Samstag, 23. Juni 2018

89 Savasana

Jetzt habe ich das auch mal probiert mit diesem Yoga. 
Gehört ja offenbar zu einem lebenswerten Leben dazu, wenn ich mich so umschaue. Überall Popup-Yoga und Yoga Nights, Yoga Retreats, Bikram Yoga, Airyoga,  Ashtanga Yoga, Yoga am See, Yoga für Schwangere,  Bedtime Yoga, Yoga zum Aufwachen, Yoga gegen Stress, Chi Yoga, Om Yoga und, und, und...

Bei mir ist es ja so: Seit knapp 4 Jahrzehnten suche ich nach einer Sportart, die ich nicht schon nach zwei Wochen wieder aufgebe. Es ist nunmal so, dass in meinem Erbgut das Sportgen vollständig fehlt, das Schlechte-Gewissen-Gen aber sehr ausgeprägt ist. Oder anders gesagt: Ich muss praktisch 24 Stunden gegen den inneren Schweinehund ankämpfen, der mir sagt, Liegen und Fressen ist viel toller als Rennen und Springen. Denn die andere Stimme in meinem Kopf macht mir auch 24 Stunden am Tag klar, dass ein Mensch, der keinen Sport treibt, ein SCHLECHTER Mensch ist, langweilig, fett, krank und unbeweglich.

Meine Liste der Sportarten, in denen ich bereits kläglich gescheitert bin, ist lang: Rhythmische Sportgymnastik, Geräteturnen, Krafttraining, Fussballspielen, Skifahren, Schlittschuhlaufen, Zumba. Nirgends war ich talentiert und nirgends wurden bei mir diese Hormone ausgeschüttet, von denen die Ärzte doch immer sprechen, die, die so total glücklich und relaxed machen sollen! Fehlen mir vielleicht gewisse Drüsen?
Ausser mit dem Velo in der Stadt rumkurven war Sport war für mich immer Mord. Ich sah nie einen Sinn darin, mich für etwas körperlich anzustrengen, das mir gar keinen Spass macht. Wieso um 5 Uhr Früh aufstehen und mühevoll einen Berg hinaufkraxeln, was erwartet mich denn da oben auf dem Gipfel schon? Nicht mal ein Kafi!


Aber eben, das schlechte Gewissen... jetzt also Yoga. 
Auch, weil mir die Philosophie gefällt. Und ich finde sowieso, in Asien sind sie uns in Punkto gesund und achtsam Leben weit voraus, in der Theorie jedenfalls. 
Es dauerte allerdings ein wenig, bis ich ein Studio fand, in dem es für meinen Geschmack nicht zuuuu esoterisch zu- und herging, denn das mag ich nicht.
Ja, sorry, ich habe eine Schauspielschule absolviert, ich musste jahrelang durch meinen Anus atmen und ein "HA!" zulassen, ich habe seelische Schäden davongetragen! Darum: Es darf ruhig voll öd und weltlich sein.

Und dann das grosse Staunen in der ersten Stunde: Ich wusste ja nicht, wieviele Schlangenmenschen es in diesem Zürich gibt, vor allem Frauen! Die können sich mühelos in alle Richtungen verbiegen, und ich kriege nicht mal einen gescheiten Schneidersitz hin (konnte ich schon als Kind nicht)! Ich dachte ja, Yoga könnte was für mich sein, weil es da mal nicht darum geht, am schnellsten, ausdauerndsten und stärksten zu sein und möglichst viel zu schwitzen. Aber ich scheiterte ja nur schon an den Anweisungen: "Let's do Child's Pose! Down-facing dog! Kleine Kobra! GROSSE Kobra! Virabhadrasana! Utthita Trikonasana!"
Immer schön von den anderen abschauen und dann merken: Sorry, aber diese "Taube" und so, DAS TUT DOCH WEH!!! Und dieses endlose Abwechseln von Hund, Kobra, Krieger und ich weiss nicht was ist sauanstrengend!
Meine Lieblingspose bald: Savasana, die Totenstellung. In der schlägt mich wenigstens keiner.

Nach einigen Stunden mehr war mir klar: Ich brauchte einen Chiropraktiker. Und der bestätigte mir das auch: Muskelentzündung in der Schulter, noch ein paar Mal akkupunktieren, dann sollte ich den Arm auch wieder über den Kopf bringen. 
Und dann klappt das sicher auch wieder besser mit diesem Yoga. 
Ich bin gespannt, wie lange ich diesmal durchhalte. Meine Hoffnung: Bald ziehe ich in die Nähe des Yogastudios, das wird meine Motivation hoffentlich befeuern. 
Ja, ihr habt richtig gelesen: Ich ZÜGLE, fertig Wohnung Suchen, juppieeee!!! Vielleicht macht mich der neue Wohnort also auch noch zum Yogi?

