Montag, 28. März 2016

46 REISESPECIAL: A ruivinha do crack

Brasilien.
Die letzte Station auf meinem Trip. Und es ist schon jetzt fast ein bisschen wie Nachhausekommen. Denn in keinem anderen Land war ich in den letzten Jahren so oft und so lange. Mittlerweile hab ich hier Freunde, Portugiesisch ist meine Lieblingssprache und Rio mein Herz.

Ok, Recife allerdings weniger. 
Da war ich schon mal, die Stadt am nordöstlichen Zipfel des Landes haute mich damals nicht grad um. Keine tolle Strandpromenade, kein Zuckerhut, kein Körperkult, mandioca, also Maniok, heisst hier nicht aipim, sondern macaxeira („Noch fein, dieses macaxeira, aber aipim find ich besser.“ – „Äähh, das ist dasselbe, Bitterbös.“ – „Ups. Aber mandioca könnt ich auch wieder mal... – „Du ISST das grade!“ – „Ok...“), Schwimmen kann man auch nicht, weil man sonst von einem tubarão, also Hai, gefressen wird (haha, aber nicht von so einem grossen wie vor Südafrika, ätsch!!), und ausserdem wurde ich in Recife das erste und bisher einzige Mal auf Reisen beklaut (iphone und Kamera, wollte dir auf diesem Weg nochmals Arschloch sagen, unbekannter Dieb!). 
Ok, dafür ist der Carneval der Stadt super, kann ich bezeugen. Und das Flugi nach Fernando de Noronha, das Inselparadies schlechthin, geht auch von dort. Aber sonst? Nö.
Trotzdem verbringe ich also einen ganzen Monat in Recife, freiwillig sogar. Der Grund: ich will auf dieser Reise mal nicht nur faul am Strand liegen, Tiere kucken, fressen und Touri sein, ich will auch mal geben und mich mit den weniger schönen Seiten eines Landes beschäftigen.
In einem Kinderhilfsprojekt will ich mich engagieren, und eines gefunden, das mich auch lässt, habe ich nun halt mal in Recife.
Also. 

Kinder sind jeweils das schwächste Glied in der Gesellschaft. Wehrlos und verwundbar, unschuldig an der Misère, in die sie hineingeboren wurden. Wenn man grundlegend etwas an einer Gesellschaft ändern will, dann muss man bei den Kindern ansetzen, denn sie sollen es mal besser machen als ihre Vorfahren. Und genau das macht das Hilfsprojekt: es hält Kinder, die in Armut und ohne Optionen aufwachsen müssen, von der Strasse, von der Kriminalität fern. Es bietet ihnen die Möglichkeit, sich zu entwickeln und ihre Fähigkeiten zu entdecken. Die Kinder können dort gratis Musikstunden nehmen, sich im Puppentheater besser ausdrücken lernen, sich beim Sport austoben, in Lesezirkeln über Literatur diskutieren oder gesund kochen. Es werden ihnen Regeln beigebracht, sie müssen putzen und aufräumen, dürfen nicht fluchen, nicht handgreiflich werden, müssen regelmässig zur Schule (aber die ist leider unter aller Sau, mit 10, 11 können diese Kids meist immer noch nicht lesen und schreiben, aber das interessiert den Staat offensichtlich nicht, wer in Brasilien eine gute Ausbildung will, soll halt  hinblättern, pffff!). All das, damit sie nicht aus lauter Perspektivlosigkeit mit Drogen dealen oder sich gegenseitig erschiessen, sondern merken: mit Willen und Disziplin kann ich mir was Gutes aufbauen. Warum nicht Köchin werden? Oder Lehrer? Ich schaff’s, wenn ich will, mein Leben kann schöner sein als das meiner Mutter, die arbeitslos mit 7 Kindern in der Gosse sitzt, während mein Vater im Gefängnis vergammelt! Ausserdem, und das ist genauso wichtig: die Kinder können im Projekt regelmässig essen und duschen – das ist bei ihnen zu Hause oft nicht möglich. Schon gar nicht, seit Brasilien in der Rezession ist.

