Montag, 11. April 2016

47 Mein innerer Garten

Pünktlich zu meiner Rückkehr von meiner kleinen Weltreise wird es in Zürich endlich Frühling. Die Sonne scheint (meistens), man kann den dicken Mantel langsam im Schrank versorgen, die Vöglein pfeifen, die Strassencafés füllen sich, alle haben wieder bessere Laune...

... ausser ich.

Nun, für alle da draussen, die sich nur in der schönen Scheinwelt von Facebook und Instagram bewegen: das RICHTIGE Leben kann eine ganz schöne Bitch sein, im Fall! Manchmal lauert es grinsend hinter der Tür, bis man so schön entspannt und nur mit den besten Absichten nach Hause kommt - um einen dann anzuspringen und die Büchse der Pandora zu öffnen und einem damit alles zu versauen. 
Noch fieser, wenn diese Bitch einem mit der Büchse schon lange vor der Heimkehr unter der Nase rumfuchtelt, man aber genau weiss, dass sie erst aufgeht, wenn man wieder in der trauten Umgebung ist. 

Ich langweile euch nicht mit Details. Ich sage nur so viel: manchmal kommt nicht nur eine Scheisse. Manchmal kommen ganz viele Haufen miteinander.

Also gehe ich nach den drei Monaten Ferien nicht brav zurück ins Büro, sondern direkt zum Arzt. Der geift auch sofort nach einem Blutdruckgerät, als ich die Praxis betrete, denn er kann wohl kaum glauben,  dass das, was er da sieht, lebendig ist. Nun, ich muss zugeben, ich habe mir ganz entgegen meiner sonst ausgeprägten Eitelkeit auch absolut keine Mühe gegeben, wie ein Mensch auszusehen: Trainerhose, die Haare in alle Richtungen, keine Schminke, nicht mal Pickel abgedeckt - eigentlich dachte ich immer, ich würde mich erst so gehen lassen, wenn ich tot bin. 
Das Blutdruckgerät meint aber, ich sei noch am Leben, jedenfalls ein bisschen. Ich solle unbedingt mehr Kaffee trinken, meint der Arzt - WITZIG! Ich schlafe ja eh schon seit Wochen nicht mehr!

Es folgen die Standardfragen.
Drogen?
Alkohol?
Wollen Sie sich umbringen?

"Sogar dazu bin ich zu müde!"

Er findet es sogar ein bisschen lustig. Allerdings findet er es auch wichtig, dass sich das sofort ändert.  Also, nicht, dass ich Energie finde, um mich umzubringen, sondern, dass ich einfach wieder schlafe. Allerdings will der Arzt mich dafür nicht gleich zu einem Junkie machen. Er schlägt mir deshalb diverse Hausmittelchen vor:

Fussbäder ("Nehmen Sie Bergamotte, das riecht fein!"). 
Pffffff. Eigentlich müsste ich da schon vor reiner Langeweile einpennen. Tu ich aber nicht. Und entspannter bin ich mit nassen Füssen auch nicht. Der Duft ist mir egal. NEXT!

Schlaftee. 
Nur mit sehr viel Zucker geniessbar. Ist glaub ich nicht Sinn der Sache, aber naja. Ausserdem HASSE ich Tee! Den kann man sich von mir aus auf Ekzeme schmieren oder auf geschwollene Augen drücken, aber nicht trinken! NEXT!!

Jetzt kommt es ganz dick. Der Arzt drückt mir eine CD in die Hand: "Mein innerer Garten". Oh. Mein. GOTT! Seriously? Ich habe keine Lust, meine inneren Rosen zu pflücken und Beete zu wässern. Ich lege die CD gar nicht erst ein. 

Ich hab genug von dem ganzen gesunden Zeugs. Ich will Pillen. 
"Nehmen Sie aber erstmal eine halbe!". Nehm ich nicht. Aber ehrlich gesagt, nützt auch die ganze Dröhnung nichts. Scheisse, nicht mal auf die Chemie kann man sich verlassen heutzutage! 

Nun, trotzdem schlafe ich jetzt wieder. 
Was geholfen hat? Die Zeit, nehme ich an. Die Zeit heilt alle Wunden, heisst es ja so schön. Naja, vernarben tun sie jedenfalls alle. 
Hmmm. Alle? Wirklich alle? Also, auch diese offenen Wunden? Die, die immer so triefen? Die man so von Maden ausfressen lässt, damit sie sich nicht entzünden?

Ok, ich schweife ab. 

Jedenfalls: danke, Leben, du elende Bitch, dass du das Gefühl hast, ohne deine scheiss Überraschungen und Stolpersteine wäre mir langweilig! NOOOOTT!!!!!
Richte dir doch ein Facebook-Profil ein, wenn du so unbedingt jemanden quälen willst!

"Mein innerer Garten". 
Pffff.
Never again! 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen