Mittwoch, 9. März 2016

45 REISESPECIAL: Kitty cat in der Wüste

Abu Dhabi.
Es ist Abstimmungssonntag in der Schweiz, und damit ich gar nicht erst teilnehmen kann an diesem ganzen Geschimpfe in den sozialen Medien über die Durchsetzungsinitiative, schick ich mich in die Wüste. Wortwörtlich.

Ich persönlich finde ja, in diesen Vereinigten Arabischen Emiraten kann man nicht viel mehr machen als Wüste kucken, Strand und Shopping. Aber letzteres untersagt mir mein Budget und mein übervoller Rucksack eh, ausserdem muss ich nicht den ganzen Tag in diesen riesigen, supermodernen Einkaufszentren rumhängen oder dort sogar noch Skifahren. An den Strand hab ich grad keine Lust, krieg nur Sehnsucht nach den Weissen Haien in Afrika. Überhaupt bin ich grad stinkend faul, 2-Monats-Reisekoller, und die Formel 1-Strecke interessiert mich auch nicht so.
Also, eben, ab in die Wüste, und die ist ja wirklich eindrücklich. Sand, Sand, Sand, so weit das Auge reicht, vom Wind in mysteriöse Formen geblasen, wie gespenstische Mondlandschaften. Ich glaube, hier haben sie den neusten STAR WARS gedreht (love it!!!) - und ich schwör, ich steige das erste mal aus dem Jeep und dann liegt vor mir doch tatsächlich ein Kamm im Sand! "Comb the desert!!", kennt ihr? Geiler Zufall oder irgendein anderer SPACEBALLS-Fan war am Werk.
Gut, aber wer hinterlässt schon reinen Gewissens Abfall in der Wüste?? Ok, leider so einige, wie ich feststellen muss.


Ansonsten kann ich betreffend meines kurzen Stopovers in Abu Dhabi eigentlich nur noch von zwei interessanten Zwischenmenschlichen Begegnungen berichten:

Zum einen ist da der ältere Mann aus Kuwait, mit dem ich den Lift in meinem Hotel teile. Er trägt eines dieser traditionellen, bodenlangen Gewänder und einen Turban auf dem Kopf. Sofort will er wissen, woher ich komme und was ich mache. Er arbeite nämlich beim Fernsehen, und ich könne doch gleich mitkommen auf sein Zimmer, er mache dann ein paar Aufnahmen.
Ich will aber nicht berühmt werden und sage dankend ab.

Zum anderen ist da der quirlige Taxifahrer aus Bangladesch, der mich ins Yas Shopping Center bringt (nur kurz kucken, nix kaufen!). Wir diskutieren über Vor- und Nachteile der arrangierten Ehe, wie sie in seinem Land üblich ist. Ok, zuerst zwar noch über "Kitty cat. Kitty cat! You know? Kitty cat? Football, Tennis, KITTY CAT!!!!"  - "Oh, you mean 'Cricket'! No, that's not really popular in Switzerland...." 
So viel zu dem. 
Aber diese ständigen Partnerwechsel bei uns modernen Christen, die würden doch nicht glücklich machen, ist er überzeugt. Eine Person heiraten, die die Eltern ausgesucht haben, noch viel weniger, finde ich (und denke dabei an den Geschmack meiner Eltern - meine Mutter kuckt BERLIN - TAG UND NACHT, sollte das etwa Vertrauen in mir wecken, was die Auswahl eines Mannes für mich betreffen würde??). Der Taxifahrer sagt, seien die Eltern zufrieden, seien es die Kinder doch auch. Und wenn die Ehe wirklich so schrecklich sei, dann könne man sich ja immer noch scheiden lassen, was in Bangladesch aber viel seltener nötig sei als bei uns Westlern. Voller Stolz erzählt er mir dann noch von seiner Tochter und seinem Sohn. Ich frage ihn, ob er denn vollkommen glücklich sei mit der Situation. "Yes!", schiesst es ohne eine Sekunde zu zögern aus ihm heraus. 
Und ich glaube ihm sogar.

Hmm.
So nach längerem Nachdenken komm ich tatsächlich zum Schluss, dass ich mir wohl so einige Nerven und Tränen hätte sparen können in meinem Leben, hätten mir meine Eltern damals einfach eine Ehe arrangiert - inklusive Scheidung.

Anyway. Die Abstimmung ist durch, jetzt können wir auf Facebook endlich wieder Katzenvideos posten, und in Abu Dhabi wartet mein Flug nach Brasilien.

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