Ihr Zuhause. Ja, das ist so eine Sache.
Ich gehe mit ein paar Sozialarbeitern mit, die Familie eines Mädchens besuchen. Es ist nicht meine erste Favela, aber mit Abstand die übelste. Das ist nicht mal eine Hütte, das ist eine Ruine! Null Infrastruktur, nicht mal Wasser, kaum Möbel, rundherum nur Abfall und Trümmer, und kein Schutz gegen diese unsägliche tropische Hitze! Ich weiss nicht, wie die Kleine mit ihren 10 Geschwistern dort drin Platz hat, wo sie alle schlafen, aufs WC gehen... Und ich weiss nicht, wie man in so einem Dreck gesund bleiben kann, aber diese Kinder sind tatsächlich alle so fit und munter, aufgeweckt und fröhlich, ich staune immer wieder.
Nun, einer der Sozialarbeiter bricht in Tränen aus, als er diese Zustände sieht....

Ich besuche aber nicht nur Favelas, ich rühre auch schon mal in der Küche des Hilfswerks in riesigen Töpfen, schöpfe Essen aus, mehrere Dutzend Mal pro Tag, bis mir fast der Arm abfällt und befasse mich vor allem mit PR. Zusammen mit einem Filmer produziere ich Videos für den hauseigenen youtube-Kanal. Meist muss ich grad selber vor die Kamera, denn so viele gringos gibt’s nicht in Recife, und kaum wer spricht Fremdsprachen. Ich als Exotin bin also gutes PR-Material oder „muito chique“, wie es der Chef des Projekts ausdrückt. Wenn er mich nicht gerade liebevoll „rothaarige Crackhure“ nennt („a ruivinha do crack“, auf Portugiesisch klingt das echt sooo viel romantischer!). Denn etwas haben die Leute im Hilfsprojekt und ich, die gringa, gemeinsam: nicht alle Tassen im Schrank.

Nur, weil man den ganzen Tag traurige Schicksale um sich herum hat oder selber eines ist, heisst das in Brasilien noch lange nicht, dass man das Leben nicht geniessen kann – und irgendwie liebe ich genau das an diesem Land! So gibt es den ganzen Tag viel zu lachen,  („Ey, Cesar, lagst du am Wochenende wieder in deinem Tanga am Strand?“ – „Jaja, klar, du bist gläubige Evangelikale! Am Morgen Kirche, am Abend Koks!“ – „Bitterbös, Touris hier schleppen normalerweise gut gebaute Schwarze ab und saufen Caipirinha, wieso rührst du in einer Suppe für Arme??“)
Und schuld am Stromausfall  sind Dilma und Lula und die Korruption.
Einmal sind wir zu dritt im Auto unterwegs. Die Strasse, wo wir eigentlich durchmüssen, ist gesperrt, wegen einer Anti- oder Pro-Lula-Demo, ich habe den Überblick verloren. Meine beiden Begleiter haben keine Lust, das ganze Quartier zu umfahren. Also winken sie kurzerhand einen Polizisten von der Absperrung heran und erklären ihm: die Gringa ist gaaaaaannnz fürchterlich krank, schlimme  Schmerzen, wir müssen dringend da durch ins Spital, die macht’ s nicht mehr lange. Und dann schauen mich alle plötzlich ganz gespannt an, und ich so geistesgegenwärtig und vier Jahre Schauspielschule sei Dank: „Au, aaaaaauuuuu, aaaaaaaaaahhh...“ und Augenverdreh und Stossatmung und Bauchreib, das ganze Programm halt. 
Nun, sie lassen uns durch.

