Montag, 5. November 2018

96 High end Clubbing

Nun habe ich ja bekannterweise schon ein gewisses Alter, und deshalb muss ich auch nicht mehr jeden Abend in die Zukki, ins Hive oder ins Gonzo. Nein, es wurde jetzt Zeit, mal etwas Neues auszuprobieren.

Also ging ich an einen Ball.

Und nein, es war nicht der Polyball an der ETH. Es war tatsächlich ein Ball an bester Adresse Zürichs mit Gästen, die enorm viel Geld haben. Enorm viel. 
Zu denen gehöre ich zwar nicht, aber ich hatte das Glück, dass ich keinen Eintritt bezahlen musste - denn diesen hätte ich mir schlichtweg nicht leisten können.

Anyway, natürlich durfte man mir nicht schon von Weitem ansehen, dass ich nicht zu Zürichs High Society gehöre, weshalb also ein Ballkleid hermusste.
Da ich mich sehr kurzfristig für die Teilnahme an diesem Anlass entschied, hatte ich genau noch einen Feierabend Zeit, mich einzukleiden.
Also, rein in den nächsten Laden und das Sortiment durchwühlt.
Natürlich gefiel mir das teuerste Kleid am besten, ich hatte aber das Glück, das gerade Ausverkauf war (was allerdings immer noch bedeutet, dass ich jetzt zwei Monate lang hungern muss, aber egal). Schuhe gab's drum auch nur noch von Dosenbach, 29.90.-, aber ich das ist ja eh modern, oder, dass man Haute Couture mit Billigem ab der Stange kombiniert?

Im Tram jedenfalls fiel ich schon mal auf - nicht wegen dem langen Rock, der unter meinem Daunenmantel hervorlugte, sondern weil der Rest der Partygäste dort Dirndl und Lederhosn trug und offensichtlich nicht unterwegs war an die selbe Location wie ich. Und die, die es waren, hatten einen Chauffeur und sassen bestimmt nicht im Tram.


Angekommen im Ballsaal hingegen fühlte ich mich dann wieder ganz unter meinesgleichen: Überall bodenlange Kleider mit Glitzer und Glamour (ganz bestimmt noch einiges teurer als meines) und Herren im Smoking. Einige Gesichter kannte ich aus den Boulevard-Gazetten, und mit einigen davon sass ich sogar am Tisch - und nein, mehr verrate ich nicht, auch nicht für sehr viel Geld.

Ok, doch, für sehr viel Geld liesse ich mich weichklopfen. 

Aber ich muss sagen, ich war positiv überrascht. Ich war das erste Mal an so einem richtigen High end-Anlass, und eigentlich hatte ich mir das etwas steif vorgestellt. Aber nein, es schwangen alle das Tanzbein bis tief in die Nacht, und zwar nicht zu klassischer Wagneroper oder so, sondern zu "Despacito", "Crazy in love" und "Atemlos durch die Nacht". Was in den schicken Kleidern übrigens sehr lustig aussah. 
Wir assen fünf sehr exquisite Gänge, und ich unterhielt mich mit allen sehr gut, man war nett und höflich miteinander, egal ob man jetzt CEO einer internationalen Firma oder die Kellnerin war. 
Nicht mithalten konnte ich hingegen bei den Silent Auctions, die man als Abendunterhaltung eingerichtet hatte, denn mir mal so schnell ein Heliskiing in British Columbia für 25'000.- zu gönnen, liegt bei mir momentan einfach nicht drin. Und auch die hübschen Blumengestecke auf den Tischen durfte ich leider nicht mit nach Hause nehmen, die würde man nämlich wiederverwerten, wie es hiess. Nachhaltigkeit olé, auch bei den Superreichen.

Nichtsdestotrotz amüsierte ich mich blendend und blieb, bis die Lichter ausgingen. 
Und dann musste auch ich das erste Mal in dieser Nacht tief in die Tasche greifen: Für das Uber zurück nach Hause. 

Ich muss sagen, so etwas ein-, zweimal im Jahr, da würde ich nicht Nein sagen. Und dann zwischendurch in Jeans in die Zukki. 


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