Neulich wollten sich eine Freundin und ich etwas Gutes tun, und wir entschieden uns für eine Massage. Und zwar für eine Partnermassage - klingt versaut, ist es aber nicht. Es ging einfach nur da drum, dass wir beide zur selben Zeit massiert werden wollten, ob im selben Raum oder nicht. Damit die eine nicht auf die andere warten musste.
Wir entschieden uns also für einen fancy Yoga Place (was mich an Blogpost Nummer 89 erinnert - meine Yogakarriere ist übrigens schon wieder vorbei!), wo schon beim ersten Betreten alles nach Gesundheit und Veganismus und Entspannung und SeineMitteFinden schrie. Die besten Voraussetzungen also, um ein neuer Mensch zu werden!
Als wir am Empfang den Termin für den nächsten Tag machten, witzelten wir schon, was die uns wohl für Masseurinnen oder Masseure zuteilen würden. Sicher so zwei männliche Topmodels, damit die Situation ja noch akwarder würde, als sie sonst schon ist. Ich meine, an einer medizinischen Ganzkörpermassage OHNE HAPPY END ist ja nichts dabei, aber immerhin liegt man halbnackt dort und der andere knetet überall an einem rum, man kann also nicht abstreiten, dass das eigentlich schon was ziemlich Intimes ist und man so einiges von sich preisgibt, ob man will oder nicht. Da ist es einem lieber, wenn einem die Masseurin oder der Masseur wirklich gar nicht gefällt, denn sonst bekommt das Ganze irgendwie einen noch peinlicheren Touch.
Tja, Pech gehabt.
Natürlich standen am nächsten Tag tatsächlich die beiden männlichen Topmodels im fancy Yoga Place, um uns in Empfang zu nehmen. Be careful what you wish for, sag ich da nur!
Auf dem Weg in den Massageraum mussten sich meine Freundin und ich das Lachen verkneifen, und als uns die beiden durchtrainierten Adonisse dann kurz zum Umziehen (oder besser gesagt Ausziehen) allein liessen, konnten wir uns nicht mehr zurückhalten: "Oh Gott, das erinnert mich jetzt irgendwie an Sex and the City!" - "Verarscht uns hier jemand? Haben die uns hier gesehen und gedacht: 'Na, die haben's nötig, denen schicken wir gleich das grosse Geschütz!' oder was?" - "Ui, zum Glück habe ich heute nicht die ganz hässliche Unterhose an!" - "Ich nur einen Tanga! Das ist mir jetzt aber mega unangenehm!" - "Was meinst du, wer massiert wen? Willst du lieber den dunklen oder den blonden?" - "Wie war das nochmal in Sex and the City?" - "Samantha flog aus dem Spa, weil sie sich an den heissen Masseur ranmachte." - "Ah, ja?"
Ist das jetzt übrigens so ein Fall für #metoo? Liebe Männer, falls ihr euch gedemütigt fühlt: Das war alles nur "Lockerroom talk", wir machten uns einfach nur lustig über die Situation. Und versuchten so, unsere Nervosität etwas zu dimmen. Denn ehrlich gesagt, war es für mich mit der Tiefenentspannung erstmal vorbei. Und das hat nichts mit den Masseuren zu tun, die natürlich so gut aussehen dürfen wie sie wollen, sondern mit mir und meinen Minderwertigkeitskomplexen.
Ja, jetzt liegt man also eben so halbnackt auf diesem Schragen und hat das Gefühl, kein Fettpölsterchen, kein Fältchen, keine Delle bleibt dem anderen verborgen. Gott, nicht so fest rütteln am Gesäss, das schwabbelt doch so! Wieso kann der so easy unter mein Schulterblatt greifen? Hab ich dort so viel Fett?!
Und man hat auch das Gefühl, man könnte für diese vermeintlichen Unzulänglichkeiten verurteilt werden: "Oh mein Gott, frisst die Gute denn nur Fast Food oder was? Und was sind das denn für komische Verspannungen hier? Wie kriegt man denn sowas? Schon mal was von Sport gehört??"
Solche und ähnliche Gedanken liessen mich während der ganzen Massage nicht los - obwohl sie wirklich top war! Wie ein junges Geisslein sprang ich hinterher vom Tisch, mit total lockeren Muskeln, dafür etwas angespanntem Kopf.
Meine Freundin, ich und die beiden Masseure unterhielten sich hinterher noch ein wenig. Ihrer (der dunkle) machte ihr ein Kompliment: Er habe schon gemerkt, dass sie sehr athletisch sei, diese Beinmuskeln seien beeindruckend und es freue ihn, dass sie ihrem Körper Sorge trage.
Meine Freundin zählte daraufhin ihre sportlichen Aktivitäten auf, und ich lachte nur nervös und meinte: "Tja, ich mache gar nichts davon!"
Insgeheim hoffte ich, mein Masseur (der blonde) würde nun etwas erwidern, so im Stil: "Och, das merkt man aber gar nicht" oder so.
Aber leider schwieg er beharrlich.