Und so hab ich Recife doch noch liebgewonnen. Gar nicht so schlimm hier, ganz gut sogar! Ok, das System mit den Bussen kapier ich immer noch nicht so ganz. Einmal merke ich erst an der Endstation in einer sehr zwielichtigen Favela, dass mich der Bus nicht an den Strand bringen wird. Und er fährt auch nicht mehr zurück, also schon, aber in zwei Stunden erst. Ich also in den Supermarkt gleich neben der Station, und der Typ an der Kasse kriegt sofort die Krise, als er mich sieht. Was ich als Ausländerin denn hier verloren hätte, ich solle mal schön im Laden bleiben, da draussen sei es für mich gefährlich, er werde mir einen Transport organisieren. Um die Wartezeit zu überbrücken, gibt er mir Guetzli und Wasser, und schliesslich werde ich auf einem Motorrad zum nächsten Taxisammelpunkt kutschiert. 
Tipptopp umsorgt in der Gefahrenzone, welcome to Brasil! Wären nicht an sämtlichen Kassen dieses Landes die Warteschlangen so unsäglich lang und erhielten ALLE Kinder eine vernünftige Ausbildung, ich hätte hier nichts auszusetzen.

Aber jetzt sitz ich im Flugzeug nach Zürich, das ganze Handgepäck voller bolo de rolo als Mitbringsel, mein Körper übersät mit ungefähr 50 Mückenstichen (die Arschlöcher interessiert mein Spray überhaupt nicht!!!) und hab grauenhaft saudades. Nach macaxeira. Nach den gefühlten zwei Dutzend Kindern, die sich jeden Morgen an mich dranhängen, sobald ich das Gebäude des Hilfsprojektes betrete („Tia, tia, sag meinen Namen in deiner Sprache! Victoria!“ – „Äh, Victoria.“ – „Und Andriely?“ – „Andriely.“ – „Edmilson!“ – „Edmilson.“) Nach den tief philosophischen Gesprächen mit meinen beiden Mitbewohnerinnen in der WG, des nachts im Innenhof („Wenn mir einer was Schlechtes tut, vergesse ich sofort, wer er ist. Mein Gehirn radiert dieses Gesicht einfach aus.“ – die Glückliche, ICH möchte dem jeweils eins in die Fresse hauen!). Nach der jungen Katze des Hauses, die mir jedes Mal die Wäsche vom Ständer reisst, wenn ich sie zum Trocknen aufgehängt habe – ich bemerke es jeweils spätestens dann, wenn sie mit meinem BH auf dem Kopf angerannt kommt. 

Aber ja: alles hat ein Ende, die einzige untrügliche Wahrheit dieses Lebens.

Die Bilanz nach drei Monaten Reisen:
Ein Gottikind mehr.
Das Budget nur um 1000 Franken überzogen.
Nie beklaut worden, aber teures Freitags-Täschli fürs iphone verloren, plus ein paar Jeansshorts.
Es geschafft, mit ein paar falschen Handgriffen sämtliche Musikdateien auf all meinen elektronischen Geräten zu löschen.
Zweimal Grippe, einmal Dengue, ein erdbeergrosses, ÄUSSERST ENTSTELLENDES Gerstenkorn, wohl bald Diabetes.
Und wie immer nach Reisen das Gefühl, ich müsste mein altes Leben zu Hause komplett über den Haufen werfen.

Aber wahrscheinlich lieg ich eh erstmal wieder mit Dengue flach. 
Oder Zika. 
Chikungunha.

Whatever.

Züri, dänn halt. A ruivinha do crack ta chegando!

Mittwoch, 9. März 2016

45 REISESPECIAL: Kitty cat in der Wüste

Abu Dhabi.
Es ist Abstimmungssonntag in der Schweiz, und damit ich gar nicht erst teilnehmen kann an diesem ganzen Geschimpfe in den sozialen Medien über die Durchsetzungsinitiative, schick ich mich in die Wüste. Wortwörtlich.

