Freitag, 30. Oktober 2015

34 Es bimmelt, also bin ich

So. Erstmal möchte ich ganz herzlich Danke sagen, all jenen, die mir auf meinen letzten Post unzweideutige Messages, Mails und whatsapps geschrieben haben mit unzweideutigen Einladungen. Danke, wirklich. 
Damit hätte die Welt jetzt wohl ein grosses Problem weniger. Gott sei Dank.

(Nope!)

Aber damit wären wir auch gleich beim nächsten Thema: Kommunikation. Per Smartphone. 
Es ist ja tatsächlich so, dass sich unser Leben eigentlich über diese kleinen Computer definiert. 
Wenn es bimmelt, sind wir glücklich. Wenn nicht, dann nicht.
Weil: Viel Gebimmel = juppiiieee, ich bin beliebt. Wenig Gebimmel = ich könnt auch in drei Teilen unter dem Tram liegen und keiner würde mich bemerken.

Unser Selbstwertgefühl richtet sich nach der Anzahl SMS und whatsapps, die wir täglich kriegen. Also, jedenfalls kommt mir das so vor, wenn ich mich so umschaue: alle sind ja pausenlos über ihr iphone oder Samsung gebeugt, das MUSS ja wichtig sein, was da drin so geschieht.

Ok, ich nehme mich da auch nicht aus. Es bimmelt, also bin ich. 

Rede ich eigentlich so viel, wie ich am Tag Messages verschicke? Muss ich mal überprüfen, keine Ahnung.
Aber es ist halt auch viel einfacher, jemandem mal schnell eine Nachricht zu tippen, anstatt face to face mit ihm zu sprechen. Denn das kann echt anstrengend sein. Schliesslich muss man zuerst einen gemeinsamen Termin finden und so, und vielleicht hat man auch Schiss, jemandem etwas direkt ins Gesicht zu sagen, weil die Reaktion unangenehm sein könnte.
Wenn man stattdessen einfach ein whatsapp schickt, dann kann man das Handy auch ganz schnell wieder versorgen und sich die Antwort des Gesprächspartners erst dann zu Gemüte führen, wenn man wirklich Bock darauf hat. Und dann lauthals fluchen oder sich ganz heimlich freuen oder sich sonst so seine Sachen denken, ohne dass es der andere merkt. 
Easy peasy.

Allerdings ist es auch ein bisschen doof, wenn man keine direkte Reaktion und keine Mimik seines Gegenübers hat und so. Denn das führt leider leicht und oft zu Missverständnissen.

Vor allem wir Frauen haben das erkannt.
Oh Gott, wie oft bin ich schon mit Freundinnen zusammengesessen und hab Messages auf dem Smartphone-Bildschirmanalysiert? Wenn die Messages dann auch noch vom anderen Geschlecht kommen - Jessas, DOPPELT so schwierig!!!! 
Es gibt hier folgende Dinge, die dringend zu beachten sind:

Satzlänge: wichtig. Je länger, je besser. Wenn sich der Typ kurz fasst, dann ist sein Interesse klein - denn einer, der Interesse hat, nimmt sich auch Zeit, anständig lange Sätze zu schreiben, oder? Ganz klar!

Interpunktion: sehr wichtig. Stellt er auch mal Fragen mit Fragezeichen? Dann erwartet er ja sicher eine Antwort, ergo will er mit dir in Kontakt bleiben und interessiert sich für deine persönliche Meinung. Gar keine Satzzeichen? Abschiessen. 

Ordokraffie: knüpft grad an der fehlenden Interpunktion an. Wer eine normale Schulbildung genossen und trotzdem in jedem Wort drei Schreibfehler hat, der ist entweder Legastheniker, was ok wäre - oder aber er hat ein Gehirn so gross wie eine Blattlaus. Letzteres ist wahrscheinlicher, drum: abschiessen!

Emoticons: ui, ganz, GANZ wichtig!! Er fügt in seinen Messages keinen einzigen Smilie ein?? Kein Herzli? Nicht mal das herzige, lachende Gespenst oder den grinsenden Kackhaufen? Was für ein gefühlsloser Rüpel!! ABSCHIESSEN!!!!

