Jetzt habe ich das auch mal probiert mit diesem Yoga.
Gehört ja offenbar zu einem lebenswerten Leben dazu, wenn ich mich so umschaue. Überall Popup-Yoga und Yoga Nights, Yoga Retreats, Bikram Yoga, Airyoga, Ashtanga Yoga, Yoga am See, Yoga für Schwangere, Bedtime Yoga, Yoga zum Aufwachen, Yoga gegen Stress, Chi Yoga, Om Yoga und, und, und...
Bei mir ist es ja so: Seit knapp 4 Jahrzehnten suche ich nach einer Sportart, die ich nicht schon nach zwei Wochen wieder aufgebe. Es ist nunmal so, dass in meinem Erbgut das Sportgen vollständig fehlt, das Schlechte-Gewissen-Gen aber sehr ausgeprägt ist. Oder anders gesagt: Ich muss praktisch 24 Stunden gegen den inneren Schweinehund ankämpfen, der mir sagt, Liegen und Fressen ist viel toller als Rennen und Springen. Denn die andere Stimme in meinem Kopf macht mir auch 24 Stunden am Tag klar, dass ein Mensch, der keinen Sport treibt, ein SCHLECHTER Mensch ist, langweilig, fett, krank und unbeweglich.
Meine Liste der Sportarten, in denen ich bereits kläglich gescheitert bin, ist lang: Rhythmische Sportgymnastik, Geräteturnen, Krafttraining, Fussballspielen, Skifahren, Schlittschuhlaufen, Zumba. Nirgends war ich talentiert und nirgends wurden bei mir diese Hormone ausgeschüttet, von denen die Ärzte doch immer sprechen, die, die so total glücklich und relaxed machen sollen! Fehlen mir vielleicht gewisse Drüsen?
Ausser mit dem Velo in der Stadt rumkurven war Sport war für mich immer Mord. Ich sah nie einen Sinn darin, mich für etwas körperlich anzustrengen, das mir gar keinen Spass macht. Wieso um 5 Uhr Früh aufstehen und mühevoll einen Berg hinaufkraxeln, was erwartet mich denn da oben auf dem Gipfel schon? Nicht mal ein Kafi!
Aber eben, das schlechte Gewissen... jetzt also Yoga.
Auch, weil mir die Philosophie gefällt. Und ich finde sowieso, in Asien sind sie uns in Punkto gesund und achtsam Leben weit voraus, in der Theorie jedenfalls.
Es dauerte allerdings ein wenig, bis ich ein Studio fand, in dem es für meinen Geschmack nicht zuuuu esoterisch zu- und herging, denn das mag ich nicht.
Ja, sorry, ich habe eine Schauspielschule absolviert, ich musste jahrelang durch meinen Anus atmen und ein "HA!" zulassen, ich habe seelische Schäden davongetragen! Darum: Es darf ruhig voll öd und weltlich sein.
Und dann das grosse Staunen in der ersten Stunde: Ich wusste ja nicht, wieviele Schlangenmenschen es in diesem Zürich gibt, vor allem Frauen! Die können sich mühelos in alle Richtungen verbiegen, und ich kriege nicht mal einen gescheiten Schneidersitz hin (konnte ich schon als Kind nicht)! Ich dachte ja, Yoga könnte was für mich sein, weil es da mal nicht darum geht, am schnellsten, ausdauerndsten und stärksten zu sein und möglichst viel zu schwitzen. Aber ich scheiterte ja nur schon an den Anweisungen: "Let's do Child's Pose! Down-facing dog! Kleine Kobra! GROSSE Kobra! Virabhadrasana! Utthita Trikonasana!"
Immer schön von den anderen abschauen und dann merken: Sorry, aber diese "Taube" und so, DAS TUT DOCH WEH!!! Und dieses endlose Abwechseln von Hund, Kobra, Krieger und ich weiss nicht was ist sauanstrengend!
Meine Lieblingspose bald: Savasana, die Totenstellung. In der schlägt mich wenigstens keiner.
Nach einigen Stunden mehr war mir klar: Ich brauchte einen Chiropraktiker. Und der bestätigte mir das auch: Muskelentzündung in der Schulter, noch ein paar Mal akkupunktieren, dann sollte ich den Arm auch wieder über den Kopf bringen.
Und dann klappt das sicher auch wieder besser mit diesem Yoga.
Ich bin gespannt, wie lange ich diesmal durchhalte. Meine Hoffnung: Bald ziehe ich in die Nähe des Yogastudios, das wird meine Motivation hoffentlich befeuern.
Ja, ihr habt richtig gelesen: Ich ZÜGLE, fertig Wohnung Suchen, juppieeee!!! Vielleicht macht mich der neue Wohnort also auch noch zum Yogi?