Ich persönlich finde ja, in diesen Vereinigten Arabischen Emiraten kann man nicht viel mehr machen als Wüste kucken, Strand und Shopping. Aber letzteres untersagt mir mein Budget und mein übervoller Rucksack eh, ausserdem muss ich nicht den ganzen Tag in diesen riesigen, supermodernen Einkaufszentren rumhängen oder dort sogar noch Skifahren. An den Strand hab ich grad keine Lust, krieg nur Sehnsucht nach den Weissen Haien in Afrika. Überhaupt bin ich grad stinkend faul, 2-Monats-Reisekoller, und die Formel 1-Strecke interessiert mich auch nicht so.
Also, eben, ab in die Wüste, und die ist ja wirklich eindrücklich. Sand, Sand, Sand, so weit das Auge reicht, vom Wind in mysteriöse Formen geblasen, wie gespenstische Mondlandschaften. Ich glaube, hier haben sie den neusten STAR WARS gedreht (love it!!!) - und ich schwör, ich steige das erste mal aus dem Jeep und dann liegt vor mir doch tatsächlich ein Kamm im Sand! "Comb the desert!!", kennt ihr? Geiler Zufall oder irgendein anderer SPACEBALLS-Fan war am Werk.
Gut, aber wer hinterlässt schon reinen Gewissens Abfall in der Wüste?? Ok, leider so einige, wie ich feststellen muss.


Ansonsten kann ich betreffend meines kurzen Stopovers in Abu Dhabi eigentlich nur noch von zwei interessanten Zwischenmenschlichen Begegnungen berichten:

Zum einen ist da der ältere Mann aus Kuwait, mit dem ich den Lift in meinem Hotel teile. Er trägt eines dieser traditionellen, bodenlangen Gewänder und einen Turban auf dem Kopf. Sofort will er wissen, woher ich komme und was ich mache. Er arbeite nämlich beim Fernsehen, und ich könne doch gleich mitkommen auf sein Zimmer, er mache dann ein paar Aufnahmen.
Ich will aber nicht berühmt werden und sage dankend ab.

Zum anderen ist da der quirlige Taxifahrer aus Bangladesch, der mich ins Yas Shopping Center bringt (nur kurz kucken, nix kaufen!). Wir diskutieren über Vor- und Nachteile der arrangierten Ehe, wie sie in seinem Land üblich ist. Ok, zuerst zwar noch über "Kitty cat. Kitty cat! You know? Kitty cat? Football, Tennis, KITTY CAT!!!!"  - "Oh, you mean 'Cricket'! No, that's not really popular in Switzerland...." 
So viel zu dem. 
Aber diese ständigen Partnerwechsel bei uns modernen Christen, die würden doch nicht glücklich machen, ist er überzeugt. Eine Person heiraten, die die Eltern ausgesucht haben, noch viel weniger, finde ich (und denke dabei an den Geschmack meiner Eltern - meine Mutter kuckt BERLIN - TAG UND NACHT, sollte das etwa Vertrauen in mir wecken, was die Auswahl eines Mannes für mich betreffen würde??). Der Taxifahrer sagt, seien die Eltern zufrieden, seien es die Kinder doch auch. Und wenn die Ehe wirklich so schrecklich sei, dann könne man sich ja immer noch scheiden lassen, was in Bangladesch aber viel seltener nötig sei als bei uns Westlern. Voller Stolz erzählt er mir dann noch von seiner Tochter und seinem Sohn. Ich frage ihn, ob er denn vollkommen glücklich sei mit der Situation. "Yes!", schiesst es ohne eine Sekunde zu zögern aus ihm heraus. 
Und ich glaube ihm sogar.

Hmm.
So nach längerem Nachdenken komm ich tatsächlich zum Schluss, dass ich mir wohl so einige Nerven und Tränen hätte sparen können in meinem Leben, hätten mir meine Eltern damals einfach eine Ehe arrangiert - inklusive Scheidung.

Anyway. Die Abstimmung ist durch, jetzt können wir auf Facebook endlich wieder Katzenvideos posten, und in Abu Dhabi wartet mein Flug nach Brasilien.

Samstag, 27. Februar 2016

44 REISESPECIAL: Viecher, Viecher, Fressen, Viecher

Ich weiss, ihr habt lange nichts mehr von mir gehoert. 
Sorry.
Das hat damit zu tun, dass mein Leben zur Zeit so ziemlich perfekt schoen ist (auch wenn ich die Umlaute grad mit zwei Buchstaben schreiben muss, aber man kann halt nicht alles haben, haha!). 

Suedafrika.