Schreibfrequenz: DAS. IST. DAS. WICHTIGSTE. ÜBERHAUPT! Wie oft schreibt er? Jeden Tag 17 Mal? Antwortet er dir immer in unter 4 Minuten 30? Ja? Dann will er dich heiraten. Wenn nicht: AB. SCHIE. SSEN!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Scheisse, ich bin sicher, der erste whatsapp-Verkehr hat schon viele Beziehungen bereits im Keim erstickt (und wenn nicht, hat später dann der erste SEXUELLE Verkehr den Rest getan, haha!! Kleine Bemerkung am Rande...). Viele Männer wurden bereits vor dem ersten physischen Treffen virtuell zu Arschlöcher abgestempelt, dabei  fehlt ihnen vielleicht einfach nur das Talent  eines Schillers oder Shakespeares.

Hocken Männer eigentlich auch so in Rudeln über ihren Smartphones und nehmen die Messages ihrer Frauen auseinander? "Huch, jetzt hat sie sich ganze 10 Minuten Zeit gelassen, um mir zu antworten, und dann auch nur den Ok-Daumen geschickt - ohne Smilie! Sie hat also einen anderen, heeeeuuull...!" - I doubt it... 
Woher das wohl kommt? Sind Frauen einfach literarisch interessierter als Männer? Oder können Männer - 

Oh, sorry, ich muss jetzt aufhören, mein Handy bimmelt. Jemand denkt an mich. 





Montag, 12. Oktober 2015

33 Rollig

Manchmal hätte ich einfach gerne Sex. Nur das, nichts weiter.

Jupp, ich bin sicher, nach diesem einen Satz haben jetzt grad 10'000 mehr als sonst diesen Blog hier angeklickt - IHR GRÜSEL! Typisch!
Aber menschlich. Und ja, ist so: auch ICH bin nur ein Mensch, kaum zu glauben. Auch ich habe so meine primitiven Bedürfnisse.

Jaja, ich weiss, Sex zu haben in der Stadt Zürich ist nun wirklich nicht schwierig, auch ohne feste Beziehung (wahrscheinlich ist es dann sogar noch einfacher). Tinder, Facebook, Sportvereine, Vernissagen, die eigene Kontaktliste im iphone oder eine Bar nachts um 3 - man wird auf jeden Fall fündig, wenn man ein paarungswilliges Männchen oder Weibchen sucht. Und meistens muss man nicht einmal suchen, denn irgendwie hat man in seinem Umfeld ja doch immer irgend so ein Gschleick, dem man nur kurz einen Funk geben muss.

Ist bei mir auch nicht anders.
Ausser genau jetzt.

Und ich bin rollig. (Grossartiger Ausdruck, übrigens!)

Aber alle möglichen Geschlechtspartner sind irgendwie grad so saumässig beschäftigt, keiner hat Zeit und Musse. Sagen sie jedenfalls. Vielleicht servieren sie mich aber auch einfach gerade ab, wer weiss.
Und die bereits Abservierten kann ich auch nicht mehr aktivieren. Aus unterschiedlichen Gründen. Aber meistens ist es meine Würde. "Sorry, wir haben 234230 Monate nichts mehr voneinander gehört, weil du einfach ein riesiges Arschloch bist, aber jetzt bin ich gerade notgeil und dachte, vielleicht bis du ja in der Nähe..." - ¨ääähm, nope. Sex ja, aber ich will mich nachher noch im Spiegel anschauen können, ohne dass mir gleich das Kotzen kommt.
Mit dem Sex haben ist es ein bisschen wie mit dem Schuhe kaufen: wenn man grad ganz dringend ein Paar braucht, dann findet man natürlich keine passenden. Und Schuhe kaufen kann auch so verdammt anstrengend sein: man sucht und sucht die Regale im Laden ab, probiert Paar um Paar, und dasjenige, das einem am besten gefällt, hat's grad nicht in der passenden Grösse... Gut, ich könnte auch einfach rein in den Laden, das erste Paar Schuhe packen, egal, ob eine Nummer zu klein, geht ja schon irgendwie, zieh sie ja eh nicht so oft an, zahlen, raus. Aber dann nerv ich mich ja doch nur wieder, weil sie drücken oder zu teuer waren oder null zum neuen Kleid passen!

Nein, echt, man muss wirklich gerade in der perfekten Stimmung sein, um sich diesen furchtbar mühsamen Gang von Vögele zu Pasito zu Ochsner antun zu können, ohne dass man nicht ernsthaften psychischen Schaden davon trägt. Und Amok läuft.

