Sonntag, 15. März 2015

22 Sport ist Mord

Das Leben kann echt scheisse sein.
Vor allem dann, wenn man so des Nachts nach einem Spätdienst voll geschlaucht ist und nur noch nach Hause will, und einem dann im Zug, Tram und Bus eine Horde besoffener Fussball- oder Eishockey-Fans entgegenjohlt.

"FIII-NAAALLEEEEEEEEEEE!!!!!! OH-OOOOOOHHHHH!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!" - ja, schön, das muss man mir nicht mehr ins Ohr schreien, das weiss ich dank der 35 Push-Mitteilungen auf meinem Handy schon lange selber! Ausserdem: würde es mich so brennend interessieren, dann wäre ich selber im Stadion gewesen, comprende??
Ich bin ja der Meinung, dass jeder zahlende ÖV-Kunde ein Recht auf Ruhe hat. Gespräche in normaler Lautstärke sind voll ok. Aber wenn einem das Gegröle und Gelalle am Dösen hindert, dann ist das für mich eine klare Verletzung der Europäischen Menschenrechtskonvention. 
Aber eigentlich ist die Lautstärke ja nicht mal das Schlimmste am Ganzen. Das Schlimmste ist der Geruch im Zug oder Bus. Diese alkoholgeschwängerte Luft überall, durchzogen mit Schwaden von altem Schweiss und fettigem Döner - WÄÄHH!!! GRAUENHAFT!!!!!!!!!!! 
Und so wie es riecht, sieht es dann auch aus: durch den Gang rollen halbleere Bierdosen, überall liegen dreckige Servietten und Fastfood-Verpackungen, auf den Sitzen klebt scharfe Sauce und wenn man ganz viel Pech hat, auch noch Kotze. Jedenfalls muss man höllisch aufpassen und den Platz zuerst akribisch überprüfen, bevor man sich hinsetzt. 
Wenn man sich denn überhaupt noch hinsetzen kann, denn meistens nimmt ja auch gleich das halbe Letzigrund den selben Zug oder Bus.
Und eine Beleidigung fürs Auge ist oft auch der Anblick der torkelnden Sportfanatiker selber. Vor allem, wenn sie im Volltenue ihrer Lieblingsmannschaft unterwegs sind, so von Kopf bis Fuss in blauweiss oder rotgelb oder was weiss ich gehüllt. Käppi, Schal (auch im Sommer!), T-Shirt, Armbänder, Hose und dazu noch eine Fahne. Jedem das Seine, aber hübsch geht anders. EIN Accessoire hätte auch gereicht, denke ich da immer, und erinnere mich an die Ratschläge in den Modeheften, die ich manchmal lese.

Und ja, ich weiss schon, jetzt heisst es sicher wieder, die scheisstussige Bitterbös ist halt so eine doofe Sporthasserin, die hat doch keine Ahnung von dieser Kultur! Stimmt aber nicht. 
Also, Ahnung habe ich zwar wirklich nicht. Aber ich finde Sport nicht blöd. Er interessiert mich einfach nicht. 
Ausserdem mag ich es im Fall auch nicht, wenn sich Leute von oben bis unten mit dem Schriftzug ihrer Lieblings-Band einkleiden oder so. Sieht genauso bescheuert aus.

Immerhin sind Musikfans aber noch angenehmer im ÖV als Sportfans. Ok, besoffen sind sie zwar meistens auch, wenn sie an ein Konzert gehen oder vor allem, wenn sie von einem kommen. Aber sie müssen wenigstens nicht dauernd den Namen ihres Objekts der Begierde in die Welt hinausschreien, so wie die Sportlis. 
 "ZÄTT-ÄSS-ZEEE-EEEEEEEEEEE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! ÄF-ZE-ZÄÄÄ-ÄÄÄÄÄÄÄÄTT!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!" 
Das weiss ich doch sowieso schon, wenn ich euch anschaue, merci!! Und ihr müsst im ÖV vom Stadion nach Hause im Fall auch niemanden mehr anfeuern, gemerkt??
Ich meine, es steigt ja auch keiner nach einem Konzert in den Bus und brüllt: "RIIII-HÄÄ-NAAAA-AAAAAAA!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! RO-LLIIINNG-STOO-OOUUUUNNNSS!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!"

Fazit: Weder die Mannschaften, noch die Bands werden besser, wenn man besoffen im ÖV eine Sauerei veranstaltet und Parolen grölt. Und es gibt auch immer noch andere Menschen, die gerne nach Hause kommen wollen. Solche, ohne Fan-Tenues. Solche, die vielleicht müde sind und nicht das Glück hatten, den Abend im Stadion zu verbringen. Deren Geruchssinn nicht durch Alkohol betäubt ist.

Also, bitte: einfach ein bisschen mehr Contenance, ja?
Man nennt das Respekt. Das ist das, was die Sportler (und auch die Musiker) immer predigen.



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