Das scheiss Dengue Fieber steckt mir bei der Landung noch immer ein bisschen in den Knochen, beziehungsweise im Magen. Aber wenigstens ist mir nicht mehr alleine schlecht. Am Flughafen in Johannesburg wartet naemlich eine Freundin aus der Schweiz auf mich. Wir waren beide noch nie in Afrika, jetzt fangen wir also mal mit "Afrika light" an, wie es ja heisst. Und erst noch in einem Mietwagen bei Linksverkehr - ausgerechnet ich, die das Autofahren schon in ihrem eigenen Land bei Rechtsverkehr wie die Pest meidet! Aber nach ein-, zweimal die falsche Einfahrt auf die Autobahn nehmen, zwei-, dreimal knapp eine Frontalkollision vermeiden, da auf die falsche Seite gekuckt und ca. 15mal den Scheibenwischer anmachen anstatt den Blinker, geht das Ganze schliesslich tipptopp.

Wir wollen auf Safari, ebenfalls Neuland fuer uns beide. Also geht es schnurstracks Richtung Krueger. 
Ich stelle mir das in etwa so vor: Man faehrt zwei volle Tage quer durch den Park, haelt angestrengt Ausschau, verrenkt sich die Haelse, hofft und betet - und dann irgendwann mal, wenn man Glueck hat, sieht man irgendwo am Horizont einen Elefanten. 
Scheisse - so geirrt hab ich mich echt noch nie in meinem Leben.

Schon vor dem ersten Camp tummeln sich an einem Wasserloch ganze Horden von Elefanten! Wir fallen fast in Ohnmacht, und ich schiesse mit meinem iphone 3352 Fotos, auf denen man fast nix sieht, da der Zoom ueberfordert ist. Wir koennen unser Glueck kaum fassen. 
Als wir schliesslich in unserem Auto in den Park reinfahren, haben wir aber schon fast den naechsten Herzinfarkt: kaum haben wir das Tor hinter uns, schon stampft nur ein paar Meter vor uns eine Elefantenfamilie ueber die Strasse.  Ich brauche den Zoom nicht mal mehr.
Wir sind total aus dem Haeuschen!
Jetzt wuensche ich mir eine Giraffe. Kaum gesagt, schon stehen da zwei direkt am Strassenrand, ganz unbeeindruckt an den Aesten eines Baumes kauend.
Zum Glueck haben wir die Autofenster geschlossen, denn unser voellig ueberdrehtes Gekreische haette auch noch den letzten Floh im Krueger vertrieben.
Jetzt kommen ganze Gruppen von Zebras, Impalas bis zum Umfallen, Warzenschweine ("PUUUMMBBAAAAAAAAA!!!!!!!"), sogar Nashoerner kommen sehr nah, ein Nilpferd latscht uns fast vor die Raeder, eine Hyaene pisst direkt neben uns demonstrativ ins Gebuesch, wir sehen Paviane, Wasserbueffel, Kudus,  dann endlich die langersehnten Loewen, beim Fressen sogar, beim Bruellen, bei der Kindererziehung, Schakale, eine Wildkatze, eine Schildkroete (die unser Auto fuer ihr Mami haelt oder so, jedenfalls kriecht sie uns hinterher), sehr schoene, bunte Voegel, sehr haessliche, bunte Voegel - und immer wieder Elefanten, Elefanten, Elefanten. Und Impalas. Einzig der Leopard bleibt uns verwehrt, aber waer der jetzt auch noch aufgetaucht, dann haette ich Gott, Allah, Jehova, die Natur und das Schicksal wirklich fuer zuuuu guetig gehalten...




