ich das alles machen und annehmen und abnicken würde, dann wäre es einfach unehrlich. Klaro, hab ich oft gemacht im Leben, und ihr wahrscheinlich auch. Weil wir uns nicht anders getraut haben, weil wir uns schlecht fühlten, wenn wir uns nicht mit Verwandten trafen oder zum Geburi gratulieren oder Grüezi sagen, nur, weil wir keine Lust dazu haben. Aber mit dem Älterwerden kommt die Reife – und damit eben das Scheissegale.
Das schlechte
Gewissen geht auch noch weg
Ich denke, mit
einer gewissen Lebenserfahrung sollte man/frau wohl endlich mal ehrlich und
ganz sich selber sein dürfen, da muss der Mensch doch nicht mehr versuchen,
irgendwelche Pseudo-Gesellschafts-Gesetze einzuhalten, einfach nur um
Karma-Punkte zu sammeln oder so. Und das gilt für beide Seiten. Bringt dir ja
auch nichts, wenn ich dich grüsse auf der Strasse, obwohl ich dir eigentlich
lieber eine reinhauen würde, oder?
Drum: NÖ, ich komme nicht mit dir Kafi trinken, und dein neuer Job auf LinkedIn interessiert mich ungefähr so viel wie der nächste Strickkurs in Peking.
Das Blöde daran: Das Scheissegale ist mit einem sehr schlechten Gewissen verbunden. Ich mache zwar nichts mehr, nur um höflich zu sein und nicht anzuecken, aber ich schäme mich dafür. Und halte mich für einen ganz schlechten Menschen, der jetzt ganz sicher von irgendeiner Gottheit ganz böse bestraft wird, weil ihr der Geburtstag einer gewissen Person sowas von am Arsch vorbei geht.
Aber das kriege ich auch noch weg. Schliesslich werde ich ja auch noch älter.