Donnerstag, 7. Juni 2018

88 An die Hobby-Polizisten

Wisst ihr, wer mich so richtig auf die Palme bringt?

Leute, die bei anderen Leuten kucken, ob sie die Regeln einhalten.

Und damit meine ich jetzt nicht, ob sie klauen oder morden oder so, denn da bin ich ja auch dafür, dass wir alle ein Auge drauf haben. Nein, ich meine Regeln wie: "Nicht bei Rot über den Zebrastreifen gehen!" und "Nicht das Auto im Parkverbot abstellen!".
Offenbar gibt es zahlreiche Hobby-Polizistinnen und -Polizisten auf dieser Welt, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, der richtigen Polizei ein bisschen Arbeit abzunehmen und damit die Welt zu verbessern.
Nice try! 
Denn alles, was sie mit ihrem Verhalten schaffen, ist es, mir ganz entsetzlich auf den Sack zu gehen (obwohl ich ja gar keinen habe, aber das macht die Sache auch nicht besser!)!!

Ein Beispiel: Vor ein paar Tagen wollte ich mit meinem Velo von A nach B fahren. Dazwischen lag eine Einbahnstrasse, deren Fahrtrichtung nicht zu meinen Gunsten war. Also wich ich kurzerhand aufs Trottoir aus. Ein schickes Cabriolet kam mir entgegen, und der Typ am Steuer brüllte mir schon von Weitem zu:

"ABSTIIIIIEEEGGGEEEE!!!!!!!!!!!!!"

Ich meine, ok, ja, ich habe das Gesetz gebrochen - ich fuhr Velo auf dem Trottoir und gehöre dafür gefoltert und exekutiert. Allerdings wird das die RICHTIGE Justiz in die Hände nehmen und sicher niemand, der offenbar seinen Beruf verfehlt hat und IT-Manager oder Bäcker geworden ist anstatt Polizist! Also, reg dich wieder ab, Alter!

Und des Weiteren möchte ich hier noch ganz klar betonen: Ich habe mit meinem Verbrechen weder den Cabrio-Fahrer noch andere Menschen irgendwie behindert oder in Gefahr gebracht, denn ausser mir und ihm war niemand zugegen, und da er ja auf der Strasse und ich auf dem Trottoir fuhr, kamen wir uns auch null in die Quere.
Deshalb auch hier, Typ im Cabrio: Relax!

Ich stieg natürlich nicht ab und warf ihm nur einen sehr abschätzigen Blick zu. Ehrlich gesagt, war mein Puls aber sofort auf 180, und ich hätte ihm am liebsten das F-Wort hinterhergerufen. Was hat er denn erwartet? Dass ich mich bei ihm entschuldige und bedanke, dass er mich auf meinen Faux-pas aufmerksam gemacht hat und dann brav zu Fuss weitergehe? Hält sich der Typ wirklich für so wichtig??

Er ist doch einfach nur ein ARSCHLOCH!!

Sorry, ich habe lange über einen etwas netteren Ausdruck nachgedacht, aber ich musste zum Schluss kommen, dass mir für solche Leute einfach nichts Netteres einfällt, sorry noch einmal. 
Da kriech isch Plack!!!
Get a fucking life, dann ist es dir nämlich auch nicht mehr so  langweilig, und du musst keine anderen Menschen mehr bevormunden!


Anders wäre es natürlich gewesen, wenn ich mit meinem Velo eine Schneise in einen Schwarm von Fussgängern geschlagen hätte. Wenn ich vom Trottoir auf die Strasse direkt vor das Cabrio gerast wäre. Denn dann hätte ich mit meinem Regelbruch andere Menschen genervt oder gar verletzt. Und dann hätte der Typ einen Grund zum Schreien gehabt.
Genau so, wenn ich meinen Abfallsack mal schnell auf dem Trottoir entleert hätte. Vor eine Haustür gepisst oder meinen nicht verhandenen Porsche auf den Tramschienen parkiert hätte. 
All das: Grund zum kollektiven Schreien.
Mit dem Velo auf dem leeren Trottoir fahren: Nur Grund zum Schreien für einen AUSGEBILDETEN Polizisten, denn das ist schliesslich sein Job.

Für alle Hobby-Polizistinnen und -Polizisten: Wenn ihr unter 35 seid, gibt es Hoffnung für euch, dann könnt ihr euch nämlich noch an der Zürcher Polizeischule bewerben. 
Und die älteren: Zieht euch doch amigs einfach an der Fasnacht eine Uniform über und geht DANN allen anderen auf den Sack, bei dem Alkoholpegel stört sicher niemanden.