Wir fahren also von Camp zu Camp, und weil man mit dem Privatauto abends nicht mehr rausdarf und auch nicht zum Sonnenaufgang, buchen wir dafuer sogenannte Game Drives. Das sind Ausfluege mit einem Ranger in so einem Safarikarren, zusammen mit anderen Touris. 
Das ist zwar ganz interessant, denn die Ranger sehen die Tiere oft viel frueher als wir Amateure und wissen besser, wo sie zu finden sind. Allerdings wird dann auch bei wirklich JEEEDEM Tier gestoppt, und das passt uns zwei verwoehnten Zueri-Tussen natuerlich gar nicht. Kaum schreit es irgendwo hinter uns "IMPALA!!" oder "ELEPHANT!!!!!", verdrehen wir nur genervt und gelangweilt die Augen und denken: "Hueren Afaenger...!"
 Schoen auch, dass es auf diesen Game Drives immer selbsternannte Biologen und Wildlife-Experten dabei hat, die dir ungebeten die Welt erklaeren: nein nein, der Loewe fuehlt sich durch uns nicht gestoert, der nimmt unseren Wagen bloss als einziges grosses Tier wahr, dass ihm nicht gefaehrlich wird, und riechen kann er uns auch nicht, keine Angst... bla bla bla. Steig doch mal aus, dann wollen wir sehen, ob dich der Loewe JETZT riechen kann! Gaeb geile Fotos...

Ok, so wirklich in Gefahr fuehle ich mich tatsaechlich nie. Ausser in den eingezaeunten Camps. Dort tummeln sich naemlich Meerkatzen und Paviane, die genau wissen, dass wir Menschen gerne essen und trinken, und die von Besitzanspruechen und Hoeflichkeit einen Scheissdreck halten. Nun, meine Freundin und ich haben das mit dem selber Kochen auf dem kleinen Herd vor den Bungalows eh nur einmal versucht (und auch nur, weil es im ersten Camp kein Restaurant hatte, wir das aber nicht gewusst haben, und uns drum im Laden nur noch ein paar Buechsen mit Fertig-Spaghetti besorgen konntn, die aber nicht mal richtig warm wurden und nach ueberhaupt nichts schmeckten - soviel zu unseren Kochkuensten). Aber einmal haben wir eine franzoesische Familie als Nachbarn, die setzt sich am Morgen ganz gemuetlich und unwissend zum Fruehstueck auf die Veranda - und dann hoeren wir nur einen spitzen Schrei, und eine Sekunde spaeter hockt der Affe mit dem geklauten Toastbrot auf UNSERER Veranda... :-)))

Apropos Kochen: das koennen die Suedafrikaner. Ob edles Restaurant oder Fastfood-Kette: das Essen ist irgendwie immer angerichtet wie fuer ein Foodporn-Foto und schmeckt vorzueglich. Nach der Dengue-Magerphase in Asien stopfe ich mich voll, als gaeb's kein Morgen mehr. 
Als unsere Zeit im Krueger abgelaufen ist, muessen wir fast heulen. Schweren Herzens fahren wir weiter, durch Swasiland in Richtung suedafrikanische Kueste. Wir leiden aber noch lange an der "Krueger-Krankheit", wie wir sie nennen: dauernd haben wir hinter dem Steuer das Gefuehl, es springe gleich ein Impala auf die Strasse. Wir schreien "Giraffe!!" und merken dann: ah, noe, nur ein abgestorbener Baumstrunk. Und in jedem groesserem Stein sehen wir einen Loewen.

Aber ja, gut, wenn schon keine Viecher mehr, dann wenigstens Meer und Party, denken wir.
Ok, Meer hat's, sogar wunderschoenes - aber sowas von arschkalt, dass wir das mit dem Baden grad ganz lassen. Jetzt verstehen wir auch, warum die Straende in Suedafrika immer so leer sind, trotz Sommer.
Und Party? Nun, wir merken ziemlich schnell: spaetestens um 22 Uhr macht hier alles dicht. Auch sind wir immer die einzigen Menschen auf der Strasse, jedenfalls nach Ladenschluss. "Was, ihr wollt ins Restaurant laufen?? Das geht im Fall mindestens fuenf Minuten!!" - wir werden bestaunt wie Ausserirdische.
Gut, in Plettenberg Bay schliesslich finden wir eine Bar mit sehr schlechter Euro-Dance-Musik ("I'm blue, dabelidi dabeldei"), die uns erst um halb 3 rausschmeisst. Wir amuesieren uns praechtig, und zur Strafe wird meiner Freundin das Handy geklaut. Gott, Allah, Jehova, die Natur und das Schicksal raechen sich jetzt wieder, nach so viel Gnade im Nationalpark.