Und zur Zeit habe ich halt einfach keinen Bock auf Schuhkauf. Auf Schuhe schon, aber nicht das Ganze drum herum. Tinder, Bars und Co. können mir grad gestohlen bleiben. Wenn ich noch EINE Velo-Uniform sehen, ein "Hey, wie gestaltest du dein Leben?" lesen, einen biergeschwängerten Atem in meinem Gesicht spüren oder die berühmte Katze im Sack zu Hause wieder enttäuscht in den Sack zurückpacken muss, falle ich in Ohnmacht! Und zwar aus Langeweile.

Übrigens auch, wenn ich's mir selber machen muss - also behaltet eure gut gemeinten Ratschläge grad mal schön für euch selber, falls ihr auch mal rollig (einfach zuuuuu geil, dieses Wort, echt! :-)) seid.
Booooring.

Ja, manchmal MAG man halt einfach nicht. Auch wenn's um die grundlegendsten, menschlichen Bedürfnisse geht. Kennt ihr das? Das ist, wie wenn man saumässig Hunger hat, aber zu faul zum Einkaufen ist und stattdessen zu Hause an der abgelaufenen Packung mit trockenen Guetzli knabbert. Schmeckt scheisse und nachher hat man noch mehr Hunger.

Jupp, so sieht's aus.
Ich hab Hunger, aber der Kühlschrank ist leer.
Ich hätte gern ein Paar schicke neue Sneakers, aber meine Grösse haben sie ja eh nie.

Ich will Sex, aber ohne trockene Guetzli und endlos nervige Shopping-Trips, ohne Katze im Sack.

Damn it. Rollig sein ist manchmal scheisse.

(Haha! "rollig"! Love it!!)







Mittwoch, 30. September 2015

32 KRACH! BUMM!! BÄMM!!!

Heute Morgen war ich im Krieg.

Links und rechts schlugen die Granaten ein. Ich konnte sie nicht sehen, aber deutlich hören und spüren, wie die Erde zitterte. 

BUMM!! BUMM!! BUMM!!

Regelmässig wie Hammerschläge.
Dann ächzten die hohen Gebäude über mir, sie neigten sich immer mehr zur Erde. Mit einem Krach brachen die Gemäuer ein, die Brocken stürzten geradewegs auf mich herab. Ich versuchte zu laufen, kam aber keinen Schritt vorwärts, war wie eingefroren. Schützend hielt ich die Hände über meinen Kopf und kniff die Augen zusammen.
Oh Gott, wenn ich jetzt sterben muss, dann bitte, lass es schnell und schmerzlos geschehen! 

PÄNG!!! WAMM!!! ZIUUUMMM!!!!
Ich hatte Glück: keines der Trümmer, das um mich herum in den Boden einschlug, traf mich. 

Dichter Staub wirbelte auf, ich hatte Mühe zu atmen, es würgte mich, die Sicht war getrübt.
Wo um Gottes Willen rannte ich hin? Rannte ich überhaupt?

IIIIIIIIIIIHHHHHHHHKKKKRRRRRRRRRRKKKKKKKK!!!!!!!!

Ein scharfes Geräusch von quietschendem Metall durchschnitt die Luft, es schmerzte in den Ohren. Ich sah durch die Wand aus Staub, wie irgendwo weit entfernt die Funken sprühten. 
Dann war da plötzlich irgendwas vor meinen Füssen, ein Stück Mauer oder so, ich stolperte, stürzte. Der Boden unter mir war in Bewegung, es rumorte wie bei einem Erdbeben. Irgendetwas bewegte sich auf mich zu, irgendetwas Grosses, Monströses. Es rollte unerbittlich heran und machte alles platt, was sich in seinem Weg befand. Ich hörte, wie es unter seiner gewaltigen Walze krachte und splitterte. Dazu pfiffen erneut Granaten durch die Luft und schlugen tiefe Krater in die Strasse, IIIIUUUUUUUUUHHHH BUUUMM!!!!!

Ich versuchte, auf allen vieren davon zu kriechen, mich irgendwo in Sicherheit zu bringen. Es kam immer näher, dieses Ding, der Krach wurde immer lauter, der Staub um mich herum irgendwie immer heisser, irgendwo brannte es. Ich krallte mich in die Trümmer am Boden, zog mich verzweifelt vorwärts, aber ich war nicht schnell genug... 

BÄÄÄÄÄÄMMMMMM!!!!!


Dann schreckte ich schweissgebadet im Bett auf und merkte: die Handwerker auf der Baustelle vor meinem Haus hatten wieder besonders früh mit der Arbeit begonnen.