Wir fahren weiter der Kueste entlang, machen aber noch einen Abstecher ins Hochland, in die Karoo. Dort hoffen wir, im Mountain Zebra National Park Cheetahs zu sehen - es bleibt aber bei Straussen und Zebras. Die Aussicht in den Bergen ist allerdings absolut unbezahlbar! Und das Essen wieder...!

Dann will ich mir in Suedafrika noch einen Kindheitstraum erfuellen. Nicht unbedingt Elefanten und Giraffen sind naemlich meine Lieblingstiere, sondern Haie. Grosse. Am besten Weisse. Und ich will sie gerne im Wasser sehen.
Wir fahren in der Naehe von Cape Town also raus auf einem Boot, chic in Ganzkoerper-Wetsuits eingequetscht. Jupp, jetzt bereue ich meine Fressorgien, denn das Outfit kaschiert kein einziges Fettpoelsterchen. Und dummerweise kann man in diese Wetsuits ja auch nicht reinpiseln, weil sie entgegen ihres Namens dicht sind - ein echtes Problem fuer mich, denn kaum beruehrt mein Koerper Wasser, muss ich auch schon dringend. Ein bitterboeses Naturgesetz.

Ja, ich habe mich hier gerade als In-die-Dusche-Pislerin geoutet, na und??

Man macht uns nicht soooo grosse Hoffnungen, denn offenbar liessen sich die Great Whites in den letzten Wochen nicht mehr blicken.
Aber wieder haben die zwei Zueri-Tussis Riesenglueck: zu fuenft kommen sie angeschwommen, 4 Meter lang im Schnitt! Ich huepfe grad entschieden als eine der ersten ins Kaefig neben dem Boot (damit versuche ich auch, ein bisschen Eindruck zu schinden bei meiner Freundin, denn anders als sie habe ich mich vor dem Bungee Sprung von der Bloukrans Bridge gedrueckt). Gut, das Wasser ist leider sehr trueb, man sieht nicht grade viel. Mit meiner Unterwasserkamera erwische ich auch nur einmal die Schwanzflosse und einmal die Kiemen.  Vom Boot aus ist die Sicht bedeutend. Die Haie lassen sich auch nicht lumpen, schiessen aus dem Nichts neben uns hervor, ein bisschen wie in JAWS.
Aber der Kaefig muss trotzdem sein, denn so nahe komme ich wohl nie wieder an einen Weissen Hai, und dieser Gedanke macht mich ganz hibbelig. Auch ist es geil, wie der Kaefig schwankt, wenn der Hai direkt vor uns abdreht, nachdem er nach dem Koeder geschnappt hat. Ich fuehl mich ein bisschen mutig, haha.
Allerdings: Mut erfordern eigentlich nicht unbedingt die Riesenviecher im Wasser. Mut erfordert das Wasser an sich. Hatte ich schon erwaehnt, dass die Meere vor Suedafrika arschkalt sind?? Und ich meine ARSCHKALT!! AAARSCH!!! KAAAAALT!!!!!!!
Und hatte ich auch schon erwaehnt, dass ich im Wasser immer sofort piseln muss? Ja? Gut.

Unsere letzte Station ist Cape Town. Wir sind beide sofort verliebt. Was fuer eine Stadt an so einer fantastischen Lage! Das tuerkisblaue Meer einerseits, der herrliche Table Mountain mit der geilsten Aussicht andererseits. 
Oh, und Clubs und Bars, die die ganze Nacht offen haben. Und das Essen, das Essen...

Suedafrika hat es echt gut mit uns gemeint. So why do all good things have to end? 
Voellig depressiv steigen wir am Ende unseres Trips ins Flugzeug. Ich zusaetzlich mit mindestens 7 Kilo Uebergewicht. Und damit mein ich jetzt nicht das Gepaeck.

Fuer meine Freundin geht's zurueck nach Zuerich. Fuer mich nach Abu Dhabi.